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Zum Teil mehr als 30 ProzentKarte zeigt AfD-Hochburgen – und eine klare Trennlinie durch Deutschland

Proteste gegen die AfD am 26. September 2021 im Rahmen der Bundestagswahl in Berlin.

Proteste gegen die AfD am 26. September 2021 im Rahmen der Bundestagswahl in Berlin.

Es sind Zahlen, die schockieren. In einigen Bundesländern wählt fast jeder vierte Stimmberechtigte die Alternative für Deutschland. Ein weiterer Trend ist besorgniserregend.

Köln/Berlin. Wer in den alten Bundesländern wohnt, der kann sich solche Werte bei einer demokratischen Wahl kaum vorstellen. In Sachsen ist die AfD bei der Bundestagswahl die stärkste Partei geworden. Knapp 25 Prozent holte die Alternative für Deutschland dort.

Und so überrascht auch nicht der Blick auf die Deutschland-Karte mit den Wahlkreisen, in denen die AfD die meisten Prozentpunkte geholt hat.

Platz 1 bis 46 der AfD-Hochburgen in Ostdeutschland

Alle sechs Wahlkreise, in denen am Sonntag (26. September) mehr als 30 Prozent für die AfD gestimmt haben, liegen in Sachsen. Und man muss lange scrollen im Ranking der AfD-Hochburgen, bis auf Platz 47 der erste Wahlkreis aus den alten Bundesländern auftaucht: Fulda in Hessen.

Fünf Prozent in Hamburg, knapp 25 Prozent in Sachsen: Bei der AfD zeigt sich die Republik geteilt.

Insgesamt ging es aber bei der Bundestagswahl abwärts für die Rechtspartei um die Spitzenleute Alice Weidel, die am Wahlabend von Ingo Zamperoni zurechtgewiesen wurde, und Tino Chrupalla. Bundesweit kommt sie nur noch auf 10,3 Prozent – 2017 waren es noch 12,6 Prozent.

Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen – überall ein Minus und einstellige Werte. Im Wahlkreis Köln II sowie in Münster holte die AfD so wenige Stimmanteile wie nirgendwo sonst: jeweils 2,7 Prozent.

In Sachsen und Thüringen schafft es die Partei indes mit rund einem Viertel der Stimmen auf Platz eins, in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern auf Platz zwei. Wird die AfD eine „Lega Ost“?

AfD-Chef Jörg Meuthen will nicht nur im Osten erfolgreich sein 

Den Vergleich zur rechtspopulistischen italienischen Regionalpartei Lega Nord zog AfD-Chef Jörg Meuthen am Wahlabend selbst.

„Wenn wir vorankommen wollen, müssen wir im Westen genauso erfolgreich sein wie im Osten“, sagte Meuthen. Er hoffe, dass dies jedem in der Partei bewusst sei. Die AfD dürfe eben nicht zur „Lega Ost“ werden. Schließlich wolle die AfD die Geschicke des ganzen Landes beeinflussen, so Meuthen.

Sein Co-Chef Chrupalla, der sein Direktmandat in Sachsen verteidigte, sieht die Sache anders herum: Angesichts der starken Werte fast überall im Osten ist er mit dem Ergebnis der Bundestagswahl insgesamt zufrieden. Von den erfolgreichen AfD-Landesverbänden gingen auch prompt Mahnungen Richtung Westen. Nötig sei mehr Programmtreue, sagte der thüringische Co-Parteichef Stefan Möller der dpa. Es wäre „gut, wenn man vom Osten lernt“.

Denn, so sieht es der AfD-Chef in Sachsen-Anhalt, Martin Reichardt: „Wir sind hier im Osten klar Volkspartei geblieben.“ Die AfD könne nicht als bloße Protestpartei abgetan werden, denn ihr würden auf vielen Feldern Kompetenzen zugeschrieben, sagte Reichardt der dpa.

AfD könnte sich auf Dauer in Ostdeutschland durchsetzen

Das sehen Experten ganz ähnlich. Der Dresdner Politikwissenschaftler Hans Vorländer hatte schon vor der Wahl vorausgesagt, die Stärke der AfD in Ostdeutschland werde von Dauer sein.

„Die AfD hat sich auch organisatorisch in einzelnen Milieus und Gruppen festgesetzt, auch in Betrieben“, sagte der Professor der TU Dresden. Als Kümmerer vor Ort präsentiere sich die Partei. Und sei auch unter jungen Leuten gefragt. „Da wachsen neue Wähler nach“, sagte Vorländer.

Bei den U-18-Wahlen von Kindern und Jugendlichen vorige Woche lag die Partei in Sachsen und Thüringen tatsächlich vorn. Thüringens Landeschef Möller sagte, ein zentraler Grund für den Erfolg im Land sei, dass man „kompromisslos für die eigene Linie“ eintrete. „Wir sprechen Dinge an, für die wir von den anderen verdroschen werden.“

„Sehr eigene Ansichten zu Klima, Corona und Ausländern“

Die Beobachtung des Landesverbandes durch den Thüringer Verfassungsschutz sei eine direkte Folge davon. „Aber das wird von den Leuten honoriert“, meinte Möller.

Seine Partei profitiert von Staatsskepsis, Demokratie-Ernüchterung, wirtschaftlicher Ungleichheit in den östlichen Bundesländern. „Die AfD wird gewählt von Bürger/innen, die neben der Merkel-Regierung auch die Kanzlerkandidaten kritisch sehen, die zur Klimapolitik, zu Corona-Maßnahmen oder zu Ausländern sehr eigene Ansichten haben und für die die AfD eine Kommunikationsplattform ist“, analysierte die Forschungsgruppe Wahlen am Sonntag.

Es sind besorgniserregende Worte – und Aussagen, die auch in den alten Bundesländern dafür sorgen sollten, dass Demokraten dort weiter gegen Einflüsse von rechts  einstehen. Selbst wenn die Werte aktuell noch so klein sind.  (dpa/spol)