Ukraine-KriegRusslands Lage immer chaotischer, Putin feuert Kommandant

Der russische Kommandeur Sergej Surowikin, hier auf einem Foto aus dem Jahr 2017, soll nach zahlreichen Niederlagen die russischen Truppen anführen.

Der russische Kommandeur Sergej Surowikin, hier auf einem Foto aus dem Jahr 2017, soll nach zahlreichen Niederlagen die russischen Truppen anführen.

Russland reagiert auf die militärischen Niederlagen der vergangenen Tage. Der 55 Jahre alte Armeegeneral Sergej Surowikin ist von Verteidigungsminister Sergej Schoigu eingesetzt worden, um die „militärische Spezialoperation“ zu führen.

Immer häufiger muss Russland militärische Niederlagen einstecken. Die Führung in Moskau ist alarmiert und hat jetzt eine Entscheidung getroffen. Sergej Surowikin, 55 Jahre alt und Armeegeneral soll ab sofort die „militärische Spezialoperation“ führen.

Surowikin sei von Verteidigungsminister Sergej Schoigu eingesetzt worden, teilte Ministeriumssprecher Igor Konaschenkow am Samstag (8. Oktober 2022) in Moskau mit. Schoigu kommt damit nach Meinung von Kommentatoren seinen Kritikern entgegen, die angesichts von Niederlagen eine Neuaufstellung der Truppen in der Ukraine gefordert hatten.

Kremlnahe Militärblogger: Lage chaotisch und katastrophal

Die Lage war zuletzt von kremlnahen Militärbloggern als chaotisch und katastrophal beschrieben worden. Die Kriegsreporter, Feldkommandeure und die private Kampftruppe Wagner reagierten Medien zufolge begeistert auf die Ernennung des „verantwortungsbewussten“ Soldaten.

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Surowikin gilt als Offizier mit breiter Erfahrung in Kriegen, darunter in der Vergangenheit auch in Syrien und davor in der russischen Teilrepublik Tschetschenien im Nordkaukasus. Der „Held Russlands“ war 2017 zum Befehlshaber der Weltraumtruppen ernannt worden. Vor Surowikin stehen angesichts der vielen Erfolge der ukrainischen Armee bei ihrer Verteidigungsoffensive und der Rückeroberung vieler Ortschaften große Herausforderungen.

Die russische Armee hatte sich zuletzt aus dem Gebiet Charkiw zurückgezogen und musste auch die strategisch wichtige Stadt Lyman im Gebiet Donezk aufgeben. Das hatte die Kritik an der russischen Militärführung noch einmal deutlich verschärft.

Kremlchef Wladimir Putin hatte angesichts dessen im September eine Teilmobilmachung angeordnet, die neben neuen Befehlshabern eine Wende bringen soll für Russland in der Ukraine. Es sollen etwa 300 000 Reservisten eingezogen werden, um die besetzten Teile der Gebiete Cherson, Saporischschja, Luhansk und Donezk zu halten und verlorene Regionen zurückzuerobern.

Russland hatte sich die in großen Teilen besetzten Gebiete nach Scheinreferenden über einen Beitritt zu seinem Staatsgebiet unter internationalem Protest einverleibt. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat angekündigt, alle besetzten Gebiete zu befreien – einschließlich der bereits 2014 von Moskau annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim. (dpa)