Historisch schlecht, aber...Armin Laschet sieht sich als Sieger der Bundestagswahl

Armin Laschet (CDU) schaut nach der ersten Hochrechnung betrübt.

Sichtlich ernüchtert: Armin Laschet stellte sich nach der ersten Hochrechnung im Konrad-Adenauer-Haus.

Nach den ersten Hochrechnungen der Bundestagswahl 2021 haben sich die Parteien zu Wort gemeldet. Wie reagieren Laschet, Baerbock und Scholz auf das Wahlergebnis?

Berlin. Dass es eng wird, das zeigte bereits die erste ARD-Prognose um 18 Uhr: Danach lagen SPD und Union bei Bundestagswahl mit 25 Prozent der Stimmen gleichauf. Für die CDU/CSU wäre das ihr historisch schlechtestes Ergebnis.

Auch bei den weiteren Prognosen zeichnete sich ab. Armin Laschet und Olaf Scholz  liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen um das Kanzleramt. 

Wahl-Debakel: Das sagt Armin Laschet

Mit wohlwollendem Applaus wurde Armin Laschet im Konrad-Adenauer-Haus empfangen. Doch die Stimmung war gedrückt.

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„Es ist heute ein ganz besonderer Wahlabend. Zum ersten Mal seit 16 Jahren hat Angela Merkel nicht mehr als Bundeskanzlerin kandidiert. Das waren 16 gute Jahre. Und daher gilt mein Dank als ersten Angela Merkel“, begann Laschet sein Statement.

„Aber uns war klar, ohne Amtsbonus wird das ein offener, harter, enger Wahlkampf. Dieser Wahlabend ist eine Ausnahmesituation“, führte er weiter aus und gab dann zu: „Aber wir können jetzt schon sagen, mit dem Ergebnis können wir nicht zufrieden sein.“

Der Unionskanzlerkandidat ist sich sicher: „Es wird ein langer Abend.“ Die Zukunft werde alle demokratischen Parteien vor große Herausforderungen stellen, so Laschet weiter, der ankündigte, dass es nun einer großen Kraftanstrengung bedürfe.

Armin Laschet gibt sich nicht geschlagen

Allerdings sah er seine Partei weiter in der Verantwortung. „Wir haben von unseren Wählern und Wählerinnen einen klaren Auftrag bekommen“, so Laschet unter dem Applaus der Anwesenden.

Er werde deshalb alles daransetzen, „eine Regierung unter Führung der Union zu bilden“. Deutschland brauche jetzt eine Zukunfts-Koalition, bekräftigte Laschet. „Zu dieser Aufgabe bin ich bereit.“

Paul Ziemiak hatte sich zuvor als erster Gesprächspartner gestellt.

Der CDU-Generalsekretär sprach in der ARD von einem engen Rennen. Er warb für eine „Zukunftskoalition“ aus Union, Grünen und FDP – also ein Jamaika-Bündnis.

Olaf Scholz sieht sich als neuer Kanzler

Im Willy-Brandt-Haus ließ sich nahezu zeitgleich zu Laschets Auftritt der SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz feiern. Er zeigte sich hocherfreut über das Abschneiden seiner Partei bei der Bundestagswahl. „Natürlich freue ich mich über das Wahlergebnis“, sagte Scholz am Sonntagabend in Berlin. „Das ist ein großer Erfolg.“

Olaf Scholz, Finanzminister und SPD-Kanzlerkandidat, gestikuliert während der Wahlparty im Willy-Brandt-Haus.

SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz, hier bei seinem Auftritt im Willy-Brandt-Haus, sieht sich als Sieger der Bundestagswahl.

Viele Wählerinnen und Wähler hätten deutlich gemacht, dass sie einen „Wechsel in der Regierung“ wollten und dass der nächste Kanzler Olaf Scholz heißen solle.

„Wir sehen, dass der rote Balken hoch geht und der schwarze Balken sehr weit runter geht. Der Auftrag an Olaf Scholz, eine Regierung zu bilden, der ist eindeutig da. Die Menschen wollen, dass Olaf Scholz der nächste Kanzler dieses Landes ist“, sagte SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil im Interview bei phoenix. Das klare Signal des Abends sei: „Die SPD ist zurück“, so Klingbeil.

Grüne feiern Annalena Baerbock: Stagediving gefordert

Gefeiert wurde auch bei den Grünen. Die Anhänger bei der Grünen-Wahlparty empfingen ihre Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock mit „Annalena“-Sprechchören - aber von der Bühne in die Menge stürzen wollte sie sich nicht. „Guck mal, man kann Stagediving machen“, sagte Co-Chef Robert Habeck, der am Sonntagabend mit ihr auf der Bühne stand. Baerbock lehnte mit einem entschiedenen „Nein“ ab.

Stattdessen bekräftigte Baerbock den Anspruch, künftig politische Verantwortung zu übernehmen. „Diesmal hat es noch nicht gereicht“, sagte Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock am Sonntagabend mit Blick auf ihr ursprüngliches Ziel, die künftige Regierung anzuführen. „Aber wir haben einen Auftrag für die Zukunft. Diesen Auftrag gehen wir jetzt beherzt an.“

Annalena Baerbock und Robert Habeck von den Grünen freuen sich am 26. September in Berlin über das Wahlergebnis.

Annalena Baerbock und Robert Habeck freuen sich über das Wahlergebnis.

„Man spürt, dieses Land braucht einen Aufbruch“, sagte die Grünen-Vorsitzende weiter. „Dieses Land braucht eine Klimaregierung.“ Baerbock räumte ein, dass die Grünen auch wegen „eigener Fehler“ schlechter abgeschnitten hätten, als es die Umfragen vorausgesagt hatten.

Die Grünen landeten den ersten Hochrechnungen zufolge am Sonntag bei knapp 15 Prozent und blieben damit hinter ihren Erwartungen. Gleichwohl fuhren sie ihr bislang bestes Resultat bei einer Bundestagswahl ein, weshalb Baerbock von einem „historischen“ Ergebnis sprach. Sie wären damit drittstärkste Kraft im neuen Bundestag. (susa mit dpa/afp)