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Nach Tod von Luise (†12)Gewaltfantasien im Netz – Täterinnen-Familien verlassen Freudenberg

Eine Woche ist der gewaltsame Tod der 12-jährigen Luise aus Freudenberg her, die mutmaßlichen Täterinnen – 12 und 13 Jahre alt – wurden im Netz schnell identifiziert. Die Profile der Kinder waren tagelang abrufbar – und voll von Drohungen und Gewaltfantasien. Die Polizei ist alarmiert.

Das TikTok-Profil des 13-jährigen Mädchens wirkte wie das Profil von so vielen anderen Mädchen auch: Sie zeigt in den Videos ihre Hobbys, filmt ein paar Selfies, will cool wirken. Doch wer in die Kommentarspalte schaut, stößt auf unzählige Hassnachrichten. Dem Mädchen wird mit Mord, mit Selbstjustiz gedroht, Gewaltfantasien werden geteilt, Rachegelüste.

„Moderne Hexenjagd“ nannte Dirk Peglow, Chef vom Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK), die Kommentare. Die Polizei habe die Drohungen im Blick, erklärte er. Welche fatalen Auswirkungen der Hass auf die mutmaßlichen Täterinnen hat, erfahren Sie oben im Video.

Tod von Luise: Hetzjagd im Netz hat begonnen

Im Netz wurden in den sozialen Netzwerken und Foren vielfach die Namen und Profile der beiden mutmaßlichen Täterinnen geteilt. Hundertfach stürzten sich Userinnen und User auf die Kommentarspalten, um ihren Hass zu verbreiten. Dass die beiden 12- und 13-Jährigen noch strafunmündig sind, scheint besonders für Wut zu sorgen. 

Alles zum Thema Tiktok

Inzwischen sind die Profile gesperrt, wie eine Sprecherin von TikTok dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (RND) verriet. Man habe sie auf „behördlichen Gesuch“ sofort offline genommen. 

Allerdings: Das Internet vergisst nie. Und auch die Namen, Screenshots und Fotos kursieren weiterhin auf Twitter, TikTok, Instagram & Co. 

Nach Tod von Luise: „Mädchen sind Freiwild“

„Das hat eine Dynamik angenommen, gerade weil es so ein emotionaler Fall ist“, sagte Josephine Ballon vom Projekt „Hate Aid“ gegenüber dem RND. „Die Mädchen sind Freiwild“. Sie erinnerte daran, dass die Menschenwürde in Deutschland für alle gelte, „auch für mutmaßliche Straftäterinnen.“

Die digitale Identität begleite die Mädchen noch sehr lange, erklärte Ballon weiter. „Sie werden immer wieder gefunden werden und mit dem Verbrechen in Verbindung gebracht, egal wie alt sie sind.“ Sie kritisierte, dass die Profile der Mädchen zu spät gelöscht wurden. Das liege offenbar daran, dass die Plattformen selbst nur Accounts löschen können, wenn sie massiv gegen Richtlinien verstoßen. „Wäre es früher unterbunden worden, wäre es vielleicht ein lokales Phänomen geblieben und sie wären nicht in der ganzen Republik bekannt.“

Nach Tod von Luise: Mutmaßliche Täterinnen haben Wohnort verlassen

Viele Nutzerinnen und Nutzer machen sich mit ihrer „Hexenjagd“ selbst strafbar. „Wir haben ein Monitoring dazu und prüfen laufend, ob strafrechtlich Relevantes gepostet wird“, erklärte ein Sprecher der Polizei Siegen-Wittgenstein gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.

Der klare Appell der Polizei: keine Mutmaßungen und Drohungen zu verbreiten. „Es gehen sehr, sehr zügig auch Falschinformationen durchs Internet – und vieles deckt sich einfach nicht mit unseren Ermittlungen“, so der Sprecher.

Die Familien der mutmaßlichen Täterinnen haben indes ihren Wohnort verlassen, berichtet die „Siegener Zeitung“. Eine Rückkehr scheint undenkbar, ein Neustart an anderen Orten in Deutschland dürfte auch schwierig werden. Es gebe zwar Möglichkeiten, die Identitäten zu wechseln, damit die Familien in Anonymität neu starten können, das sei aber laut dem Landrat „aktuell nicht vorgesehen“. (mg)