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Abrechnung mit dem SystemKölner Ex-Anklägerin erklärt ihren Kampf zur „Freiheitssache“

Ex-Oberstaatsanwältin Anne Brorhilker.

Ex-Oberstaatsanwältin Anne Brorhilker.

Sie war Deutschlands schärfste Jägerin von Steuer-Betrügern. Doch dann der Paukenschlag: Anne Brorhilker schmiss hin! Jetzt rechnet die Ex-Anklägerin ab.

Ein Satz, der sitzt und die ganze Misere auf den Punkt bringt: „Die Kleinen hängt man, die Großen lässt man laufen.“ Mit diesen Worten begründete die Kölner Top-Ermittlerin Anne Brorhilker (52) im Frühjahr 2024 ihren Abschied aus dem Staatsdienst. Sie war „mit Leib und Seele Staatsanwältin“, doch die Art, wie in Deutschland Finanzkriminalität verfolgt wird, machte sie fassungslos.

Ihre Arbeit an den Cum-Ex-Fällen beschreibt sie als „wahnsinnig aufwendig, wahnsinnig langwierig“. Ein Sumpf aus 1700 Beschuldigten und 40 Banken. Brorhilker vergleicht das System mit einer kriminellen Bande: „Mal steht einer Schmiere, mal besorgt einer die Tatwaffe, mal vertickt einer das Zeug. In diesen unterschiedlichen Rollen waren auch die Banken unterwegs.“

Um diesem Chaos Herr zu werden, musste sie zu unkonventionellen Methoden greifen, die bei Behörden alles andere als üblich sind. Denn der Staat sei im Kampf gegen die Finanzmafia oft unterlegen. „Verwaltungen werden nicht daran gemessen, wie effektiv sie sind“, kritisiert die 52-Jährige. Veraltete Vorschriften, Personalmangel und fehlende Technik treffen auf finanzstarke Gegner mit teuren Anwältinnen und Anwälten sowie PR-Agenturen.

Für Brorhilker ist das ein riesiges Problem für unsere Demokratie. „Wir haben einen Rechtsstaat. Und wir wollen ja auch, dass der Staat das Recht gleichmäßig durchsetzt“, mahnt sie in ihrem Podcast „Freiheit Deluxe“. Wenn der Staat aber nur kleine Fische fängt und sich vor den großen Gegnern wegduckt, gerate das Vertrauen in den Rechtsstaat ins Wanken. Eine Steilvorlage für radikale Kräfte, die behaupten, der Staat funktioniere sowieso nicht.

„Gerade jetzt finde ich es total wichtig zu zeigen: Doch, der Staat kann, wenn er will“, so die Ex-Staatsanwältin. Sie kritisiert die mangelnde Transparenz im Finanzsektor und die zuckenden Schultern von Politikern angesichts von 100 Milliarden Euro, die dem Staat jährlich durch Steuerhinterziehung verloren gehen. Ihre provokante Frage an einen Finanzminister: „Ja, tu was dagegen, ne? Du bist doch derjenige, der das ändern kann, oder?“

Deshalb hat sie den Kampf selbst in die Hand genommen. Als Geschäftsführerin der Bürgerbewegung „Finanzwende e.V.“ kann sie nun „Missstände und Probleme offen ansprechen“. Und für sie ist dieser Kampf ein echter „Freiheitskampf“. „Wir Bürger, die wir uns ehrlich verhalten, wir haben Anspruch darauf, dass der Staat diese Steuergelder schützt“, erklärt Brorhilker. Denn das fehlende Geld spüren wir alle im Alltag. (red)

Ihr Appell an alle: „Sich nicht einschüchtern zu lassen. Debatten nicht den vermeintlichen Experten zu überlassen, sondern sich einzumischen.“ Denn sie ist überzeugt: „Wir sind viel mehr als die Finanzlobby. Und dann könnten wir auch schaffen, dass wir und unsere Interessen auch in den Blick geraten.“

Dieser Inhalt wurde mit Hilfe von KI erstellt.