Ex-Kremlchef wirft Deutschland Kriegsvorbereitung vor„Die Fritzen diskutieren Schläge auf Russland“

Auf diesem von der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Sputnik via AP veröffentlichten Foto nimmt Dmitri Medwedew im November 2023 bei einem Treffen in der Gorki-Residenz teil.

Auf diesem von der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Sputnik via AP veröffentlichten Foto nimmt Dmitri Medwedew im November 2023 bei einem Treffen in der Gorki-Residenz teil.

Deutsche Militärs spielen verschiedene Szenarien durch, die der Einsatz von deutschen Taurus-Raketen durch die Ukraine zur Folge haben könnte – und Russland hört mit. Der Abhörskandal wird die Politik noch lange beschäftigen. Und Putins Regime schlachtet den Spionage-Erfolg genüsslich aus.

von Martin Gätke (mg)

Es ist ein Post, der nicht nur in Deutschland für einigen Wirbel sorgt. Er stammt von Putins Propagandistin Margarita Simonjan, Chefin des russischen TV-Kanals RT. „Genossen in Uniform haben mir heute gerade etwas außerordentlich Interessantes übergeben“, schrieb sie am Samstagabend (2. März) auf Telegram. Und postete ein 38 Minuten langes Transkript eines Gesprächs deutscher Generäle dazu.

Provokant fragte sie, ob es nicht an der Zeit sei, dass Russland Deutschland deutlich daran erinnere, wie Explosionen russischer Brücken beim letzten Mal für Deutschland endeten – sie spielte auf den Zweiten Weltkrieg an. 

Medwedew: „Deutschland bereitet sich auf Krieg gegen Russland vor“

Der Lausch-Erfolg Russlands wird aktuell in Putins Reich mit Freude ausgeschlachtet. Auch Ex-Kremlchef Dmitri Medwedew, der ebenso wie Simonjan zu den radikalsten Stimmen in Putins Reich zählen, meldete sich zu dem Vorfall zu Wort. 

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„Deutschland bereitet sich auf den Krieg gegen Russland vor“, erklärte der stellvertretende Leiter des Sicherheitsrates der Russischen Föderation bei Telegram. Russlands ewige Gegner verwandelten sich nun erneut in ewige Feinde. „Schauen Sie sich an, mit welcher Gründlichkeit und mit welchen Details die Fritzen Schläge auf unser Territorium unter Benutzung von Raketen erhöhter Reichweite diskutieren.“

„Aufnahme lässt vermuten, dass Bundeswehr Angriffspläne diskutiert“

Dass Deutschland in dem Gespräch nicht etwa über eigene Schläge gegen russisches Territorium diskutiert, sondern wie die ukrainische Armee deutsche Taurus-Marschflugkörper theoretisch einsetzen könnte, unterschlägt Medwedew. 

Die russische Propaganda bekommt durch den Vorfall Wasser auf die Mühlen, die Taurus-Abhöraffäre bezeuge nach Ansicht des Kremls die „direkte Verwicklung“ des Westens am Konflikt in der Ukraine. „Die Aufnahme selbst lässt vermuten, dass die Bundeswehr substanziell und konkret Pläne diskutiert, russisches Territorium anzugreifen“, so erklärte es Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Montag (4. März.). 

In Deutschland wird indes die Sorge darüber laut, an welche sensiblen Informationen Russland noch gelangen konnte. Nun wird intensiv nach Antworten gesucht: Wie konnte es dazu kommen – und was folgt daraus?

Während Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Wochenende von einer „sehr ernsten Angelegenheit“ sprach, wertete Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) die Veröffentlichung als „hybriden Angriff zur Desinformation“ durch Russland. Fest steht aber auch: In Putins Reich wird dieser Angriff als Erfolg verbucht.