KorruptionsprozessEx-Präsident Nicolas Sarkozy zu mehrjähriger Haft verurteilt

Sarkozy

Nicolas Sarkozy, ehemaliger Präsident von Frankreich, trifft am Montag (1. März 2021) im Gerichtssaal ein. Er wurde in einem Korruptionsprozess zu einer dreijährigen Haftstrafe verurteilt.

Paris – Der ehemalige französische Präsident Nicolas Sarkozy (66) ist am Montag, 1. März 2021, von einem Pariser Strafgericht zu drei Jahren Gefängnis verurteilt worden. Davon wurden zwei Jahre zur Bewährung ausgesetzt. 

  • Korruptionsprozess gegen Nicolas Sarkozy
  • Ehemaliger französischer Präsident zu Gefängnisstrafe verurteilt
  • Muss er hinter Gitter?

Vor neun Jahren verließ Sarkozy den Élyséepalast. Nun wird er von einer Affäre eingeholt.

Die Aussichten auf ein Comeback dürften sich damit erheblich verdüstern. Frankreichs früherer Präsident Nicolas Sarkozy ist wegen Bestechung eines hohen Justizbeamten und unerlaubter Einflussnahme zu einer Haftstrafe von drei Jahren verurteilt worden, wie die französische Nachrichtenagentur AFP am Montag aus dem Pariser Justizpalast berichtete.

Nicolas Sarkozy muss trotz Verurteilung wohl nicht ins Gefängnis

Der 66-Jährige muss voraussichtlich aber nicht ins Gefängnis, weil die Strafe zu Hause unter elektronischer Überwachung abgebüßt werden kann. Die Richter verurteilten auch Sarkozys langjährigen Anwalt Thierry Herzog und den Juristen Gilbert Azibert zu Haftstrafen von jeweils drei Jahren, ebenfalls mit zwei Jahren auf Bewährung. Die Verhandlungen vor Gericht hatten Ende vergangenen Jahres zu großem Aufsehen in Frankreich geführt.

Sarkozy hatte laut Anklage 2014 versucht, über seinen Anwalt Herzog von dem Juristen Azibert Ermittlungsgeheimnisse erhalten. Im Kern habe dieses Verhalten die Unabhängigkeit der Justiz gefährdet, argumentierte die Anklage. Der konservative Sarkozy regierte von 2007 bis 2012 im Elyséepalast. Er hatte die Vorwürfe Ende vergangenen Jahres vor Gericht zurückgewiesen.

Paris: Nicolas Sarkozy wegen Bestechung verurteilt

Bei zahlreichen Anhängern der bürgerlichen Rechten gilt er bis heute als Führungsikone, obwohl er keine Ämter mehr hat. Die Vorwürfe beruhen auf der Verwendung abgehörter Telefongespräche des Politikers mit Anwalt Herzog. Um die Rechtmäßigkeit dieser Abhöraktion hatte es einen heftigen Streit gegeben. Das Verfahren gilt als einmalig. Es ist aber nicht das erste Mal, dass ein früherer Präsident verurteilt wurde.

Sarkozys Vorgänger Jacques Chirac erhielt 2011 wegen Veruntreuung und Vertrauensbruch in seiner Zeit als Pariser Bürgermeister eine Bewährungsstrafe von zwei Jahren. Affären um reiche Freunde, maßlose Regierungsmitglieder oder Vetternwirtschaft hatten Sarkozys Zeit im Élysée geprägt. Der einstige Hoffnungsträger der Rechten hatte seine Karriere als Bürgermeister begonnen. Er verlor schließlich 2012 gegen den Sozialisten François Hollande.

Frankreich: Präsidenten werden von weitreichender Immunität geschützt

Nach seinem Abtritt wollte er fünf Jahre später noch einmal Präsident werden – scheiterte jedoch bereits im parteiinternen Ausleseverfahren. Sarkozy steht vor einem juristischen Hürdenlauf. Wegen Ausgaben für seine erfolglose Wiederwahlkampagne wird es Mitte des Monats einen weiteren Prozess geben.

Die Justiz ermittelt zudem seit Jahren wegen angeblicher Zahlungen Libyens für seinen erfolgreichen Präsidentenwahlkampf 2007. Sarkozy weist auch hier alle Vorwürfe zurück.

„Sarko”, wie er häufig genannt wird, nährte selbst Spekulationen über ein mögliches politisches Comeback. Im vergangenen Sommer veröffentlichte er den Memoirenband «Le Temps des Tempêtes» («Die Zeit der Stürme»), der zu einem Bestseller wurde. Präsidenten werden in Frankreich von einer weitreichenden Immunität geschützt. (dpa)