Drohender KriegNeues iPhone 15 zeigt: Apple bereitet sich auf das schlimmste Szenario vor

Ein Apple-Mitarbeiter hält in unserem Archivbild (2022) eines der damals vorgestellten iPhone-Pro-Modell während des Launch-Events im Apple-Hauptquartier in Cupertino (Kalifornien) in der Hand: Apple versucht, seine Abhängigkeit von China zu minimieren.

Ein Apple-Mitarbeiter hält in unserem Archivbild (2022) eines der damals vorgestellten iPhone-Pro-Modell während des Launch-Events im Apple-Hauptquartier in Cupertino (Kalifornien) in der Hand: Apple versucht, seine Abhängigkeit von China zu minimieren.

Für Apple war China bislang ein wichtiger Markt. Doch Peking lässt immer öfter die Muskeln spielen, vor allem gegenüber den USA und seinen Verbündeten. Fachleute befürchten, dass das Land als Erstes versuchen könnte, sich Taiwan einzuverleiben. Apple bereitet sich darauf vor.

von Martin Gätke (mg)

Seit Jahren lässt China im Südchinesischen Meer die Muskeln spielen, trat in jüngster Zeit immer aggressiver auf. Im Pazifik wächst die Zahl der sogenannten „unsicherer Begegnungen“ mit chinesischen Flugzeugen und Schiffen. Die Anrainerstaaten stehen sich zunehmend bedroht und stärken ihre Zusammenarbeit mit den USA.

Viele Fachleute befürchten: China könnte als Erstes versuchen, sich Taiwan einzuverleiben – noch vor 2027. Chinas Machthaber Xi Jinping betrachtet Taiwan, eine unabhängige, dem Westen zugewandte Republik, als eigenes Territorium. Internationale Besuche stießen zuletzt auf scharfe Kritik aus China. Die USA aber wollen den Status quo bewahren – zur Not mit Waffengewalt.

China: Konflikt im Pazifik hätte drastische Folgen für Weltwirtschaft

Sollte der Konflikt eskalieren, könnte das weltweit verheerende Folgen für die Weltwirtschaft haben. Denn: Der Großteil aller Halbleiter auf dem Weltmarkt kommen aus Taiwan. Auch Apple verbaut leistungsstarke Chips vom Inselstaat – allerdings wird das neue iPhone 15 erkennen lassen, dass sich der Konzern auf einen drohenden Krieg vorbereitet. Denn auch Apple gerät in die Abhängigkeit von Washingtons größtem geopolitischen Rivalen.

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Am 12. September ist es so weit: Der Konzern stellt die neue Generation der iPhones vor. Und an der neuen 15. Generation lasse sich wie an keinem anderen Produkt aus den USA ablesen, wie darum gerungen wird, sich für einen langwierigen Konflikt und einer damit verbundenen möglichen Blockade Taiwans zu rüsten, analysiert die „Wirtschaftswoche“.

Oriana Skylar Mastro, Verteidigungswissenschaftlerin an der renommierten kalifornischen Stanford-Universität, erwarte, dass China bis 2027 versuchen wird, sich Taiwan einzuverleiben. Andere Fachleute sehen China schon jetzt dazu in der Lage, es könne bereits 2025 zuschlagen, wenn die USA mit der US-Präsidentschaftswahl beschäftigt sind.

Apple versucht, seine Abhängigkeit von China zu minimieren

Indes versuche Apple, im Rekordtempo wichtige Bereiche für die Chip- und Geräteproduktion auf sicheres Territorium zu verlegen: Der taiwanische Chipriese TSMC, der auch ein Werk in Sachsen baut, errichtet auch in Arizona eine gigantische Fabrik für hypermoderne Drei-Nanometer-Chips – die gab es bislang nur in Taiwan. Apple kaufe aktuell demnach die komplette Produktion der neuen Chips auf, das iPhone 15 soll sie offenbar ebenso beinhalten wie die künftigen Modelle der Apple-Computer.

Ein weiteres großes Risiko für Apple: die Montage der iPhones. Die übernahm jahrelang fast exklusiv der taiwanische Auftragsfertiger Foxconn – in einem Fabrikgelände im Süden der chinesischen Metropole Zhengzhou. Auch diese Lieferkette will Apple zunehmend sichern, hat bereits seit der Corona-Pandemie damit begonnen, immer mehr Produktion an andere Auftragsfertiger zu vergeben. Deren neue Werke entstünden nun in Indien, weit entfernt vom möglichen Konflikt im Südchinesischen Meer. 

Allerdings bleibt die Frage nach den Akkus: China ist weltweit wichtigster Lieferant von Lithium-Batterien. Den Gerüchten nach könnte Apple mit dem iPhone 15 zum koreanischen Konzern Samsung SDI wechseln, doch auch der betreibt mehrere Werke in China. Ob es Apple gelingen wird, seine Lieferketten zu diversifizieren, bleibt offen – und auch, was die Kundschaft für dafür zusätzlich zahlen muss.