Kinder-Killer von Herne„4Chan“ – der kranke Chat des Marcel Heße

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Marcel Heße (19)

von Frank Sawatzki (sawa)

Der Mord an dem neunjährigen Jaden in Herne löste Entsetzen in ganz Deutschland aus.

Der Verdächtige Marcel Heße (19) soll sich einem Freund gegenüber im Internet mit der Tat gebrüstet haben, der veröffentlichte den Chat im Webforum „4Chan“. Später soll Heße dort Bilder reingestellt haben, die ihn blutverschmiert mit dem Kind zeigen. Er schrieb: „War total einfach. Ich kann aus 1 Mord 2 machen.“

20 Millionen Besucher täglich

Grausam, kaum vorstellbar. Aber Nachrichten wie diese werden auf dem sogenannten Imageboard im Internet veröffentlicht. 20 Millionen Besucher sind laut „New York Times“ täglich in „4Chan“ unterwegs. „4Chan.org“ ist eine Plattform für Nutzer, die unter dem Mantel der Anonymität agieren wollen, denen Facebook und Twitter viel zu offen sind.

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Mordopfer Jaden aus Herne

Der neun Jahre alte Jaden wurde in Herne am Montagabend von Marcel Heße ermordet.  Die Familie hat sich dazu entschlossen, dieses Bild von Jaden zu veröffentlichen.

Sie tauschen sich aus über Mangas und Katzenpflege, sie zeigen aber auch Bilder von erigierten Penissen, von Frauen, die sich in Porno-Pose bringen. Von Waffen, Gewalttaten, verstümmelten Toten. Widerliche Posts, die in „4Chan“ auftauchen, verschwinden zwar bald wieder ins Datennirwana. Vorher werden sie aber geteilt, verbreitet.

Bilder wurden umjubelt

Wie die Bilder von der Bluttat in Herne. Sie wurde auf „4Chan“ zum Teil bejubelt, der Gewalttäter zum Helden gemacht. Ein „echter Mord“ im Bild, exklusive Unterhaltung. Mitleid? Fehlanzeige.

Der Bochumer Anwalt Reinhard Peters, der die Familie des ermordeten Jaden vertritt, zu uns: „Die Beiträge in » 4Chan« sind unsäglich, gegen die User müsste man jetzt vorgehen. Solche Foren sind ein Problem, das gilt auch für das Darknet.“

„4Chan“ - der Abgrund des Internets. Die meisten Menschen stößt solch ein Portal ab, illegal ist „4Chan“ deshalb noch nicht. Es geht um freie Meinungsäußerung und Datenschutz.

Imageboard mit finanziellen Problemen

Kolumnist Rolf Schwartmann („Netinator“): „»4Chan« zeigt, dass wir vor einer großen Herausforderung stehen. Wir müssen das Recht auf anonyme Nutzung in einen sachgerechten Ausgleich bringen mit dem Interesse an der Verfolgung von Rechtsverletzungen.“

Gegründet wurde die Plattform „4Chan“ 2003 von dem damals 15-jährigen amerikanischen Teenager Christopher Poole. Er hat „4Chan“ inzwischen an einen japanischen Unternehmer verkauft und arbeitet selber bei Google.

 Vor ein paar Monaten wurde bekannt, dass das Imageboard finanzielle Probleme hat. Die oft sexistischen und rassistischen Inhalte bieten kein akzeptables Werbeumfeld.