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Annalena BaerbockDiese Frau kann für Kanzler Scholz jetzt gefährlich werden

Annalena Baerbock (hier am 13. Mai) beim Gipfeltreffen der Außenministerinnen und -minister der G7-Gruppe in Schleswig-Holstein): Die Außenministerin gehört zu einer neuen Generation von Politikerinnen und Politikern.

Annalena Baerbock (hier am 13. Mai) beim Gipfeltreffen der Außenministerinnen und -minister der G7-Gruppe in Schleswig-Holstein): Die Außenministerin gehört zu einer neuen Generation von Politikerinnen und Politikern.

Es scheint, als halte eine neue Emotionalität Einzug in die deutsche Politik. Annalena Baerbock, Robert Habeck, aber auch ein Hendrik Wüst – sie alle tragen ihr Herz auf der Zunge. Sie versuchen die Deutschen in ihren Entscheidungen mitzunehmen, geben sich transparent. Das könnte für den kalt wirkenden Kanzler Scholz gefährlich werden, findet unser Autor. Ein Kommentar.

von Martin Gätke (mg)

Am 10. Mai besucht Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) Kyjiw. Sie trifft auf ihren Amtskollegen Dmytro Kuleba, beide umarmen sich, es wirkt fast innig. Bei ihrem Besuch in der Ukraine, diesem gescholtenen Land, zeigt sie Gefühl. Sie zeigt offen, wie nahe ihr der Krieg geht, sie zeigt sich herzlich und nahbar. Als Mensch eben.

Annalena Baerbock gehört zu einer neuen Generation von Politkerinnen und Politikern, die einen völlig neuen Stil fahren: Sie kehrt ihre Gefühlswelt weiter nach außen als andere Kolleginnen und Kollegen vor ihr, offener und nahbarer.

Ihr Kollege Robert Habeck, der grüne Bundeswirtschaftsminister, gehört auch zu dieser neuen Generation. Er versucht zumindest, auf Instagram seine Politik zu erklären. Mit seinen persönlich wirkenden Erklärvideos über Entscheidungen zu Öl, Gas, Kohle läuft er zur Höchstform auf, spricht offen darüber, welche Entscheidungen ihm schwerfallen, warum er sie dennoch treffen muss. Er versucht, authentisch zu wirken.

Alles zum Thema Hendrik Wüst

Baerbock, Habeck, Wüst: Eine neue Generation mit neuer Ansprache

Der neu gewählte NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU), der „Slimfit-Politiker“, wie der „Spiegel“ ihn titelte, ist ebenfalls eine andere Politiker-Generation: Er gibt sich jung und dynamisch – aber zeigt sich auch empfindsam. Bei einer WDR-Dokumentation über die NRW-Spitzenkandidaten Wüst und Kutschaty war zu sehen, wie er eine Familie aus der Ukraine traf. Später, als der Trubel sich gelegt hatte, brach er vor der Kamera in Tränen aus. Er wollte erklären, wie nah ihm das Treffen ging, doch er brachte kein Wort heraus.

Baerbock, Habeck, Wüst – für den so kalt wirkenden Kanzler Olaf Scholz könnte diese neue Generation durchaus gefährlich werden. Laut Civey-Umfrage sind die Deutschen im Kabinett mit Habeck und Baerbock am zufriedensten, Scholz folgt abgeschlagen auf Platz fünf, noch hinter Karl Lauterbach.

Olaf Scholz: Manchmal wirkt er arrogant und eiskalt

Liegt es daran, dass Scholz so unnahbar wirkt? Dass er so wenig aus seiner eigenen Gedankenwelt durchsickern lässt, seine Entscheidungen kaum erklärt, verschlossen wirkt. Dass er immer so wirken zu wollen scheint, als hätte er alles unter Kontrolle – und mit dieser Verkrampftheit dafür sorgt, dass das Gegenteil der Fall ist. Dass er mit seiner weitschweifenden Art, Dinge zu erklären, mitunter arrogant wirken kann. Und eiskalt.

Seine Art der (Nicht-)Kommunikation jedenfalls kommt bei vielen nicht gut an, auch nicht bei internationalen Partnern. Was Scholz auf der einen Seite einreißt, muss Baerbock auf der anderen Seite wieder aufbauen. Der Kanzler sorgt nicht nur mit seinem Zaudern für Enttäuschung und mit seiner fehlenden Fähigkeit, seine Entscheidungen ausreichend zu erklären, die Außenministerin erklärt ihre eigenen Ängste in diesem Krieg, spricht offen über ihre eigenen Sorgen. Der eine braucht viele Floskeln, um wenig zu sagen und dazu noch zu unverständlich. Die andere braucht weniger Worte – und spricht trotzdem aus der Seele. Der eine meidet den Besuch in Kyjiw, die andere besucht sichtlich bewegt ein völlig zerstörtes Haus in Irpin.

Baerbock und Habeck: „Die machen das einfach gut“

Da muss auch ein Carsten Linnemann (CDU) bei „Markus Lanz“ „neidlos“ anerkennen: „Robert Habeck und Annalena Baerbock machen das einfach gut.“

Ob das System Habeck/Baerbock/Wüst auch für längere Zeit funktionieren wird, bleibt abzuwarten. Doch es scheint, als sehnten sich viele Menschen vor allem während des Krieges in der Ukraine danach. Sollte Kanzler Scholz sein kaltes Image, seinen Trotz, nicht ablegen und mehr Herz zeigen, gerade in diesen Zeiten, wo es umso wichtiger ist, Entscheidungen und auch Zweifel offener zu kommunizieren, könnte das gefährlich für ihn werden.

Bereits jetzt kritisieren zwei Drittel der Deutschen laut einer Forsa-Umfrage im Auftrag von RTL, Scholz erkläre die Politik nicht ausreichend.