„Dokument der Schande“UN-Klimabericht: Die Menschheit steht endgültig am Scheideweg

Antonio Guterres, Generalsekretär der Vereinten Nationen, spricht im UN-Hauptquartier in New York zur Presse.

UN-Generalsekretär Antonio Guterres nennt Klimabericht am 4. April 2022 ein Dokument der Schande.

Der IPCC-Klimabericht lässt einem den Atem stocken: Das Fenster, dass die Menschheit zur Rettung des Klimas hat, schließt sich rasant. UN-Generalsekretär Antonio Gueterres rechnet mit den politischen Führern ab.

von Alexander Haubrichs (ach)

Der Ukraine-Krieg hält uns in Atem, die Corona-Pandemie ist längst nicht vorbei und doch hat die Welt ein viel größeres Problem: Der neueste Klimaschutz-Bericht zeigt, dass die Menschheit am Scheideweg angekommen ist.

Nachdem im vergangenen Jahrzehnt einmal mehr ein Rekord bei den Treibhausgas-Emissionen verzeichnet wurde, macht der neues IPCC-Bericht klar: Die Zeit raschen Handelns ist gekommen. Derzeit, so die Wissenschaftler, befinde sich die Menschheit auf dem Pfad einer drei Grad Erwärmung, was weite Teile des Planeten für menschliches Leben unwirtlich machen würde.

Sofortige Maßnahmen nötig zur Klima-Rettung

„Wir sind an einem Scheideweg. Die Entscheidungen, die wir jetzt treffen, können eine lebenswerte Zukunft sichern“, erklärte der IPCC-Vorsitzende Hoesung Lee (76). „Wir haben die Werkzeuge und das Wissen, um die Erwärmung zu begrenzen.“ Dazu gehörten vor allem Erneuerbare Energien, den Einsatz von Wasserstoff und ein Ende des Verbrauchs fossiler Energien.

Alles zum Thema Umweltschutz

UN-Generalsekretär António Guterres (72) erhob schwere Vorwürfe gegen Wirtschaft und Politik. Der Bericht sei ein „Dokument der Schande, ein Katalog der leeren Versprechen, die die Weichen klar in Richtung einer unbewohnbaren Erde stellen. Sie ersticken unseren Planeten“, sagte der Portugiese in einer Videobotschaft.

Weltklimarat IPCC stellt Bericht zu Maßnahmen gegen Klimakrise vor: Entwicklung der CO2-Emissionen der größten Emittenten. - AFP / AFP

Die CO2-Emissionen laut dem neuesten Klimabericht des IPCC am 4. April 2022.

Greta Thunberg kritisiert Bericht als „verwässert“

Zumal wochenlang um die richtigen Formulierungen gerungen wurde. So kritisierte „Fridays for Future“-Gründerin Greta Thunberg das Dokument. „Wenn ihr den neuen IPCC-Bericht lest, behaltet im Hinterkopf, dass die Wissenschaft vorsichtig ist und dass das hier in den Verhandlungen von Ländern verwässert worden ist“, schrieb die 19-Jährige auf Twitter.

Das Zeitfenster für Maßnahmen zur Einhaltung der Pariser Abkommen schließe sich rasant. Und doch scheint kaum eine Regierung derzeit in den Industriestaaten die nötigen Schritte einzuleiten.

Auch die Ampel-Regierung hat nach Ansicht von Experten und Umweltverbänden trotz grüner Beteiligung nicht die Maßnahmen vorgelegt, die dazu ausreichend wären.