Video-Botschaft zum MassakerSelenskyj richtet drastische Worte an Angela Merkel

Die Gräueltaten der russischen Armee in Butscha lösen weltweite Bestürzung aus. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich nun zu Wort gemeldet – und sich direkt an Angela Merkel gewandt.

von Jan Voß (jv)

Die Bilder aus Butscha sorgen auf der ganzen Welt für Entsetzen. Die russische Armee hat in der ukrainischen Stadt ein Massaker angerichtet. In der Region rund um die Hauptstadt Kyjiw sind inzwischen die Leichen von insgesamt 410 Bewohnern geborgen worden.

Wie tief der Schmerz und die Trauer in der Ukraine sein müssen, ist kaum zu erahnen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich nach dem Butscha-Massaker nun selbst zu Wort gemeldet. In einer dramatischen Video-Botschaft richtete sich Selenskyj am Sonntagabend (3. April) auch direkt an die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel. Er findet drastische Worte.

Wolodymyr Selenskyj lädt Merkel nach Butscha ein

Merkel solle selbst in die von den schweren Gräueltaten erschütterte Stadt Butscha reisen. Der ukrainische Präsident hat die deutsche Ex-Kanzlerin persönlich eingeladen.

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In dem Kyjiwer Vorort könnten sich Angela Merkel ein Bild von ihrer gescheiterten Russland-Politik der vergangenen Jahre machen. Auch den ehemaligen französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy sprach Selenskyj in der Video-Botschaft direkt an und stellte ihn in Zusammenhang mit der Pro-Putin-Politik der Europäischen Union.

Selenskyj wird konkret: Was er Angela Merkel vorwirft

Der ukrainische Präsident wird konkret: Im Jahr 2008 hätten die Nato-Staaten, darunter Deutschland, der Ukraine eine Aufnahme in Aussicht gestellt, dann aber aus Rücksicht auf Russland einen Rückzieher gemacht. Merkel war von 2005 bis 2021 Bundeskanzlerin, ihre Amtszeit fiel also genau in diese Zeit.

„Ich lade Frau Merkel und Herrn Sarkozy ein, Butscha zu besuchen und zu sehen, wozu die Politik der Zugeständnisse an Russland in 14 Jahren geführt hat“, sagte Selenskyj. „Sie werden die gefolterten Ukrainer und Ukrainerinnen mit eigenen Augen sehen.“

Russland bestreitet Butscha-Massaker begangen zu haben

Die Bilder aus Butscha, wo nach dem Abzug russischer Truppen zahlreiche Leichen von Bewohnern auf den Straßen gefunden worden waren, sorgten am Sonntag international für Entsetzen. Die Ukraine macht für das Massaker russische Truppen verantwortlich, die die kleine Stadt bis vor kurzem besetzt hatten.

Moskau bestreitet das. Stattdessen wies das russische Verteidigungsministerium die Vorwürfe weit von sich. Die Armee habe sich bereits vorher aus den Gebieten zurückgezogen.

Doch die Reaktion aus dem Kreml wird noch schockierender. Es handele sich um eine „geplanten Medienkampagne“ der Ukraine. Zudem vermittelte Russland den Eindruck, dass die ukrainische Armee die Zivilisten durch Beschuss selbst getötet haben könnte. Belege dafür gab es nicht. (mit dpa)