+++ Vorhersage +++ Wetter aktuell Regenschirm rein, Sonnenbrille raus – An diesen Tagen wird es jetzt richtig schön

+++ Vorhersage +++ Wetter aktuell Regenschirm rein, Sonnenbrille raus – An diesen Tagen wird es jetzt richtig schön

Kurz nach seiner BeerdigungPlötzlich taucht neues Video von Prigoschin im Netz auf: „Es ist alles in Ordnung“

Am 30. August ist auf dem Telegram-Kanal „Grey Zone“, der der Wagner-Gruppe zugerechnet wird, ein bisher unveröffentlichtes Video von Jewgeni Prigoschin aufgetaucht.

In der Nacht zum 30. August ist auf dem Telegram-Kanal „Grey Zone“, der der Wagner-Gruppe zugerechnet wird, ein bisher unveröffentlichtes Video von Jewgeni Prigoschin aufgetaucht.

Putin versucht alles, um eine Heldenverehrung von Prigoschin zu verhindern: Der Boss der Wagner-Truppe, der ja auch den von Putin höchstselbst verliehenen Orden Held Russlands trug, wurde klammheimlich begraben. Dennoch lebt der Personenkult weiter – auch im Internet. Dort ist nun ein neues Video aufgetaucht.

von Martin Gätke (mg)

Es war ein einziges Verwirrspiel um den Wagner-Chef: Lange Zeit wusste niemand so recht, wann und wo Prigoschin eigentlich beerdigt wird. In seiner Heimatstadt St. Petersburg wurden gleich mehrere Friedhöfe abgesperrt, der Zugang verweigert, Sicherheitskräfte schirmten alles ab. 

Putin versuchte alles, um zu verheimlichen, wo sein einstiger Vertrauter und Verbündeter unter die Erde kommt. Jener Mann, der noch vor einigen Monaten vom Präsidenten gelobt wurde, den Orden Held Russlands bekam und dem – im Normalfall – eine Bestattung mit militärischen Ehren gebührt hätte, wurde in aller Stille am Prochowskij-Friedhof beigesetzt. Anschließend riegelte die russische Armee den Friedhof ab. 

Prigoschin: Personenkult im Netz lebt auch nach seinem Tod weiter

Es scheint, als wolle Putin verhindern, dass sich am Grab ähnliche Szenen abspielen wie schon seit Tagen am Wagner-Hauptquartier in St. Petersburg: Unzählige Menschen pilgerten dorthin, legten Blumen und Gedichte nieder. Sie trauern um „Onkel Schenja“, wie Prigoschin von seiner Anhängerschaft genannt wird (Kurzform für Jewgeni). Für sie war er ein Mann des Volkes, einer, der Russland liebte und offen Probleme angesprochen hatte.

Alles zum Thema Twitter

Viele von ihnen machen insgeheim Putin für den Tod des Wagner-Bosses verantwortlich. Nun will der Präsident verhindern, dass Prigoschin als Held verehrt wird – im Netz allerdings geht der Personenkult um ihn weiter.

In den einschlägigen Telegram-Kanälen ermitteln Wagner-Anhänger auf eigene Faust weiter, wie Prigoschin ums Leben gekommen ist. Noch bevor sein Tod von Behörden offiziell bestätigt worden ist, wurden zahlreiche Videos von dem Privatjet und aus seinem Inneren geteilt.

Die letzten Stunden des Wagner-Bosses wurden minutiös aufgearbeitet: Was hat er als letztes getan? Wen getroffen? Wer war vor ihm im Flugzeug? Zahlreiche Spekulationen machten die Runde – doch in einem Punkt sind sich die Wagner-Blogger sicher: Putin steckt hinter einem Mordkomplott. Viele der Wagner-Anhänger haben Rache geschworen.

