„Im Ausland lachen die alle über uns“Russischer Fernsehmoderator rastet in Live-Sendung aus

Der Kreml-Propagandist Wladimir Solowjow forderte am 10. August im russischen Staatssender Rossija 1 in seiner Live-Sendung von der russischen Zentralbank eine Erklärung für den aktuellen Absturz des Rubels.

Der Kreml-Propagandist Wladimir Solowjow forderte am Donnerstag (10. August) im russischen Staatssender Rossija 1 in seiner Live-Sendung von der russischen Zentralbank eine Erklärung für den aktuellen Absturz des Rubels. 

Der Kreml-Propagandist Wladimir Solowjow konnte nicht mehr an sich halten: In seiner Live-Show übte er offen Kritik an der Zentralbank, forderte eine Erklärung dafür, warum der Rubel so stark gefallen ist. Dabei ist nicht die Zentralbank schuld – sondern Putins Krieg und die schwache Wirtschaft in Russland. 

von Martin Gätke (mg)

Der Kurs der russischen Währung fällt und fällt, hat mittlerweile ein neues Rekordtief erreicht. Am Donnerstag (10. August) wurden 107 Rubel für einen Euro gehandelt, 97 Rubel für einen Dollar. Das ist der niedrigste Wert seit Frühjahr 2022, seitdem Russland die Ukraine überfallen hat. Das verteuert die Importe für Russland einmal mehr.

Das sorgt dafür, dass sich immer mehr Russinnen und Russen besorgt zeigen im Land – auch ein bekannter Einpeitscher des Kremls konnte in seiner Live-Sendung am Donnerstag nicht mehr an sich halten. Wladimir Solowjow übte offen scharfe Kritik an der russischen Zentralbank, forderte eine Erklärung – und zeigt damit, wie falsch er die Lage in seinem Land einschätzt. 

Russland: Kreml-Propagandist wütet über schwachen Rubel

„Diese verdammte Zentralbank, die das ganze Land alarmiert hat“, wütet Solowjow, „sie kann nicht einmal erklären, warum zur Hölle der Wechselkurs vom Rubel dermaßen in die Höhe geschossen ist.“

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Der Propagandist wird laut: „Im Ausland lacht uns jedes andere Land aus!“ Der Rubel sei schließlich einer der drei schwächsten Währungen auf der ganzen Welt. „Dank dieser genialen Politik der Zentralbank, die das Volk so sehr verachtet, dass sie nicht einmal ein Wort darüber verliert, was sie da eigentlich tut“, erklärt Solowjow sarkastisch.

Ein klarer Angriff in Richtung Zentralbank unter der Leitung von Notenbankchefin Elwira Nabiullina. Doch nicht sie ist schuld – sondern vielmehr der Krieg ihres Landes gegen die Ukraine, die Sanktionen des Westens sowie die schwache Wirtschaft. Jüngst erklärte das Finanzministerium in Moskau, der russische Staatshaushalt sei im ersten Halbjahr deutlich in die roten Zahlen gerutscht. Das Defizit belaufe sich auf 2,6 Billionen Rubel (26 Milliarden Euro).

Russland: Das sind die Gründe für den schwachen Rubel

Ein Grund: Putins Krieg, der massiv die Staatskasse belastet. Westliche Sanktionen drücken zudem die Einnahmen aus den Exporten von Öl und Gas. Zwar verkauft Russland Öl in großen Mengen an Länder wie China und Indien – allerdings nur unter dem Weltmarktpreis. Und der ist aktuell ohnehin relativ niedrig. Zusätzlich herrscht ein riesiger Mangel an Arbeitskräften in Russland.

Die Inflationsrate steigt, Russinnen und Russen müssen den Gürtel enger schnallen. Die steigenden Zinsen in den USA und Europa tun ihr Übriges: Sie machen den Rubel zusätzlich wenig attraktiv.

Zwar kann die Kriegswirtschaft dem entgegenwirken: Der Staat gibt viel Geld für Rüstung und Hilfen für die Bevölkerung aus. Doch zur Finanzierung muss Russland seine hohen Währungsreserven angreifen. Die jüngsten politischen Ereignisse, wie zum Beispiel der Aufstand der Wagner-Söldner Ende Juni, haben den Außenwert des Rubels zusätzlich geschwächt.

Kurz nachdem Russland die Ukraine im Frühjahr 2022 überfallen hatte, brüsteten sich die Behörden noch mit dem starken Rubel. Über Monate hat die Zentralbank so getan, als sei alles normal, der Zinssatz lag noch im Herbst 2022 bei nur 7,5 Prozent – niedriger gar als vor dem Krieg.

Nun zeigt sich ein anderes Bild: Ende Juli hat die russische Notenbank den Leitzins unerwartet stark angehoben, um einen ganzen Punkt. Ein Grund für diesen Schritt: Die Sorge vor dem Währungsverfall.