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„Wir haben Angst“In der Türkei droht den Menschen jetzt eine schreckliche Katastrophe

Ogun Sever Okur, ein 38-jähriger Türke, zwischen Luftballons, die an den Trümmern eines eingestürzten Gebäudes in Antakya in der Südtürkei hängen. Vielen Menschen im Erdbebengebiet droht nun die nächste Katastrophe.

Ogun Sever Okur, ein 38-jähriger Türke, zwischen Luftballons, die an den Trümmern eines eingestürzten Gebäudes in Antakya in der Südtürkei hängen. Vielen Menschen im Erdbebengebiet droht nun die nächste Katastrophe.

Nach dem verheerenden Erdbeben im Februar laufen die Aufräumarbeiten in der Türkei weiter auf Hochtouren. Doch nun, rund ein halbes Jahr später, droht den Menschen und der Umwelt dort die nächste Katastrophe. 

von Martin Gätke (mg)

Mehr als 300.000 Häuser sind nicht mehr bewohnbar, mindestens 100 Millionen Tonnen und 250 Millionen Kubikmeter Schutt sind entstanden – das ist die Bilanz nach den verheerenden Erdbeben in der Türkei und in Nordsyrien. Millionen Menschen haben kein Dach mehr über dem Kopf.

Besonders betroffen: die türkische Region Hatay. Sie gehört zu der am schwersten zerstörten Gegend. Die Stadt Antakya wurde zu 92 Prozent zerstört. Viele Menschen haben ihre Heimat, ihr Zuhause verloren. Doch nun droht ihnen die nächste Katastrophe. 

Türkei: Es droht die nächste Katastrophe im Erdbebengebiet

Bereits kurz nach dem Erdbeben warnten Expertinnen und Experten vor den gewaltigen Mengen Bauschutt, die anfallen: „Bauschutt enthält potenziell gefährliche Materialien, die der Natur und der menschlichen Gesundheit schaden können. Eines davon ist Asbest“, sagte eine Sprecherin von Greenpeace im März der Deutschen Presse-Agentur.

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Asbest ist krebserregend, wurde auch in der Türkei lange für viele Gebäude verwendet. 

Nicht nur Asbest, auch Blei und andere gefährliche Stoffe sind im Schutt zu finden. Wie viel genau, ist unklar. Greenpeace forderte damals, die kontaminierten Materialien in den Trümmern umweltgerecht zu entsorgen, „um weitere Katastrophen zu verhindern“.

Doch wie ein neuer Bericht nun darlegt, wird darauf in der Türkei keine Rücksicht genommen.

Türkei: Menschen sind in großer Sorge

Noch immer türmt sich der Schutt vielerorts, Bagger graben sich durch die Ruinen. Staub vernebelt die Straßen, ist auf den Pflanzen zu sehen, dringt in die Nase.

Und die Menschen haben große Sorge, wie das ZDF nun aus der Türkei berichtet. Der Sender hat mit Menschen aus der Region Hatay gesprochen, die sagen: „Wir haben Angst, das Obst zu essen.“ Viele Bäume tragen demnach kaum Früchte, sind viel kleiner als sie sollten. Vielerorts liegen Gärten noch unter eine Staubschicht. Und egal, wie viel man wasche, der Staub stecke in der Frucht, erklärt ein Anwohner.

Noch immer liegt vielerorts meterhoher Schutt in den Straßen, es sieht so aus, als wäre das Erdbeben nur Wochen her – und nicht Monate. Auf dem Foto fährt ein Mann am 9. Juli durch die Straßen von Samandag im Südosten der Türkei, während ein Bagger sich durch Schutt gräbt.

Noch immer liegt vielerorts meterhoher Schutt in den Straßen, es sieht so aus, als wäre das Erdbeben nur Wochen her – und nicht Monate. Auf dem Foto fährt ein Mann am 9. Juli durch die Straßen von Samandag im Südosten der Türkei, während ein Bagger sich durch Schutt gräbt. 

Bereits kurz nach dem Erdbeben hätten Lkws plötzlich Schutt neben dem Grundstück des Anwohners abgeladen, neben Mauerwerk auch elektronische Geräte und Autoteile. 

Immer wieder versuchten große Maschinen, das wertvolle Metall aus den Trümmern zu holen – doch die Schutthalde wird nicht gewässert. Der giftige Staub verteile sich überall – inklusive Asbest, Quecksilber, Blei.

Türkei: Viele Menschen kämpfen mit Husten, Ausschlag, Juckreiz

Nun kämpfe bereits das ganze Dorf mit Husten, Ausschlag, Juckreiz, heißt es weiter. Proteste gegen die Maßnahmen würden mit aller Kraft verhindert, klagt der Anwohner, Soldaten hätten viele Menschen eingeschüchtert und verprügelt. Auch die Regierung reagiere nicht.

Präsident Recep Tayyip Erdogan hat das Wahlversprechen abgegeben, alles wieder aufzubauen. Das soll nun im Rekordtempo passieren, mit Containerstädten und Neubauten. Der ehrgeizige Plan: 300.000 neue Häuser innerhalb eines Jahres.

Dafür wird zunächst einmal alles abgerissen – und der Bauschutt lagere in Wohngebieten und auf Feldern. Auch am Strand sei er zu finden. „Die Schutthalden sollten nicht da sein, wo sie derzeit sind“, klagt auch Mustafa Öztürk, Staatssekretär im türkischen Umweltministerium. Flüsse und auch das Grundwasser sei verseucht, Schwermetallvergiftungen drohten.

Auch türkische Medizinerinnen und Mediziner zeigen sich erbost über die fehlenden Maßnahmen: Ein Allgemeinmediziner erklärt dem ZDF, dass die Region eine Sperrzone sein müsse, ohne Menschen. Wer dort dem Staub ausgesetzt ist, werde es bald mit Krebs, Herz-Kreislauf- und Lungen-Erkrankungen zu tun bekommen. „Besonders erschreckend: Wir werden viele Früh- und Fehlgeburten sehen, Neuralrohrdefekte, also Fehlbildungen“, erklärt er. Schon jetzt seien Krankheitsbilder zu sehen.