„In Berlin soll die russische Flagge hängen“Kreml-Hetzer diskutiert über Einmarsch in andere Länder

Ex-Politiker Igor Markow diskutiert in der Talksendung „Abend mit Wladimir Solowjow“ über Putins Ziele.

Der Ex-Politiker Igor Markow diskutiert in der Talksendung „Abend mit Wladimir Solowjow“ am Dienstag (26. September) über Putins Ziele.

Was genau will Putin eigentlich mit seinem Krieg gegen die Ukraine erreichen? Die Frage stellt sich nicht nur der Westen, auch die Propagandistinnen und Propagandisten scheinen mitunter etwas irritiert, wenn es um die Pläne des Kremls geht. Im russischen Staatsfernsehen kommt ein Ex-Politiker zum Punkt.

von Martin Gätke  (mg)

Nicht einmal Putins Anhängerinnen und Anhänger wissen genau, worum es eigentlich bei der „militärischen Spezialoperation“, wie der Krieg gegen die Ukraine in Russland genannt wird, geht. Dieser Eindruck muss zumindest für jene Zuschauerinnen und Zuschauer entstanden sein, die am Dienstag (26. September) die Talksendung „Abend mit Wladimir Solowjow“ angeschaut haben.

Im Sender „Rossija 1“ ging es um aktuelle politische Entwicklungen, auch in Russland und der Ukraine. Dabei kommt auch ein Ex-Politiker zu Wort – und diskutiert am Ende sogar einen Einmarsch in Berlin oder Washington.

Russland: Kreml-Hetzer schwafeln über Einmarsch in andere Länder

Erneut schwafelte Putins Chef-Propagandist, der Moderator Wladimir Solowjow, darüber, wie wenig die Ukrainerinnen und Ukrainer doch bereit seien, für eine Regierung voller „Satanisten und Nazis“ zu sterben und wie „gerecht“ doch die Sache Russlands sei. Deshalb gingen auch so viele russische Soldaten „freiwillig“ an die Front, so Solowjow, „um ihr Vaterland zu verteidigen“. Da unterbrach ein russischer Ex-Politiker den bizarren Monolog – weil er wohl nicht ganz versteht, worum es eigentlich geht.

„Wir sollten klare Ziele und Aufgaben haben“, fuhr Igor Markow dazwischen. „Was wollen wir eigentlich?“ Die „Demilitarisierung“ und „Entnazifizierung“ der Ukraine, so wie es Putin propagiert, das sei alles ganz schön, so Markow, aber was hieße das.

„Nehmen wir Kyjiw ein oder was? Können wir unseren Soldaten nicht sagen, wo unsere russische Flagge hängen soll? Können wir ein klares Ziel definieren, das auch jeder versteht?“, tobt Markow. „Zumindest in Berlin“ sollte doch die Flagge am Ende hängen, „und ich will das auch in Washington haben. Es ist Zeit, klare Einschätzungen abzugeben, was soll das?“, meint der sichtlich aufgebrachte Markow.

Russland: Peinlicher Versprecher im Staatsfernsehen

Dass es keine klaren Ziele gebe, führe zu unschönen Dingen: In einer der letzten Sendungen habe Moderator Solowjow erklärt, dass 25.000 Russinnen und Russen Spenden an die ukrainische Armee senden. „Was zum Teufel soll das?“, so Markow.

Und während er sich aufregt, kommt es auch noch zu einem unangenehmen Versprecher in der Live-Sendung: Markow will auf die Bedingungen des Krieges eingehen, „den wir erklärt haben“, als der Moderator ihn schnell unterbricht: „Du meinst den Krieg, der uns erklärt wurde“, verbessert ihn Solowjow schnell. „Ja, ja, der Krieg, den der Westen uns erklärt hat, das habe ich doch gesagt“, verbessert sich Markow schnell und schwafelt weiter darüber, dass sich Russland auch auf eine direkte Bedrohung durch die USA vorbereiten solle.

Eine Szene, die zeigt: Auch für die geübtesten russischen Propagandisten scheint es nicht immer leicht zu sein, Putins Kriegsziele zu erkennen. Oder das Bild eines Russland aufrechtzuerhalten, das sich nur verteidigt – und nicht selbst den Krieg angezettelt hat.