Schülerstreik in 90 Städten gegen Wehrdienst-Pläne.
Schüler-Streik gegen Wehrpflicht„Keine Lust, im Krieg zu sterben“

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Symbolfoto: Junge Aktivisten heben Fäuste, schreien laut bei Demonstration.
An diesem Freitag bleiben in zahlreichen deutschen Städten die Klassenzimmer leer. Stattdessen ziehen Schülerinnen und Schüler auf die Straßen, um gegen die Wehrdienstreform der Bundesregierung zu demonstrieren. Die Proteste finden bundesweit in rund 90 Städten statt, darunter Metropolen wie Berlin und Hamburg, aber auch kleinere Orte wie Döbeln und Hitzacker.
Im Zentrum der Kritik stehen die Pläne der schwarz-roten Koalition, die einen zunächst freiwilligen Wehrdienst vorsehen. Dafür sollen alle 18-jährigen Männer verpflichtend Fragebögen ausfüllen und zu einer Musterung erscheinen. Finden sich auf diesem Weg nicht genug Rekruten, könnte der Bundestag eine sogenannte Bedarfswehrpflicht beschließen, eine Entscheidung, die noch an diesem Freitag fallen soll. Das berichtet „DER SPIEGEL“.
Große Sorge: „Keine Lust, im Krieg zu sterben“
Für viele junge Menschen ist die Aussicht auf eine Rückkehr der Wehrpflicht beängstigend. Einer von ihnen ist Phil Werring. „Ich streike gegen die Wehrpflicht, weil ich keine Lust habe, im Krieg zu sterben oder auch nur sechs Monate meines Lebens in einer Kaserne zu verbringen“, sagt er. Er kritisiert zudem, dass immer wieder von Mobbing, Sexismus und rechten Netzwerken in der Bundeswehr zu hören sei, was er als „fatal“ bezeichnet.
Viktoria Gramm sieht das ähnlich und fühlt sich von der Politik im Stich gelassen. „Ich streike gegen die Wehrpflicht und gegen Aufrüstung, denn ich habe das Gefühl, dass die Regierung nichts dafür tut, um den Frieden zu sichern“, erklärt sie. Die Interessen junger Menschen, wie ihre Freizeit, Bildung und Zukunft, seien der Regierung „vollkommen egal“.
Auch Michel Königshof aus Friedberg findet deutliche Worte für seinen Protest. „Ich gehe am Freitag nicht zur Schule, weil ich nicht will, dass ich oder meine Freunde dazu gezwungen werden, ihr Leben für Politiker zu riskieren, die sich kein bisschen um die Jugend kümmern“, so der 18-Jährige. Er fordert, dass Milliarden nicht in die Bundeswehr und Rüstungskonzerne wie Rheinmetall fließen, sondern in die Sanierung maroder Schulen und den konsequenten Kampf gegen den Klimawandel.
Die Forderung nach persönlicher Freiheit steht im Vordergrund, wie Angelina Houx aus Wiesbaden betont. Sie findet, dass „jeder frei entscheiden dürfen“ sollte, ob er zum Bund geht. Eine Pflicht sei in der aktuellen politischen Lage falsch. Auch Lisa Antonia Alexander aus Steinburg argumentiert, niemand dürfe zu etwas gezwungen werden, „erst recht nicht für ein Land zu kämpfen, welches einen stetig im Stich lässt“.
Gegenstimmen: Protest als „Verweigerung der Realität“
Allerdings gibt es auch Widerspruch gegen die Streiks. Mattia Freund, Kreisvorsitzender der Jungen Liberalen in Münster, ist zwar ebenfalls gegen die Wehrpläne, hält den Schulstreik aber für den falschen Weg. Er setzt auf eigenes Engagement, um Lösungen zu finden und die persönliche Freiheit zu sichern.
Die CDU-nahe Schüler Union positioniert sich klar gegen den Protest. Angesichts der „aktuellen sicherheitspolitischen Lage“ sei es fahrlässig, die Bedrohungen zu unterschätzen, meint die stellvertretende Bundesvorsitzende Lina Straßer. Ein Streik bekämpfe nicht die Bedrohung, sondern sei eine „Verweigerung der sicherheitspolitischen Realität“. Fritz Rinninger aus dem Bundesvorstand der Schüler Union wird noch deutlicher und bezeichnet die Protestform als „äußerst fragwürdig“. Die Vorstellung, bei der Bundeswehr würde man nur „töten lernen“, sei ein „höchst verzerrtes und fragwürdiges Bild“ der Truppe. (red)
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