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„Luxus ist wie eine Droge“Rochenhaut & Meerjungfrau: Bizarre Wünsche von Superreichen

Reiches Paar trinkt Champagner auf einer Yacht

Ein Prosit auf die Familie. Der typische deutsche Millionär ist Unternehmer, der die von den (Schwieger-)Eltern übernommene Firma weiterführt. Und sich gern mal was gönnt. Abhängen auf der Yacht beispielsweise. (Symbolfoto)

Was kostet die Welt?! Autorin Julia Friedrichs kennt die seltsamen Wünsche der Superreichen – und nimmt uns mit in ein Universum, in dem Geld keine Rolle spielt.

von Andrea Kahlmeier  (ak)

Macht Geld glücklich? Jahrelang hieß es, dass das Glück ab einem soliden Jahreseinkommen von rund 70.000 Euro nicht mehr zunehmen kann. Alles Quatsch – belegt jetzt eine aktuelle Studie. Die reichsten Teilnehmer mit einem Vermögen zwischen drei und sechs Millionen Euro waren laut Forscher Matt Killingsworth viel glücklicher als die Mittelschicht.

Doch was passiert mit deinem Leben, wenn du im Geld schwimmst, zu den absolut Superreichen der Gesellschaft gehörst? Julia Friedrichs macht sich seit gut 20 Jahren auf Spurensuche, kennt Licht und Schatten.

Superreich und supermaßlos: Autorin taucht ein in eine andere Welt

Natürlich beginnt Friedrichs Buch mit Appetithäppchen über die Superreichen, etwa maßlose Yachtbesitzer. Der eine wollte einen gläsernen Grill für zwei Millionen, der andere eine Dusche, aus der nach Bedarf Wasser oder Champagner fließen sollte.

Ein anderer orderte eine Yacht mit Paddel-Tennisplatz an Deck, um den das Schiff herumgebaut werden musste. Dumm nur, wurde ihm draußen doch schnell zu warm und es musste ein neues Boot mit Innenplatz entworfen werden, verriet ihr ein Werft-Manager.

Eine reiche Gattin befahl, alle Möbel mit Rochenhaut zu überziehen (gefiel ihr dann doch nicht, also weg damit). Doch den menschenverachtendsten „Gag“ brachte der Besitzer der „Savannah“: Gelegentlich musste die Crew ins Meerjungfrauen-Kostüm schlüpfen und am Fenster vorbeischwimmen. Geht's noch ...!?

Journalist Rupert Neate hat berechnet, dass man mit all dem Geld, dass man braucht, um 6000 Superyachten nur ein Jahr instand zu halten, auf einen Schlag die Schulden der Entwicklungsländer tilgen könnte. „Doch der Bedarf an Yachten wächst, stieg im vergangenen Jahr um 25 Prozent an, obwohl die Dreckschleudern de luxe im Schnitt 7000 Tonnen CO₂ ausstoßen“, ärgert sich Julia Friedrichs.

Wer jedoch glaubt, dass sie mit ihrem Buch „Crazy Rich“ einen Feldzug gegen die Reichen startet, irrt. Sie lernte sehr nette Reiche kennen, wie den Kölner Gentleman Thomas Bscher oder Marlene Engelhorn, die einen Großteil ihres Vermögen in die Hände normaler Bürger legte, aber auch Milliardäre wie Theo Müller („Müllermilch“), der ihr ein Interview erst nach der Lektüre eines 500-seitigen Wälzers eines kruden Wirtschaftsökonoms gewähren wollte und dann auf keine Anfrage mehr reagierte.

Bei den Reichen ist es nichts anderes wie in unserer normalen Welt“, schmunzelt sie im Gespräch mit EXPRESS.de. „Mit manchen kann man gut, mit anderen würde ich privat wohl eher kein Bier trinken gehen wollen“.

Friedrichs schiebt sogar eine Erklärung für ungehobeltes Verhalten nach: „Wenn du gewöhnt bist, dass alle Menschen das tun, was du willst, dann hast du natürlich auch eine relativ geringe Frustrationstoleranz, wenn Menschen mal anders ticken. Da gibt es ja kaum ein Korrektiv.“

Wie sieht der typische Superreiche aus?

