McDonald's muss richtig blechenFamilie bekommt nach Chicken-Nugget-Unfall über 735.000 Euro

Mitarbeitende einer US-Filiale in Lynwood während des Frauentages (2018).

Mitarbeitende einer US-Filiale in Lynwood während des Frauentages (2018): Eine Familie bekam nach einem Unfall mit einem Chicken McNugget umgerechnet rund 736.000 Euro zugesprochen.

Sie wollten von McDonald's satte 15 Millionen Dollar haben – und bekamen am Ende 800.000 Dollar (rund 736.000 Euro) vom Gericht zugesprochen – als Schadensersatz für einen Unfall mit einem Chicken McNugget.

von Martin Gätke (mg)

Das sind Geschichten, die in der Form nur in den USA möglich sind: Ein Geschworenengericht in Broward County (Florida) hat einer US-Familie jetzt einen Schadensersatz von satten 800.000 Dollar zugesprochen, weil sich ihre Tochter vor vier Jahren an einem Chicken McNugget verbrannt hatte. 

Eigentlich forderte die Familie sogar unglaubliche 15 Millionen Dollar – die Mutter des Kindes zeigte sich dennoch ganz zufrieden über das Urteil. 

McDonald's: Familie bekommt 800.000 Dollar Schadensersatz zugesprochen

Was war passiert? Wie „NBC6 South Florida“ berichtet, habe die Mutter an einem Drive-In-Schalter einer McDonald's-Filiale ein Happy Meal für ihre damals vierjährige Tochter Olivia bestellt. Mit enthalten: Eine Sechser-Box Chicken McNuggets. 

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Dann sei es zu dem Unfall gekommen: Die Mutter habe das Happy Meal auf die Rückbank durchreichen wollen, zu ihrer Tochter. Doch als Olivia die Box öffnete, sei eines der Nuggets heruntergefallen. Es sei dann unglücklich so im Autositz steckengeblieben, dass es die Haut am Bein des Kindes verbrannt habe. Es habe Verbrennungen zweiten Grades davontragen müssen. 

McDonald's: Mega-Entschädigung nach Chicken-McNugget-Unfall

Zunächst forderte die Familie vom Fastfood-Giganten und dem Franchisenehmer 15 Millionen. Weil McDonald's es versäumt habe, auf die Gefahren von heißem Essen hinzuweisen. Die Speisen hätten keine angemessene Temperatur gehabt, Mitarbeitende seien unzureichend geschult darin, sie entsprechend zuzubereiten.

McDonald's widersprach, die Anwälte des Konzerns argumentierten während des Prozesses, dass der Nugget nicht heißer als 70 Grad gewesen sein könne – und man diesen auch im Normalfall besser nicht zwei Minuten lang gegen menschliche Haut drücken sollte. 

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Doch die Geschworenen befanden McDonald's für schuldig, die Kundschaft nicht ausreichend vor Risiken zu warnen, die von den heißen Lebensmitteln ausgingen. Eine Fahrlässigkeit seitens der Mitarbeitenden in der betroffenen Filiale konnte aber nicht festgestellt werden.

Das Ergebnis: „Nur“ 800.000 Dollar Schadensersatz. Mutter Philana erklärte: „Eigentlich bin ich einfach froh, dass sie auf Olivias Stimme gehört haben und dass die Jury ein faires Urteil fällen konnte. Damit bin ich zufrieden.“

McDonald's: Familie und Anwälte zeigten sich zufrieden über das Urteil

„Diese bedeutsame Entscheidung bringt ein mühsames und langwieriges Gerichtsverfahren zu einem sinnvollen Abschluss“, sagten ihre Anwälte in einer Erklärung. Das Urteil bekräftige, dass McDonald's und der Franchisenehmer „für ihre unrechtmäßigen Handlungen haftbar gemacht werden müssen“. Man habe versucht, das „Leid von Olivia zu verharmlosen“.

McDonald's selbst schrieb in einer Stellungnahme: „Dies war ein unglücklicher Vorfall, aber wir sind mit dem Urteil nicht einverstanden“.

Immer wieder kommt es in den USA zu skurril anmutenden Prozessen zwischen Fastfoodketten und Kundinnen sowie Kunden: Berühmt wurde ein Urteil aus den 1990er-Jahren, bei dem einer Frau nach einem Unfall mit einem heißen Kaffee erst mehrere Millionen Dollar zugesprochen wurden, sich die Parteien nach einer Berufung aber außergerichtlich einigten.