UnheimlichHollywood sah Zugkatastrophe in den USA voraus – dramatische Folgen

Ein Foto zeigt das Ausmaß der Zugkatastrophe in Ohio (USA).

Eine Drohne nahm am 4. Februar die brennenden Wagons in East Palastine auf und zeigte das Ausmaß des Unglücks.

Ein Zugunglück hat in Ohio für eine Umweltkatastrophe gesorgt. Hochgiftige Chemikalien mussten verbrannt werden. Tote Tiere, verseuchte Böden. Nun sollen die Menschen in ihre Häuser zurückkehren. Doch wie sicher ist das?

Am Montag (6. Februar 2023) entgleiste in East Palestine (Ohio) ein mit Gefahrengütern beladener Zug. 50 der insgesamt 140 Waggons waren von den Gleisen abgekommen. Die Bevölkerung musste im Umkreis von 1,6 Kilometern evakuiert werden, die Waggons drohten zu explodierten, Teile der Chemikalien wurden vorsichtshalber von Experten verbrannt. Doch Tage später sind die Ausmaße der Umweltkatastrophe noch immer unklar.

Denn das Abfeuern der Chemikalien brachte nach US-amerikanischen Medienberichten und Videos auf Social Media Tod und Verderben in die Tierwelt.

Abfeuern der Chemikalien entließ giftige Dämpfe in die Luft

Die Fische im nahegelegenen Fluss sind tot, wie Videos zeigen. Hühner fielen einfach leblos um. Ob Vögel, Hunde, Katzen oder Kaninchen – viele Haus- und Nutztiere sind in dem Städtchen in der vergangenen Woche gestorben.

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Offenbar ist durch die Verbrennung von Vinylchlorid, einer hochgiftigen Chemikalie zur Herstellung von PVC, Hydrochlorid in die Luft gelangt, hat sich mit Wasser vermischt und ist dadurch zu Salzsäure geworden. Sie sorgt für ein Massensterben der Tierwelt und eine verseuchte Pflanzenwelt. 

Wieviel Salzsäure ist in der Luft nach dem Zugunglück?

Unternehmer Nick Drombosky, dessen Kinder in East Palestine zur Schule gehen, machte in einem Erklärvideo auf Tiktok die Gefährlichkeit der Chemikalien deutlich: Hunderttausende Kilo der gefährlichen Substanzen könnten die Gegend zwischen Pittsburgh und Cleveland immer weiter vergiften.

Arbeiter platzieren eine Schutzbarriere im Wasser in Ohio nach der Zugkatastrophe.

Mit Sperren versuchen Arbeiter der Umweltschutzbehöre am 9. Februar 2023 die Ausbreitung der giftigen Substanzen im Wasser des Flusses bei East Palestine zu verhindern.

Dr. John Balmes, Sprecher der amerikanischen Lungenärzte dagegen gab gegenüber CBS zumindest für die Luft Entwarnung: „Es gibt keine Grenzwerte für Vinyl Chlorid, weil es so hochgiftig ist, dass es gar nicht in der Umwelt sein sollte. Doch wenn das Feuer wirklich aus ist, dann dürfte die Gefahr dort niedrig sein. Langfristig muss man sich allerdings um die sorgen, die als erste den Dämpfen ausgesetzt waren, denn jeder Rauch ist toxisch. Und man muss herausfinden, welche Rückstände im Wasser und in der Erde sind.“

Gewerkschaftler warnten vor der Zugkatastrophe

Die Katastrophe hätte wohl vermieden werden können. Seit Jahren warnt die Eisenbahn-Gewerkschaft vor einer tickenden Zeitbombe.  Doch US-Präsident Joe Biden ließ die Gewerkschaften während des Arbeitskampfes allein.

Immer länger würden die Gefahrgutzüge, immer seltener würden Züge und Streckennetz mit Wartung und Inspektion instand gehalten. Seit 2017, so die Gewerkschaft, müssten ein Fünftel weniger Arbeiter die wachsenden Aufgaben erledigen. „Das ist Profitmaximierung auf dem Rücken der Eisenbahner und der öffentlichen Sicherheit.“

Hollywood-Film über Katastrophe spielt am Unglücksort

Kurios: Der Film „Weißes Rauschen“ von 2022, eine Verfilmung eines Don DeLillo-Bestsellers über eine Chemie-Katastrophe  mit Hollywood-Star Don Cheadle in einer der Hauptrollen, wurde teilweise in East Palestine gedreht, berichtet CNN.

Fünf Tage brannten die gefährlichen Chemikalien, die Abgase kontaminierten die Luft, die Rauchwolken konnten selbst aus Flugzeugen über den Wolken fotografiert werden. Inzwischen gab die Umweltschutzbehörde aufgrund der Messwerte im Grundwasser und in der Luft Entwarnung, doch noch ist völlig unklar, wie stark die Böden rund um den Ort kontaminiert sind.

Das 55-Milliarden-Dollar-Eisenbahnunternehmen Norfolk Southern Railway ist für die Katastrophe verantwortlich. Bislang fällt der angebotene Schadenersatz allerdings bescheiden aus. 25.000 Euro bietet das Unternehmen, das wären genau fünf Euro für jeden der knapp 4800 Einwohner. (ach)