KommentarJunger Mann lebt mit Demenzkranken: „Fühle mich privilegiert“

Teun Toeben, Altenpfleger aus den Niederlanden. Er lebt mit Demenzkranken zusammen.

Der Niederländer Teun Toeben zog freiwillig in ein Heim, in dem an Demenz erkrankte Menschen leben – und verfasste nun einen Gastkommentar für EXPRESS.de.

Der 23 Jahre alte Niederländer Teun Toebes ist freiwillig zu Demenzkranken in ein Heim gezogen. Dort hat er die alten Menschen ganz anders kennengelernt. In einem Gastkommentar für EXPRESS.de kämpft er für mehr Wertschätzung. 

Ich bin zu Menschen mit Demenz ins Pflegeheim gezogen und der Meinung, dass sie zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt bekommen. Das macht mich unheimlich traurig.

Nicht nur, weil ich meine Mitbewohner mit Demenz sehr mag. Ich fühle mich privilegiert, von diesen wunderbaren Menschen lernen und mit ihnen diese „große innere Welt“ entdecken zu dürfen.

Aber ich denke auch daran, wie meine Zukunft aussehen wird, sollte bei mir – wie bei jedem Fünften übrigens – irgendwann Demenz diagnostiziert werden.

Wer will schon nach einem Leben in Freiheit und Selbstbestimmung in einem System voller Geringschätzung und Ausgrenzung landen? Wer will schon seine letzten Jahre als jemand verbringen, der nicht mehr als Individuum, sondern als Teil einer Gruppe kranker Menschen gesehen wird, die ohnehin nichts mehr mitbekommt? Wer freut sich schon darauf, in einem Haus zu leben, in dem die Einsamkeit durch die Flure hallt und der Lärm des dröhnenden Fernsehers im Gemeinschaftsraum das einzige Lebenszeichen ist?

Demenz: Gesellschaft muss umdenken – ganz schnell

Können Sie sich eine solche Zukunft für sich vorstellen? Nein? Ich auch nicht! Es muss sich etwas ändern. Wir müssen als Gesellschaft begreifen, wie wertvoll ein Leben mit Demenz noch sein kann. Nehmen Sie hier an unserer Umfrage teil:

Ich möchte erreichen, dass gerade meine Kolleginnen und Kollegen den Raum bekommen, anders zu denken und zu handeln. Den Raum, miteinander zu besprechen, wie wir Pflege leisten, und vor allem, warum wir das so tun, wie wir es heute tun.

Denn als junger Pfleger bin ich so frustriert über die gegenwärtige inhumane Pflege von Menschen mit Demenz, dass meine Motivation, diese Arbeit zu machen, wie Schnee in der Sonne wegschmilzt.