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„Blutungen und Schmerzen“Eltern vergiften ihre eigenen Kinder mit Paste – und sind begeistert

In einer privaten Gruppe auf Telegram namens „Dirt Road Discussions“ diskutieren Eltern darüber, wie das Wurmmittel Ivermectin bei Krankheiten und Behinderungen helfen. Das Mittel ist giftig.

In einer privaten Gruppe auf Telegram diskutieren Eltern darüber, wie das Wurmmittel Ivermectin bei Krankheiten und Behinderungen „hilft“. In Wirklichkeit vergiften sie ihre Kinder mit dem Medikament, das für Tiere gedacht ist. „Nur zur oralen Anwendung bei Pferden“ steht auch auf der Paste.

In den USA wird dieses Mittel zu einem immer größeren Problem: Auf Telegram feuern sich Eltern, deren Kinder mit einer Reihe von Behinderungen leben, gegenseitig dabei bei an, ihnen ein giftiges Wurmmittel zu verabreichen: Ivermectin. Die Folgen für die Kleinen sind fatal. 

von Martin Gätke (mg)

Es sind Worte, die an die Nieren gehen: „Seit sechs Wochen trage ich Ivermectin auf die Füße und den Bauchnabel meiner Enkelin auf und tupfe ihre Ohren ab. Sie klagt über sporadisches, verschwommenes Sehen und manchmal über Kopfschmerzen.“

„Blutungen oder Schleim oder Erbrechen oder Durchfall oder Akne oder Schmerzen oder Hitzewallungen und Schwitzen sind alles gute Anzeichen dafür, dass der Körper gereinigt wird“, heißt es in einem weiteren Post. „Das ist Heilung, weiter so.“

USA: Eltern vergiften ihre eigenen Kinder mit Ivermectin

Es sind zwei Beispiele dafür, wie sich immer mehr Eltern in den USA gegenseitig darin bestärken, ihren Kindern Ivermectin zu verabreichen – in unterschiedlichster Form. Mal als Tabletten, mal als Creme, mal zum Abtupfen. Für sie ist Ivermectin ein Heilmittel – auch gegen Behinderungen wie Autismus, Asperger- oder Down-Syndrom. 

Alles zum Thema USA

Hunderte von Eltern haben sich bereits in einem riesigen Verschwörungsnetzwerk zusammengefunden, vorrangig auf Telegram, um Ivermectin zu empfehlen. Für ihre Kinder aber hat das fatale Folgen. Darüber berichtet unter anderem „Vice“.

Denn Ivermectin ist nicht für den Gebrauch an Menschen bestimmt: Fachleute haben immer wieder darauf hingewiesen, dass es nur für den Einsatz an großen Tieren wie Pferden bestimmt ist und eine Einnahme für Menschen giftig sein kann.

Ivermectin: Im Normalfall kommt es bei Tieren zum Einsatz

Im Normalfall kommt Ivermectin zum Einsatz, um Parasitenbefall bei Tieren zu bekämpfen, das kann in Form von Injektionen geschehen oder Pasten. Es gibt auch Mittel für Menschen – doch diese unterscheiden sich stark von jenen für Kühe, Pferde & Co und helfen dann auch nur in ganz bestimmten Dosierungen.

Falsch dosiert kann die Verwendung unter anderem zu Lebererkrankungen, Blut im Urin, Übelkeit, Erbrechen, Zittern, Atembeschwerden, Krampfanfällen führen. Eine Überdosierung gar zu Koma und Tod.

Hier bei unserer Umfrage mitmachen:

Während der Corona-Pandemie wurde Ivermectin in den sozialen Medien als vermeintliche Wunderwaffe empfohlen, auch in Deutschland. Doch den größeren „Siegeszug“ hat das Mittel in den USA angetreten – bis heute gilt es dort in einigen Kreisen als Wundermittel gegen alles Mögliche. Oder einfach, um den Körper zu „reinigen“. 

Ivermectin: Arzneimittelbehörden warnen vor dem Mittel 

Die US-Arzneimittelbehörde FDA warnt schon länger davor, das Mittel zu nehmen: „Sie sind kein Pferd. Sie sind keine Kuh“, erklärte die Behörde etwa im Sommer 2021. „Im Ernst, Leute, hört auf damit.“ Genauso empfiehlt die europäische Arzneimittelagentur EMA eine Ivermectin-Anwendung nur im Rahmen klinischer Untersuchungen. 

Das hält aber Eltern nicht davon ab, Ivermectin-Medikamente für Pferde ihren Kindern zu verabreichen – und das Mittel via Telegram zu empfehlen. Sie verweisen dubiose Studienergebnisse und noch dubiosere Internetseiten. 

Die Folgen für die Kinder: Viele leiden unter Erbrechen, Krampfanfälle, Lethargie, Hyperaktivität, Unruhe und Kopfschmerzen. Trotz der fatalen Symptome verabreichen die Eltern das Mittel weiter. 

Ivermectin: Bekannter Influencer gestorben – Eltern machen weiter

Und selbst der Tod eines bekannten Ivermectin-Influencers scheint zu wenig Einsicht zu führen: Der US-Amerikaner Danny Lemoi, der die wohl größte Ivermectin-Chatgruppe auf Telegram gegründet hat und nach eigenen Angaben fast ein Jahrzehnt tierärztliches Ivermectin einnahm, um angebliche Lyme-Borreliose (eine Krankheit, die durch eine Infektion mit Bakterien verursacht wird) zu behandeln, starb urplötzlich im Alter von 50 Jahren. 

Die Todesursache laut Chat-Gruppe: Er sei an einem Herzen gestorben, das fast die doppelte Größe eines normalen menschlichen Herzens hatte. „Wir verstehen, dass dies bei denen, die ihm gefolgt sind, Fragen aufwirft“, heißt es in seinem Kanal. Doch Lemoi sei „eines natürlichen Todes gestorben“.

Fatal: Lemoi hatte eine Art „Rezept“ hinterlassen für die Anwendung an Kindern – mit genauer „Anleitung“. „Nehmen Sie einfach einen Tupfer und streichen Sie es damit über die Füße“, heißt es darin. 

Und auch die schrecklichen Nebenwirkungen für die Kinder werden „erklärt“: Parasiten würden sich in einem Teil des Gehirns befinden, der Krankheiten verursacht. Wenn die Parasiten von Ivermectin angegriffen werden, würden sie in Panik geraten und Toxine freisetzen. „Dies wird sich auf die Kinder und ihr Verhalten auswirken.“ Die Kanaladministratoren behaupten, dass auch starke Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Schwindel nur Zeichen dafür seien, dass es wirke. 

Dass die Eltern ihre eigenen Kinder mit dem Mittel vergiften, sehen die allerwenigsten ein. Zwar gibt es auch Mitglieder, die Lemois Tod auf Ivermectin zurückführten. Die den Administratoren vorwerfen, Fehlinformationen zu verbreiten. Die Antwort an die Zweifler: „Niemand kann mich davon überzeugen, dass er wegen Ivermectin gestorben ist.“