Familien-Streit eskaliertPolizei-Einsatz vor Helmut Kohls Wohnhaus in Oggersheim
Ludwigshafen – Es sind unfassbar traurige Szenen vor dem Haus des verstorbenen Altkanzlers: Sohn Walter (53) und die beiden Enkel Johannes (20) und Leyla (15) wollen ins Haus ihres verstorbenen Vaters und Opas.
Sie klingeln, warten, klingeln abermals. Doch niemand öffnet die Tür. So geht das zehn lange Minuten. Schließlich kommen Polizisten, verweisen die drei des Grundstücks! Es besteht Hausverbot für den Sohn und beide Enkel. Eskalation im Streit der Familie Kohl!
Kohls Haus im Stadtteil Oggersheim, Mittwoch gegen gegen Mittag: Geknickt verlassen die Nachfahren des Kanzlers der Einheit schließlich das Grundstück.
„Sprengt den Rahmen dessen, was man tolerieren kann”
Stephan Holthoff-Pförtner, Anwalt von Witwe Maike Kohl-Richter, sprach von der „bewussten Inszenierung eines Eklats“. Walter Kohl habe sich einem Telefongespräch, in dem die Teilnahme der Söhne und ihrer Familien an allen Trauerzeremonien besprochen werden sollte, „entzogen“.
Das sprenge den „Rahmen dessen, was man tolerieren kann“. Stattdessen habe er einen Tag später einfach vor der Tür gestanden. Vom Tod seines Vaters hatte der Sohn laut eigenen Angaben aus dem Radio erfahren.
Bild zitiert Walter Kohl beim Abgang mit den Worten: „Der angebliche Grund für das Hausverbot, das gescheiterte Telefonat mit Herrn Holthoff-Pförtner ist eine Lüge.“
Trauerfeier im EU-Parlament
Wie auch immer es gewesen ist: Wir sehen den vorläufigen Höhepunkt eines jahrelangen Familienstreits mit seinen Söhnen Walter und Peter. Helmut Kohl (87) hinterlässt nach seinem Tod das Bild eines verbitterten alten Mannes, dessen Rache nicht einmal mit seinem Tod endet.
Widergespiegelt wird seine Verbitterung auch in den Trauer-Zeremonien, die Kohl zu Lebzeiten offenbar bestimmt hat – Pläne, die seine Witwe Maike Kohl-Richter (52) jetzt in die Tat umsetzt.
Bundespräsident Steinmeier darf nicht reden
So soll Kohl am 1. Juli um 11 Uhr mit einem etwa zweistündigen Trauerakt im Europaparlament in Straßburg geehrt werden.
Auf der Rednerliste unter anderen: Bundeskanzlerin Angela Merkel, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, der frühere US-Präsident Bill Clinton.
Nicht auf der Rednerliste: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Der war bei Kohl 1999 in Ungnade gefallen. Damals war Steinmeier Kanzleramtschef unter Gerhard Schröder und warf Kohl vor, wichtige Akten vor der Amtsübergabe vernichtet zu haben.
Auch Angela Merkel sollte eigentlich nicht auf die Rednerliste – Kohl hatte sich im Zuge der Spendenaffäre von „seinem Mädchen“ im Stich gelassen gefühlt.
Sarg soll mit dem Hubschrauber nach Deutschland kommen
Folgender Ablauf ist geplant: Nach der Trauerfeier in Straßburg wird der Sarg per Hubschrauber nach Deutschland gebracht und nach der Landung bei Ludwigshafen nach Speyer überführt.
Dort ist im Dom am späten Nachmittag eine Totenmesse geplant. Aus gut unterrichteten Kreisen ist bekannt, dass für diese Teilstrecke angedacht ist, den Sarg mit Kohl per Schiff zum Dom zu bringen. Fraglich ist noch, ob das organisatorisch machbar ist.
(red)