Gast droht im russischen Staats-TV„Ich scherze nicht: Berlin und Dresden werden uns gehören“

Der Propagandist Nikolai Wawilow droht am 8. August in der russischen Talkshow „60 Minuten“ mit Olga Skabejewa damit, Russland werde Berlin und Paris erobern.

Der Propagandist Nikolai Wawilow droht am 8. August 2023 in der russischen Talkshow „60 Minuten“ mit Moderatorin Olga Skabejewa damit, Russland werde Berlin und Dresden erobern.

Während Russland an der Front mit Kampfmüdigkeit, Munitionsmangel und einer weiter vorrückenden ukrainischen Gegenoffensive zu tun hat, wird der Ton im Staatsfernsehen rauer: Ein Propagandist träumte von der Wiederherstellung der russischen Großmacht.

von Martin Gätke (mg)

In dem Selbstverständnis des Kremls und weiten Teilen der Bevölkerung ist Russland noch immer eine Großmacht: Putin will mit seinem Krieg in der Ukraine seine Einflusssphäre ausbauen, will die Kontrolle über ein Gebiet, das einst die Sowjetunion war. Und eine Hinwendung Kyjiws an EU, USA und Nato verhindern. 

Diese Vorstellung der Weltordnung findet sich auch in der russischen Propaganda – immer wieder wird dort von der alten Stärke Russlands geschwärmt, von einer Rückkehr zum Zarenreich geträumt. Diese Großmachtfantasien treiben mitunter seltsame Blüten, nun drohte ein russischer Propagandist damit, dass große Teile Mitteleuropas auch zu Russland gehören werden.

Russland: Propagandist droht - „Berlin und Dresden werden uns gehören“

Der Propagandist Nikolai Wawilow erklärte am 8. August 2023 in der russischen Talkshow „60 Minuten“ mit Moderatorin Olga Skabejewa, Russland sei in der Vergangenheit in ganz Europa präsent gewesen – insbesondere in Frankreich und Deutschland. Diese Weltordnung werde auch in Zukunft wieder eintreten. 

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„Wir werden zunehmend die Rolle übernehmen, die das Russische Reich hatte. Ich habe in der letzten Sendung nicht gescherzt, dass Berlin, Dresden, Prag, Ljubljana, alles unser sein wird“, sagte Wawilow in der Sendung. „Warum? Weil es schon mal so war. Sehen Sie, wir sind 1815 in Paris eingedrungen, 1941 in Berlin und – das ist kein Zufall“ Russland sei „das größte Land Europas, eine Riesenmacht.“

Rückblick: In den Napoleonischen Kriegen zu Beginn des 19. Jahrhunderts spielte das Zarenreich erst als Gegner des napoleonischen Frankreich, dann als Verbündeter und Mitglied der antinapoleonischen Allianz eine wichtige Rolle. Bei der Schlacht um Paris 1814 marschierten auch russische Truppen in die Stadt ein, ein Jahr später war Napoleon geschlagen. 

Russland: Propagandist träumt von Russland als Großmacht

Im von Wawilow angesprochenen Jahr 1941 griff Deutschland die Sowjetunion mit dem Unternehmen Barbarossa an, die deutsche Luftwaffe warf Bomben auf Moskau ab. Die Sowjetunion hatte anschließend ihrerseits Berlin angegriffen, warf Bomben auf die Hauptstadt ab. Immer wieder zieht die russische Propaganda den Zweiten Weltkrieg und den Sieg über Nazideutschland heran. 

Während Wawilow mit der Eroberung europäischer Hauptstädte droht, läuft es für Russland in der Ukraine alles andere als rund, wie das britische Verteidigungsministerium nun analysierte. 

Die russische Armee kämpfe in der Südukraine mit Kampfmüdigkeit und einer Abnutzung der vorgeschobenen Regimenter, die sich seit Wochen in intensiven Kämpfen befinden. Zu weiteren Problemen gehörten demnach Munitionsmangel und ein Mangel an Nachschub und Reserven. Es gebe Probleme, wichtige Flanken zu verteidigen. Die ukrainische Gegenoffensive schreitet indes weiter voran, kann im Süden und auch bei Bachmut weiter vorrücken.