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„Tiefpunkt für Merkel“Altkanzlerin löst mit Kriegs-Thesen Wut aus

Angela Merkel (CDU), ehemalige Bundeskanzlerin, spricht auf einem Podium

Die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU, hier am 29. September 2025) muss derzeit Kritik einstecken.  

Erst das Treffen mit Viktor Orbán, jetzt das! Angela Merkel sorgt mit einem Interview für einen gewaltigen Wirbel. Die Reaktionen aus Osteuropa sind verheerend.

Wirbel um Altkanzlerin Angela Merkel! Erst sorgte ein überraschendes Treffen mit Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán für Aufsehen. Jetzt trifft sie eine Welle der Kritik nach einem Interview mit dem ungarischen Portal „Partizan“. Der Vorwurf der Altkanzlerin hat es in sich: Sie gibt Polen und den baltischen Staaten eine Mitschuld am russischen Krieg gegen die Ukraine.

Laut Merkel habe sie 2021 ein neues Gesprächsformat mit Kremlchef Wladimir Putin vorgeschlagen, um die Lage zu beruhigen. Doch mehrere osteuropäische Länder lehnten ab. Die Sorge: Die EU könnte keine gemeinsame Haltung finden.

Das Scheitern dieses Dialogs führte laut Merkel zur Eskalation. „Dann bin ich aus dem Amt geschieden, und dann hat die Aggression Putins begonnen“, so die Altkanzlerin. Sie sieht auch die Corona-Pandemie als Faktor.

„Wenn man sich nicht treffen kann, wenn man nicht Auge in Auge die Meinungsunterschiede austragen kann, dann findet man auch keine neuen Kompromisse“, erklärte Merkel. Persönliche Treffen mit Putin seien unmöglich gewesen, weil dieser sich aus Angst vor dem Virus komplett isoliert habe.

Überraschendes Lob gab es von Merkel hingegen für die USA. Unter den Präsidenten Obama, Trump und Biden habe es eine ähnliche Linie zu Europa gegeben. Mit US-Präsident Biden sei 2021 vereinbart worden, die Nord-Stream-2-Pipeline abzuschalten, falls Putin Gas „als Waffe einsetzen“ sollte. Das sei unter Kanzler Olaf Scholz dann auch so geschehen.

Was genau zum Krieg führte, könne man aber nicht sagen, so die Altkanzlerin. Ihr Fazit heute: „Jetzt haben sich die Zeiten geändert und jetzt müssen wir schauen, wie wir es schaffen, uns friedensfähig zu machen, indem wir eine wirkliche Abschreckung darstellen und gleichzeitig die Ukraine unterstützen“.

In Osteuropa schlugen die Aussagen ein wie eine Bombe. Der ehemalige polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki rechnete auf X knallhart ab: „Angela Merkel hat mit ihrem unüberlegten Interview bewiesen, dass sie zu den deutschen Politikern und Politikerinnen gehört, die Europa im letzten Jahrhundert am meisten geschadet haben.“

Auch aus dem Baltikum kam prompt eine wütende Reaktion. Der lettische Europapolitiker Rihards Kols nannte Merkels Worte „absurd“ und „unverschämt“.

Er legte nach: „Diejenige, die Russlands offensichtliche Aggression mit neuen Pipelines belohnt hat, belehrt nun diejenigen, die sich geweigert haben, Beschwichtigung und Selbstzerstörung zu feiern.“ Sein vernichtendes Urteil: „Denn Europa zahlt den Preis für ihre Wahnvorstellungen.“

Der estnische Außenpolitiker Marko Mihkelson zeigte sich fassungslos. Den baltischen Staaten und Polen „die Schuld dafür zu geben, dass sie Russlands imperialistischen Krieg ausgelöst haben“, sei ein neuer Tiefpunkt für Merkel. Auf X schrieb er: „Leider wirft dies einen Schatten auf ihre gesamte Amtszeit als deutsche Bundeskanzlerin. Von Nord Stream will ich hier gar nicht erst anfangen.“

Die Kritikwelle schwappte auch nach Deutschland und in die USA über. Der amerikanische Kongressabgeordnete Don Bacon erinnerte auf X daran: „Bundeskanzlerin Merkel war die deutsche Regierungschefin, die Russland als Deutschlands wichtigste Energiequelle auswählte.“

Scharfe Töne kamen auch aus Deutschland. Karl-Heinz Paqué (FDP), früherer Finanzminister von Sachsen-Anhalt, nannte die Äußerungen „unerträglich“. Merkel sei „selbstzufrieden und eitel“. Der FDP-Politiker schrieb bei X: „Reformstau, Flüchtlingszustrom, Russlandpolitik … Schuld haben immer die anderen – jetzt Balten und Polen.“

Auch der frühere Bundestagsabgeordnete Michael Roth platzte der Kragen. „Ich kann die Nachsicht gegenüber Merkels desaströser Russland- und Osteuropapolitik noch immer nicht verstehen“, schrieb er auf X. Er forderte, dass die Medien Merkel „mit ihrer gescheiterten Russland-/Osteuropa-Politik so rannehmen, wie sie das – völlig zu Recht – mit der SPD getan haben.“

Kremlkritiker wie der britische Menschenrechtsaktivist Sir William Browder zeigten sich wenig überrascht. „Kein Wunder, dass Deutschland unter ihrer Führung eine so katastrophale Russlandpolitik verfolgt hat“, kommentierte Browder bei X. Sein kurzes Fazit: „Gut, dass sie weg ist.“

Der deutsche Osteuropa-Experte Thomas Dudek zog sogar einen Vergleich zu Merkels Vorgänger Gerhard Schröder (SPD). Dessen Russland-Nähe steht seit Jahren in der Kritik.

Im Gegensatz zu Schröder habe Merkel nach ihrem Abschied „vieles richtig gemacht“, erklärte der Experte. Doch die jüngste Ungarn-Reise gehöre „nicht dazu“, schrieb Dudek bei X. Und das war schon, bevor das brisante Interview überhaupt bekannt wurde. (red)