Kommentar zum IfSGGegen Wissenschaft & Vernunft: Die Ampel lässt die Masken fallen

Karl Lauterbach mit Mund-Nasen-Schutz

Karl Lauterbach mit Maske. Bedrängt von der FDP lässt der Gesundheitsminister die Maskenpflicht fallen.

Während die Corona-Inzidenzen immer neue Höchststände erreichen und weiter täglich dreistellige Opferzahlen zu verzeichnen sind, lockert die Ampel-Regierung. Dabei gibt sie mit der Maskenpflicht eine der wirksamsten Waffen gegen das Virus ohne Not aus der Hand. Ein Kommentar.

von Alexander Haubrichs (ach)

298 000 Neuinfektionen, 228 Todesfälle, eine Inzidenz von 1707 – so sehr sich jeder eine Rückkehr zum normalen Leben wünscht, so sehr sprechen die vom Robert-Koch-Institut gemeldeten Zahlen eine andere Sprache. Jeder zehnte Covid-Fall ist derzeit ein Deutscher. Vom Corona-Musterknaben ist die Bundesrepublik zum Problemkind geworden. Der Freedom Day kommt daher zur Unzeit, getrieben von der FDP stürzt uns die Ampel ins Corona-Chaos, findet unser Autor in seinem Kommentar.

In der Omikron-Welle der BA.1-Variante fürchten einige Wissenschaftler (und auch Gesundheitsminister Karl Lauterbach) derzeit, dass sich eine weitere Welle der BA.2-Variante aufbaut – das verspricht mit Blick auf den Sommer und vor allem auf den kommenden Herbst nichts Gutes - zumal ja auch ein großer Teil der ukrainischen Geflüchteten noch nicht geimpft ist und damit eine weitere Gefahr droht. Für einen Freedom Day besteht kein Anlass, die Lage bleibt weiter ernst.

Die Sehnsucht nach Normalität ist verständlich

Und genau in diese Phase wollen wir jetzt wirklich die Masken fallen lassen? Die Testpflicht beenden? Sicher, wir sehnen uns alle nach der Rückkehr zur Normalität, wollen ins Stadion, zum Konzert, das alles ist menschlich und verständlich. Aber zu Ende reden lässt sich Corona nicht. Wer behauptet, es gäbe keine schweren Verläufe mehr, der sieht die Toten nicht und auch nicht das wachsende Heer von Long-Covid-Patienten, jeder Fall ein Schicksal und zusammengenommen eine enorme Belastung für das Gesundheitssystem.

In Frankreich verdoppelten sich die Infektionszahlen wenige Wochen nach dem Wegfall der Maskenpflicht. Italien verlängerte bei einer Inzidenz von knapp über 700 die Vorschriften. Und in Österreich sind die Ergebnisse derart fatal, dass schon am kommenden Mittwoch eine Verordnung in Kraft treten soll, die erneut zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes verpflichtet. Die aus dem NDR-Podcast bekannte Frankfurter Virologin Sandra Ciesek warnte, mit dem Wegfall der Maske würde man eben jene Sommerwelle aufbauen, vor der Gesundheitsminister Karl Lauterbach doch selber warne. Keine gute Idee also, ausgerechnet jetzt zu lockern.

Marco Buschmann bei einer Pressekonferenz.

Justizminister Marco Buschmann (FDP) treibt den Wegfall von Corona-Maßnahmen trotz hoher Inzidenzen voran.

Wir können nicht einfach bei Seite lassen, dass wegen der hohen Infektionszahlen ein geregelter Schulbetrieb kaum möglich ist. Hier die Masken wegzulassen, würde dem Virus nur weiter Tür und Tor öffnen. Immerhin: Die Testpflicht gleich auch noch einzukassieren, ist nur konsequent. Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß, sagt da der Volksmund.

Eltern fühlen sich erneut im Stich gelassen

Weg ist das Virus damit lange nicht. Und auch unter den Kindern wächst die Zahl derjenigen, die noch lange Zeit mit den Folgen der Infektion zu kämpfen haben werden. Sie tragen das Virus aber auch in die vulnerablen Gruppen, zu Eltern und Großeltern.

Apropos Eltern: Die dürfen sich einmal mehr komplett alleine gelassen fühlen. Wie schon bei den ersten Schulschließungen, als lange kein Konzept zum digitalen Lernen erkennbar war. Dann beim Verzicht auf Schutzmaßnahmen wie Luftfilter und ähnliches. Und nun durch den Wegfall der Maskenpflicht, den die NRW-Regierung mit Kultusministerien Yvonne Gebauer (FDP)  ja schon einmal beschlossen hatte und wieder einkassierte, nachdem die Zahlen explodiert waren.

Corona-Politik lässt die Kleinsten und Verwundbarsten allein

Die Politik lässt mit diesen Maßnahmen jene allein, die sich nicht selbst schützen können. Angefangen bei den Kleinsten, die noch überhaupt keine Möglichkeit zur Impfung hatten. Und da selbst bei milden Verläufen Schäden am Hirn zurückbleiben können, ist das unverantwortlich. Die mahnenden Stimmen gibt es genug und man kann das Corona-Virus auch nicht loswerden, in dem man weghört, wie es so mancher in der Ampel-Regierung gerade tut.

„Die einzige Möglichkeit, um sich vor Long COVID zu schützen, besteht darin, eine Infektion mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 zu vermeiden“, schreibt das Gesundheitsministerium auf seiner Website. Und die grüne Bundestags-Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt schreibt auf Twitter: „Wir werden auch künftig Schutzmaßnahmen gegen Corona brauchen. Dazu gehört auch die Maske! Mir machen Studien über Langzeitfolgen für Kinder große Sorgen. Ihr Schutz ist zentral.“

Doch getrieben von der FDP droht uns die Ampel-Regierung ins Chaos zu stürzen, wir geben die wirksamsten Waffen gegen das Virus freiwillig aus der Hand. Nur eine Enthaltung aus dem Lager der Grünen, ansonsten stimmte die Ampel geschlossen für dieses fragwürdige Gesetz. Weghören, wegreden, wegschauen – das hat bei Corona noch nie geholfen!