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„Bild“-Chef suspendiertSchwere Vorwürfe gegen Reichelt – Springer-Chef meldet sich mit Details

Julian Reichelt, Chefredakteur „Bild“, steht im August 2021 im Studio des TV-Senders „Bild“. Er trägt ein weißes Hemd, lächelt in die Kamera.

Julian Reichelt, Chefredakteur „Bild“, steht im August 2021 im Studio des TV-Senders „Bild“. Axel Springer hat mit sofortiger Wirkung „Bild“-Chefredakteur Julian Reichelt von seinen Aufgaben entbunden.

Bereits im Frühjahr kamen Vorwürfe gegen „Bild“-Chefredakteur Julian Reichelt zu Machtmissbrauch auf. Er bekam eine zweite Chance. Nach neuen Medienberichten zog der Konzern dann einen Schlussstrich. Nun meldet sich der Springer-Chef zu Wort.

Berlin. Sonntag erscheint ein „New-York-Times“-Bericht über Springer und „Bild“ mit schweren Vorwürfen gegen „Bild“-Chefredakteur Julian Reichelt. Neue Medien­recherchen, die dazu führten, dass Reichelt nicht mehr zu halten war. Montag wird bekannt, dass er seinen Posten räumen muss. Am Mittwoch meldet sich dann der Springer-Chef selbst zu Wort. 

Was war passiert? Im Frühjahr hatte der Konzern das interne Verfahren gegen Julian Reichelt angestoßen: Nach Springer-Angaben standen im Kern der Untersuchung die Vorwürfe des Machtmissbrauchs im Zusammenhang mit einvernehmlichen Beziehungen zu Mitarbeiterinnen sowie Drogenkonsum am Arbeitsplatz. Der Konzern prüfte Vorwürfe und kam zu dem Ergebnis, dass Reichelt seinen Posten behalten sollte. Es war eine zweite Chance. Nach einer befristeten Freistellung kehrte er in den Job zurück.

Am Montag wurde dann das abrupte Ende bekannt gemacht.

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Springer hat mit sofortiger Wirkung „Bild“-Chefredakteur Julian Reichelt von seinen Aufgaben entbunden. Das teilte das Unternehmen am Montag in Berlin mit. Reichelt verlässt den Medienkonzern und damit auch Deutschlands größte und auflagenstärkste Boulevardzeitung.

„Bild“-Chef Julian Reichelt von Aufgaben entbunden

Die offizielle Begründung: „Als Folge von Presserecherchen hatte das Unternehmen in den letzten Tagen neue Erkenntnisse über das aktuelle Verhalten von Julian Reichelt gewonnen. Diesen Informationen ist das Unternehmen nachgegangen. Dabei hat der Vorstand erfahren, dass Julian Reichelt auch nach Abschluss des Compliance-Verfahrens im Frühjahr 2021 Privates und Berufliches nicht klar getrennt und dem Vorstand darüber die Unwahrheit gesagt hat.“

Der Vorstandsvorsitzende des Medienkonzerns Axel Springer, Mathias Döpfner, hat am Mittwoch Stellung bezogen: Er hat sich nach dem Abgang von Reichelt für einen schnelleren Kulturwandel innerhalb der Boulevardzeitung ausgesprochen. In der verbreiteten Videobotschaft sagte er an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gerichtet: „Es handelt sich hier nicht um ein Kulturproblem des ganzen Springer-Verlages. Es gibt dieses Problem bei 'Bild'.“ 

Springer-Chef meldet sich zu Wort mit Bitte an die Mitarbeiter

Döpfner ergänzte: „Deswegen müssen wir hier auch sehr schnell noch viel grundlegender an der Modernisierung und Veränderung unserer Kultur im Sinne von Respekt arbeiten.“ Das gelte nicht für die große Mehrheit der Mitarbeiter; in den meisten Unternehmen des Konzerns herrsche eine vorbildliche Kultur. Der Springer-Chef bat die Mitarbeiter, sich im Zusammenhang mit Machtmissbrauch und bei nicht respektvollem Umgang im beruflichen Miteinander zu melden, offen zu sprechen und „keine Angst zu haben“.

