Sensation am tiefsten Punkt der ErdeIn 8900 Metern Tiefe: Forschende machen überraschenden Virus-Fund

Auf diesem Symbolfoto von 2019 schwimmen Arthropoden in der Nähe eines Tiefseetauchboots, das zum tiefsten bekannten Punkt in den Marianengraben taucht. Dort wurde nun eine neuartige Virus-Art entdeckt.

Auf diesem Symbolfoto von 2019 schwimmen Arthropoden in der Nähe eines Tiefseetauchboots, das zum tiefsten bekannten Punkt in den Marianengraben taucht. Dort wurde nun eine neuartige Virus-Art entdeckt.

Am tiefsten Punkt der Erde haben chinesische Forscherinnen und Forscher jetzt einen überraschenden Virus-Fund gemacht: In größerer Tiefe wurde bislang noch nie eine Virenart gefunden, heißt es in einer neuen Studie. 

von Martin Gätke (mg)

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben ein neues Virus entdeckt, das in 8900 Metern Tiefe lebt – am tiefsten Punkt der Erde, dem Marianengraben. Tiefer wurde noch nie eine Virenart entdeckt. 

Der Marianengraben ist die tiefste Stelle der Erde, erreicht in der Nähe der Marianeninseln einen Tiefpunkt von 11.000 Metern – und ist weitestgehend unerforscht. Immer wieder machen Forschende dort überraschende Entdeckungen. Nun berichten chinesische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, sogenannte Bakteriophagen neu entdeckt zu haben.

Neuartiges Virus: Forschende machen überraschenden Fund in Tiefsee

„Nach unserem besten Wissen ist dies der tiefste bekannte isolierte Phage im globalen Ozean“, so beschrieb es der Meeresvirologe Min Wang in einer Erklärung. Sein Team von der Ocean University of China veröffentlichte jüngst die Ergebnisse in der vergangenen Woche in der Fachzeitschrift „Microbiology Spectrum“.

Der etwas unhandliche wissenschaftliche Name der Virenart: „vB_HmeY_H4907“. Als Bakteriophage infiziert und vermehrt das Virus sich in anderen Bakterien.

Uns Menschen können sie nicht gefährlich werden: In der Studie heißt es, dass die Virusart Bakterien namens Halomonas infiziert, einer Art, die vor allem Salz liebt und die im Marianengraben, in der Antarktis und in hydrothermalen Schloten weit verbreitet sind. Das sind Spalten auf dem Meeresboden, aus denen erhitztes Wasser austritt – im Englischen werden sie auch „Black Smoker“ oder „White Smoker“ genannt.

„Extreme Umgebungen bieten optimale Aussichten für Entdeckung neuer Viren“

Die Genomanalyse des Virus deute laut den Forschenden darauf hin, dass es seinem bakteriellen Wirt ähnelt und in den Ozeanen weit verbreitet sei. Der neue Bakteriophage gehöre zudem zu einer neuen Virusfamilie, die „Surviridae“ genannt werden. Gefunden wurde er in der Hadal-Zone des Ozeans gefunden, die sich in sechs bis elf Kilometern Tiefe befindet.

Zudem könnten die Viren eine wichtige Rolle im Ökosystem der Meere spielen, durch sie werden wichtige Kreisläufe in Gang gesetzt. „Jüngste Forschungen haben die enorme Vielfalt, Neuartigkeit und ökologische Bedeutung der Hadal-Viren offenbart. Bisher wurden jedoch nur zwei Stämme von Hadal-Viren isoliert“, heißt es von den Forschenden in ihrer Studie weiter. Nun hoffe man auf weitere Funde. „Extreme Umgebungen bieten optimale Aussichten für die Entdeckung neuer Viren“, so Wissenschaftler Wang.

Nun sollen die neuen Bakteriophagen weiter untersucht werden. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hoffen, dass die weiteren Untersuchungen ein besseres Verständnis dafür liefern, wie sich Viren in diesem Teil des Ozeans in rauen Umgebungen verhalten.