TupperwareKult-Unternehmen ist insolvent – Krise schlägt bis nach Deutschland durch

Eine Angestellte von Tupperware arbeitet im Werk des Konzerns in Joue-les-Tours, Zentralfrankreich (Archivbild aus dem Jahr 2013).

Eine Angestellte von Tupperware arbeitet im Werk des Konzerns in Joue-les-Tours, Zentralfrankreich (Archivbild aus dem Jahr 2013).

Bereits im September meldete das Kult-Unternehmen Tupperware in den USA Insolvenz an, nun schlägt die Krise auf die deutsche Vertriebsgesellschaft durch. Auch die Tochter in Deutschland meldet Insolvenz an.

Frischhaltedosen von Tupperware sind seit Jahrzehnten in vielen Haushalten im Einsatz. Die US-Traditionsfirma plagen jedoch Geldsorgen - und sie kämpft gegen Gläubiger, die sie schlucken wollen.

Der Frischhaltedosen-Spezialist Tupperware hat daher im September einen Insolvenzantrag in den USA gestellt. Nun schlägt sich die Krise bis nach Deutschland durch, wie die „Wirtschaftswoche“ berichtet.

Tupperware Deutschland ist insolvent

Auch die deutsche Tochter von Tupperware hat demnach Insolvenz angemeldet. Das Amtsgericht Frankfurt am Main setzte den Rechtsanwalt Thomas Rittmeister von der Kanzlei Reimer als vorläufigen Insolvenzverwalter ein, geht aus Gerichtveröffentlichungen hervor.

Nach jahrelangen Problemen war der unmittelbare Auslöser ein Streit zwischen dem US-Unternehmen und großen Gläubigern. Sie verweisen auf ausgebliebene Schuldenzahlungen und erheben Anspruch auf große Teile von Tupperware. Das Management sucht Schutz davor in einem Verfahren nach Kapitel elf des US-Insolvenzrechts.

Tupperware will das Geschäft während des Insolvenzverfahrens weiterführen und setzt zugleich die Suche nach einem Käufer fort, hieß es damals. Von den internationalen Tochterfirmen stellt laut US-Gerichtsunterlagen die Schweizer Tupperware Products AG ebenfalls einen Insolvenzantrag. Aus der Schweiz kommt einer der zehn Gläubiger. Die restlichen stammen aus den USA.

Die Abhängigkeit der deutschen Vertriebsgesellschaft vom Konzern und der bisherigen Schwestergesellschaft in der Schweiz ist hoch. „Die von der Gesellschaft in Deutschland vertriebenen Tupperware-Markenprodukte werden in ausländischen Schwestergesellschaften der Unternehmensgruppe produziert“, heißt es im Geschäftsbericht des Unternehmens für das Jahr 2022. Ohne die Belieferung durch die ausländischen Schwestergesellschaften seien keine Auslieferungen an die Kundinnen und Kunden in Deutschland möglich.

Tupperware, ein Pionier bei Plastik-Gefäßen

Tupperware, ein Pionier bei Plastik-Gefäßen für Lebensmittel, kämpfte bereits seit einiger Zeit mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten. In den vergangenen Monaten liefen Verhandlungen mit den Geldgebern, denen Tupperware mehrere hundert Millionen Dollar schuldet.

Dem Management zufolge kam die Gläubiger-Gruppe günstig zu den Kreditpapieren. Sie habe drei bis sechs Cent pro Dollar Schulden bezahlt. Der drastische Abschlag ist eine Folge der Zweifel an der Zukunft, die Tupperware schon in den vergangenen Jahren umgaben. Für 15 bis 30 Millionen Dollar hätten sich die Gläubiger also bereits einen Großteil der Schulden von insgesamt knapp 812 Millionen Dollar gesichert, rechnete Tupperware vor.

Das Unternehmen geht davon aus, dass die Gläubiger gegen das beantragte Insolvenzverfahren vorgehen werden, um stattdessen die Kontrolle über Tupperware zu bekommen. Das Management will versuchen, einen Verkauf der Firma in 30 Tagen über die Bühne zu bringen und hat dafür 7,4 Millionen Dollar in der Kasse.

Tupperware-Partys: Erst Erfolgsmodell, dann Bremsklotz

Der Name Tupperware wird auch in Deutschland oft als Synonym für Frischhaltedosen gebraucht. Das 1946 gegründete Unternehmen ist mit dem Direktverkauf groß geworden: Tupperware-Partys, bei denen Verkaufsberater die Dosen und andere Küchenartikel unters Volk bringen. Die Gastgeber bekommen Rabatte, die Berater eine Provision.

Rund 90 Prozent der Erlöse kämen aus solchem Direktmarketing, betonte Tupperware. Durch den sturen Fokus auf das langjährige Erfolgsrezept habe man aber auch lange Chancen unter anderem im Online-Handel verpasst, räumte Sanierungschef Brian J. Fox in den Insolvenzpapieren ein.

„Die Party ist vorbei“

Erst 2022 fing Tupperware an, Produkte unter anderem bei Amazon online zu verkaufen, und suchte auch den Weg in Regale stationärer Händler wie Target in den USA. Anders als in den Anfangsjahren wüssten viele Verbraucher, was die Produkte von Tupperware seien - aber nicht, wo man sie kaufen könne, beklagte das Management.

Tupperware hat 5.450 Beschäftigte in 41 Ländern. Hinzu kommen rund 465.000 der eigenständig agierenden Verkaufsberater. Diese Zahl sei nach einer Warnung vor wirtschaftlichen Problemen bereits geschrumpft, betonte Tupperware. Schlagzeilen wie „die Party ist vorbei“, hätten für Unruhe unter den Beratern gesorgt. (dpa/mg)