Prigoschin: Auf Telegram bisher unveröffentlichtes Video geteilt

Nun tauchen immer wieder auch Videos von Prigoschin auf, in denen der Wagner-Chef Putin und den Kreml offen kritisiert. Am Donnerstag veröffentlichte der Wagner-Kanal „Grey Zone“ ein bisher unveröffentlichtes Video vom Söldnerboss, der in Uniform in einem Wagen sitzt und erklärt: „An diejenigen, die über meine Liquidation, mein Privatleben, meine Einnahmen oder was auch immer sprechen – es ist streng genommen alles in Ordnung.“ 

Er fügt hinzu: „Für alle, die darüber diskutieren, ob ich lebe oder nicht und wie es mir geht: Es ist ein Wochenende in der zweiten Augusthälfte 2023. Ich bin in Afrika.“

Das neue Video könnte Gerüchte anheizen, ob Prigoschin doch noch lebt – allerdings hat die „Moscow Times“ bereits festgestellt, dass es offenbar in Zusammenhang mit einem der letzten Aufnahmen steht, in dem Prigoschin behauptete, in Afrika zu sein. Er trage dieselbe Kleidung. Das Video sei vermutlich am 19. oder 20. August gedreht worden. Drei Tage später starb er bei dem Absturz seines Privatjets.

Prigoschin: Söldner-Boss hat Putin und Militärführung scharf kritisiert

Viele andere Clips, die auf Telegram von der Wagner-Anhängerschaft geteilt werden, wurden aufgezeichnet, bevor er im Juni mit seiner Söldnerarmee gen Moskau marschierte und Putin sowie die gesamte Militärführung infrage stellte.  

Regelmäßig hat Prigoschin Videobotschaften gefilmt, in denen er die Militärführung und die Art und Weise, wie der Krieg in der Ukraine geführt wird, angriff. Geteilt wurden sie unter anderem über den Telegram-Kanal seines Unternehmens Concord. 

Unter den Videos ist eines zu finden, das nur Stunden vor der Meuterei veröffentlicht worden ist. In dem Clip bezweifelt Prigoschin die Rechtfertigung von Putin für den Beginn seines groß angelegten Angriffskrieges, der in Russland nur „militärische Spezialoperation“ genannt werden darf. Prigoschin sagt darin, das alles seien Lügen, die auch ihm vom Kreml eingetrichtert worden seien. 

Auch auf X (vormals Twitter) wurde ein Ausschnitt des Videos gepostet:

Prigoschin spricht in dem Video von den „Täuschungen“ des russischen Verteidigungsministeriums und nennt den Kreml „einen Haufen Sch***“. Die gesamte militärische Operation sei schlecht geplant, Verteidigungsminister Sergei Schoigu sei dafür verantwortlich, Tausende Menschen sinnlos getötet zu haben.

Prigoschin: Wagner-Kanäle teilen weiterhin seine Botschaften

„Der geisteskranke Schoigu beschloss: ‚Es ist in Ordnung, wir werden ein paar tausend weitere russische Männer als Kanonenfutter einsetzen. Sie werden unter Artilleriebeschuss sterben, aber wir werden bekommen, was wir wollen.‘ Deshalb ist das so ein langwieriger Krieg geworden.“

Bereits während der Kämpfe um Bachmut, bei denen die Wagner-Söldner wesentlich beteiligt waren, hatte Prigoschin immer öfter offen den Kreml kritisiert. Kurz vor seinem Meutereiversuch haben die persönlichen Angriffe in seinen Videos zugenommen. Er zeigte sich frustriert über die mangelnde Unterstützung seitens des Kremls. 

Prigoschin – ein echter Gangster, der versuchte, ein Gangster-Regime zu Fall zu bringen – verkalkulierte sich mit seinem „Marsch der Gerechtigkeit“. Wie er genau ums Leben kann, was die Hintergründe für den Absturz seines Privatjets sind, wird wohl nie vollends aufgeklärt werden. Russland lehnt auch eine internationale Untersuchung zum Absturz des Privatflugzeugs ab. Putin indes wird wohl vorerst wieder fest im Sattel sitzen.