Die meisten Superreichen hierzulande seien männlich, älter, westdeutsch. Was fast alle eint, egal ob alter Geldadel oder Neureiche? „Die Überzeugung, dass es im Großen und Ganzen schon in Ordnung sei, dass sie so viel haben und andere eben nicht“, so die Expertin, die für ihre Recherche auch mal für ein paar Tage in ein absolutes Luxushotel eincheckte. „Das war schon großartig, sich so verwöhnen zu lassen“, schwärmt sie und war bass erstaunt, dass illustre Gäste sich auf der Hotelseite über knittrige Betten beschwerten.

„Luxus ist wie eine Droge“, verriet ihr Sebastian (so sein Pseudonym), Spross einer der reichsten Familien Deutschlands, der absolut unerkannt bleiben will, aber einer der spannendsten Interviewpartner war. Der Milliardär schildert, wie er als Student seine wahre Herkunft verleugnete, um mit normalen Kommilitonen abhängen zu können.

Erklärt, welche Kluft es schafft, wenn man sein Vermögen nicht mehr in Autos oder Häusern umrechnen kann, weil die Mittel einfach unendlich sind und man umgeben ist von Family-Offices, die einem von der Vermögensverwaltung bis zur Reiseplanung alles abnehmen.

Das sagt auch Marlene Engelhorn: Als eine Freundin von ihr mal einen Rechtsbeistand suchte, habe sie gefragt: „Regelt das nicht dein Familienanwalt?“ Sie dachte, so etwas hätte jeder Mensch. Ein kleines Beispiel, das zeigt, wie unterschiedlich die Welten sind und warum die Reichen oft gerne unter sich bleiben. Man kennt kein anderes Leben! Sebastian indes ist anders. Er hält sich künstlich knapp, teilt sich ein Gehalt zu, das sich am Tariflohn anlehnt. Nur so funktioniere es, Freunde zu haben, die nicht vermögend sind. „Der Reichtum schafft Abstand“, sagt er.

EXPRESS.de hakt nach: Frau Friedrichs, könnten Sie sich vorstellen, in Familie Superreich einzuheiraten? Das stehe gerade nicht zur Debatte, sagt sie. „Man heiratet ja auch immer die Familie mit. Und die greift gerne mal ins Intimleben der Kinder ein. Da wird dann zum Beispiel vertraglich geregelt, dass eine Schenkung zurückgegeben werden muss, wenn der Partner nicht adäquat ist.“

Thomas Bscher: Der reichste Mann Kölns

Thomas Bscher (72) kommt aus einer Familie, die seit Generationen reich ist. Der Familie gehörten Anteile von Sal. Oppenheim und der Colonia-Versicherung. „Ich hatte einen guten Start ins Leben. Das ist gar keine Frage. Aber das ist nicht das, was ich im Leben verdient habe. Das habe ich alles selber verdient.“

Der Chef der Volkswagen-Tochter Bugatti Autobiles, Thomas Bscher, steht am 18. November 2004 in der neuen Produktionsstätte für die Bugatti Automobile im elsässischen Molsheim.

Thomas Bscher (hier 2004 in einer Bugatti-Produktionshalle) ist Ex-Rennfahrer und Ex-Bugatti-Boss, macht heute erfolgreich in Immobilien.

Im Kölner Nobelviertel Marienburg ist sogar eine Straße nach seinem Opa benannt. Ob er Milliardär ist, verrät er Julia Friedrichs nicht. Nur so viel: „Wenn es eine Rangfolge der Steuerzahler in dieser Stadt gibt, der wirklich gezahlten Steuern, bin ich sicher in der Spitzengruppe der Stadt.“ Und was die Steuern angehe, rund 50 Prozent seien es auf den Großteil seiner Einnahmen, halte er es mit SAP-Gründer Hasso Plattner: „Ich lasse mir von der Steuer nicht vorschreiben, wo ich lebe.“

Selbst wenn die Vermögenssteuer käme, „würde ich wahrscheinlich nicht gehen. Ich bin Rheinländer, im Herzen ein Vertreter des sogenannten rheinischen Kapitalismus. Und ich bin 72. Aber jüngere Leute, ganz sicher.“ Jeder Zehnte hat Deutschland jetzt schon aus steuerlichen Gründen entweder selbst oder zumindest mit der Unternehmenszentrale verlassen. Ob Geld glücklich macht? „Ich glaube nein“, sagt er zu Friedrichs, schiebt aber nach: „Es gibt Unabhängigkeit. Sie sind von keinem abhängig, ein schönes Gefühl. Zweitens gibt es die Möglichkeit, etwas zu tun.“