Der Vorstandsvorsitzende stellte zudem klar (weitere Details im Video): „Wenn man den Medienberichten der letzten Tage folgt, hat man den Eindruck, es geht hier um mehrere Fälle von Sexismus, sexuellem Übergriff, sexuellem Missbrauch. Das war zu keinem Zeitpunkt Teil der Vorwürfe. Es ging um einvernehmliche Beziehungen mit Mitarbeiterinnen von „Bild“. Das ist allerdings, wenn eine Führungskraft eine solche Beziehung mit einer abhängig Beschäftigten unterhält und das nicht transparent macht, nicht akzeptabel. Deshalb sind wir diesen Vorwürfen von Anfang an sehr ernsthaft nachgegangen.“ 

Bericht der „New York Times“ brachte Fall ins Rollen

Die Vorwürfe gegen Reichelt wiegen schwer, in deutschen Medien war im Frühjahr von Vorwürfen des Machtmissbrauchs und Ausnutzung von Abhängigkeitsverhältnissen die Rede gewesen. Das Ganze kam durch einen Bericht der „New York Times“ nun erneut ins Rollen: Die US-Zeitung berichtete am Sonntag in einem langen Artikel über den Medienkonzern Axel Springer auch mit Blick auf die mittlerweile vollzogene Übernahme der US-Mediengruppe Politico.

Die US-Zeitung ging in dem Artikel auch auf diese bekanntgewordenen Vorwürfe gegen Reichelt ein und brachte Recherchen ins Spiel, die das Investigativ-Team der Mediengruppe Ippen („Frankfurter Rundschau”, „Münchner Merkur“, „TZ”) in den vergangenen Monaten vorangetrieben hatte. Diese Recherchen sind bislang nicht veröffentlicht worden.

Eigentlich hätten sie bereits publiziert sein sollen, die Mediengruppe Ippen entschied sich auf Einwirken des Verlegers Dirk Ippen zunächst gegen die Veröffentlichung.

Das Nachrichtenmagazin „Spiegel“ hat Teile der zurückgehaltenen Recherche veröffentlicht. 

Casa Reichelt: Ippen prüft nun doch mögliche Veröffentlichung

Das Vorgehen des Ippen-Verlegers löste Kritik aus, das Recherche-Team schrieb einen Brief an die Geschäftsführung. Das Schreiben kursierte im Internet. Darin hieß es: „Unsere Recherche-Ergebnisse deuten auf Missstände und Machtmissbrauch im Hause Axel Springer und durch den mächtigsten Chefredakteur Deutschlands hin.“ Weiter hieß es: „Besonders irritiert hat uns die Tatsache, dass für den Stopp der Recherche keine juristischen oder redaktionellen Gründe angeführt wurden.“

Dirk Ippen (l), Zeitungsverleger, ist in seinem Büro (Aufnahme vom 17.09.2020) und Julian Reichelt, «Bild»-Chefredakteur (Aufnahme vom 16.08.2021).

Dirk Ippen (l.), Zeitungsverleger (Aufnahme vom 17.09.2020) und Julian Reichelt, „Bild“-Chefredakteur (Aufnahme vom 16.08.2021): Die Mediengruppe Ippen prüft nun doch eine Veröffentlichung von Recherchen zu Reichelt. Zuvor hatte das Medienhaus auf Einwirken des Verlegers auf eine Erstveröffentlichung verzichtet,

Am Dienstag wurde dann bekannt, dass die Redaktion der Ippen-Mediengruppe nun doch eine mögliche Veröffentlichung von Recherchen des eigenen Investigativteams prüft. Ippen.Media-Gesamt-Chefredakteur Markus Knall sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Wir haben nach einer intensiven Diskussion im Hause den Punkt erreicht, dass wir als Redaktion in die Veröffentlichung gehen könnten. Wir prüfen aktuell, welche Aspekte der Geschichte noch veröffentlichbar sind und wie die Quellenlage ist. Das heißt: Ob, wann und in welchem Umfang die Geschichte rausgeht, entscheiden wir rein redaktionell.“

Laut Knall befinde sich im „Spiegel“-Bericht nicht alles, „was wir zum Stand vergangener Woche an Material hatten“. Auf die Frage, ob die mögliche Veröffentlichung der Ippen-Recherche mit Verleger Dirk Ippen abgesprochen sei, sagte er: „Ich freue mich, dass wir Dr. Ippen überzeugen konnten, wie wichtig es ist, dass wir als Redaktion frei und unabhängig agieren können und dieses Thema es wert ist, publiziert zu werden.“ (dpa/mg)