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„Brauchen Sie ihn schnell und hart?“Sexistische Getränkekarte sorgt für Aufregung

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In der Getränkekarte für Frauen zeigen auch Männer viel nackte Haut.

Halle (Saale) – Ist das in Zeiten von Weinstein, #metoo eine so gute Idee? In Halle an der Saale in Sachsen-Anhalt herrscht derzeit pure Aufregung. Um eine Getränkekarte.

„Brauchen Sie ihn schnell und hart?“ So eine Frage kann man doch wohl kaum falsch verstehen. Das denken sich zumindest mehrere Gäste des Dormero-Hotels Rotes Ross, die der Hotelkette Sexismus vorwerfen.

Eindeutige Zweideutigkeiten

Stein des Anstoßes ist ausgerechnet die Getränkekarte, die Hotelgästen mit ein- bis zweideutigen Botschaften Cocktails, Bier und Co. schmackhaft machen will.

Alles zum Thema Sex

Da spritzt sich ein Mann mit einem Schlauch Bierschaum ins Gesicht. Und die gespreizten Beine einer Frau mit heruntergelassenem Höschen bewerben Drinks wie „Blow Job“ oder „Red Headed Slut“ (zu deutsch: rothaarige Schlampe).

Krasse Reaktionen

„Wir wurden mit erschreckendem Sexismus konfrontiert“, empört sich Mirjam Bunjes gegenüber der „Mitteldeutschen Zeitung“.

Die Dortmunderin war Ende Oktober während einer Tagung zu Gast in Halle und hat mit zwei Mitstreitern einen wütenden Brief an das Dormero-Management verfasst.

Frauen würden hier als Puppen degradiert, so ihr Vorwurf, die mit aufreizenden Posen „Verfügbarkeit“ suggerierten. „So erwarten und wünschen Sie, dass männliche Barbesucher Frauen sehen und sich ihnen gegenüber verhalten? Als Puppen, Objekte, mit denen sie machen können, was sie wollen?“, heißt es in dem Brief, der auch der MZ vorliegt.

Dormero-Hotelkette wehrt sich

Den Vorwurf von Sexismus streitet Geschäftsführerin Manuela Halm vehement ab. „Die schmutzigen Bilder im Kopf haben nicht wir, sondern die Betrachter“, sagt die 30-Jährige, die die Karte mitentworfen hat. Und dass bei Fragen wie „Wollen Sie es aufregend oder lang?“ so mancher an Sex denke, sei ja wohl nicht Fehler der Hotelkette.

Halm sieht in der Kampagne vielmehr einen Beitrag zur gesellschaftlichen Aufklärung: Man wolle Frauen und Männer eben nicht in eine Schublade stecken, sondern mit Geschlechterklischees brechen. Die Kritik der Gäste sei für sie grundsätzlich neu, schließlich habe es in den fünf Jahren, seit es die Karten auch im halleschen Haus gibt, noch keine Beschwerden gegeben. „Die Reaktionen bisher waren durchweg positiv.“

Dormero setzt bei seinen Hotels auf Sex als Marketingstrategie

„Sex sells“ ist bereits seit einigen Jahren das Motto der Hotelkette Hang zur Provokation. In anderen Städten heißen Tagungsräume in Dormero-Häusern etwa „Bunga Bunga“ oder „Folterkammer“. Ganz so weit gehen die Anzüglichkeiten in Halles Rotem Ross zwar nicht. Trotzdem gibt es auch hier in jedem Badezimmer eine „Rettungskiste“, die neben Hygieneartikeln auch ein Kondom enthält. Offener Umgang mit Sexualität also anstatt billigem Sexismus?

Gleichstellungsbotschafterin über Getränkekarte von Dormero: „Die Kampagne ist absolut geschmacklos“

Das sieht Eva von Angern, Landtagsabgeordnete der Linken in Sachsen-Anhalt und Vorsitzende des Landesfrauenrates Sachsen-Anhalt, ganz anders.

„Das ist das Allerletzte“, kritisiert die Gleichstellungs-Botschafterin. Die Kampagne sei „absolut geschmacklos“ und bediene sämtliche Geschlechterklischees. „Männer und Frauen sind hier nur Sexobjekte“, empört sich von Angern und empfiehlt der Hotelleitung, ihr Frauen- und Männerbild zu überdenken. Bilder wie diese erwarte sie bei einem Freudenhaus, nicht aber bei einem Vier-Sterne-Hotel.

Dabei will von Angern nicht als verklemmte Spielverderberin dastehen. Grundsätzliche begrüße sie Diskussionen um Sexualität und gerade auch über sexuelle Gewalt. Ein gutes Beispiel hierfür sei die zuletzt unter dem Hashtag #metoo angestoßene Sexismus-Debatte. Die Kampagne von Dormero sei jedoch „völlig misslungen“.

Auch bei AfD-Politikern kam die spezielle Getränkekarte übrigens nicht gut an. Nicht jedoch wegen vermeintlicher sexistischer Botschaften, sondern wegen der Abbildung zweier sich küssender Männer. Hotel-Managerin

Halm hält dagegen: „Wem unser Konzept nicht passt, soll sich eine andere Bar suchen“. Auf dem Online-Portal Tripadvisor zieht ein Gast aus Halle Fazit: „Ob man das eine Übersexualisierung oder Sexismus nennen will, ist mir egal, ich brauche jedoch kein Bild eines Dildos neben der Bierauswahl.“ (red)

Der Artikel erschien zuerst bei der „Mitteldeutschen Zeitung