Unwetter-Horror in ItalienWasserwalze überspült ganze Städte – viele Tote

Wochenlang war es viel zu trocken, jetzt nehmen heftige Regenfälle kein Ende. In Italien herrscht Ausnahmezustand in vielen Regionen. Ganze Städte wurden unter Wasser gesetzt.

Nach der Dürre die Sintflut: In Mittelitalien sind bei schweren Unwettern mindestens zehn Menschen ums Leben gekommen. Vier weitere Menschen würden nach den heftigen Regenfällen in der Nacht zum Freitag noch vermisst, berichtete die Nachrichtenagentur AGI. Besonders schwer betroffen waren die Adria-Stadt Ancona und ihre Umgebung. Aber auch in der benachbarten Region Umbrien gab es Unwetter.

Nach Angaben des Zivilschutzes war Mittelitalien am Donnerstagabend und in der Nacht zum Freitag von heftigen Regenstürmen getroffen worden, Straßen und Häuser wurden überflutet und zahlreiche Autos fortgespült. Laut der Zeitung „Corriere della Sera“ fielen binnen zwei Stunden 400 Millimeter Regen, so viel wie normalerweise in sechs Monaten.

Unwetter in Italien: Feuerwehr sucht Städte nach Menschen ab

In mehreren Vierteln der Hafenstadt Ancona fielen Strom und Telefon aus, Schulen blieben geschlossen. Auf einem Video der Feuerwehr waren Einsatzkräfte in der Stadt Senigallia zu sehen, denen das Wasser bis zur Taille reichte. Mit einem Schlauchboot suchten sie die Stadt nach Menschen in Not ab.

Die Feuerwehr zählte bereits bis zum Morgen 150 Einsätze. Dutzende Menschen wurden dabei von Bäumen oder Hausdächern gerettet. Die Rettungseinsätze im Katastrophengebiet wurden dadurch behindert, dass Straßen durch umgestürzte Bäume und Erdrutsche blockiert waren.

Unter den Vermissten war nach Feuerwehrangaben ein achtjähriges Kind, das mit seiner Mutter im Auto unterwegs gewesen sei. Einsatzkräfte hätten die Frau retten können, ihr Kind sei aber von Wassermassen fortgerissen worden. Die Bürgermeister der betroffenen Orte beklagten, dass sie von den zuständigen Behörden nicht vor den Unwettern gewarnt worden seien.

Italienische Aktivisten: „Das sind keine Unwetter, das nennt sich Klimakrise“

Rund eine Woche vor der vorgezogenen italienischen Parlamentswahl am 25. September sicherten Politiker aller Parteien der besonders stark betroffenen Region Marken ihre Unterstützung zu. Regionalpräsident Francesco Acquaroli von der ultrarechten Partei Fratelli d'Italia erklärte, auch Präsident Sergio Mattarella und Regierungschef Mario Draghi hätten ihm in Telefongesprächen ihre Solidarität versichert.

„Das sind keine Unwetter, das nennt sich Klimakrise“, erklärte der italienische Ableger der Klimaschutzbewegung Fridays for Future auf Twitter. Der Präsident der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften, Francesco Rocca, äußerte sich auf Twitter „sehr besorgt über die Zunahme extremer Wetterereignisse“.

Wie seine Nachbarn ist auch Italien vom Klimawandel betroffen: Die landwirtschaftlich wichtige Po-Ebene in Norditalien erlebte diesen Sommer die schlimmste Dürre seit 70 Jahren. Und im Juli kamen beim Bruch des Marmolada-Gletschers in den Dolomiten elf Menschen ums Leben. (afp/jv)