TürkeiMehr als 200 Festnahmen bei Pride-Parade in Istanbul

So wie hier gab es am 26. Juni 2022 etliche weitere Festnahmen im Rahmen der Pride-Parade in Istanbul.

So wie hier gab es am 26. Juni 2022 etliche weitere Festnahmen im Rahmen der Pride-Parade in Istanbul.

Die türkischen Behörden hatten die Pride-Parade in Istanbul wie bereits in den Vorjahren verboten. Dennoch demonstrierten etliche Menschen für die Rechte der LGBTQI+-Community. 200 von ihnen wurden festgenommen.

Die türkische Polizei hat am Sonntag bei einer behördlich untersagten Pride-Parade in Istanbul laut der federführenden Organisation mehr als 200 Personen festgenommen.

Unter den Festgenommenen waren neben Aktivisten auch der AFP-Fotograf Bülent Kilic sowie weitere Presseleute, wie ein Team der Nachrichtenagentur am Sonntag (26. Juni 2022) berichtete. Die Pride-Parade war vom Gouverneur von Istanbul verboten worden.

Demo in Istanbul: „Die Zukunft ist queer!“

Hunderte Menschen mit Regenbogenfahnen versammelten sich trotzdem in den Straßen rund um den Taksim-Platz, der für die Öffentlichkeit gesperrt war. Sie widersetzten sich der Polizei und zogen etwa eine Stunde lang durch die Straßen des Viertels Cihangir. Dabei riefen sie „Die Zukunft ist queer!“ und „Ihr seid nicht allein!“.

Die Polizei hatte laut dem AFP-Team bereits vor Beginn der Parade in mehreren Bars in Cihangir wahllos Menschen festgenommen, darunter auch Journalistinnen und Journalisten.

Mehreren Augenzeuginnen und Augenzeugen zufolge versuchte die Polizei, Pressevertreterinnen und -vertreter daran zu hindern, die Festnahmen zu filmen. Der AFP-Fotograf Kilic war bereits im vergangenen Jahr unter den gleichen Umständen festgenommen worden.

Die türkischen Behörden hätten es sich „offenbar zur Gewohnheit gemacht, den AFP-Fotojournalisten Bülent Kilic festzunehmen“, kritisierte die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) auf Twitter. RSF-Sprecher Erol Onderonglu warf den Behörden anhaltende „Gewalt und willkürliche Festnahmen“ von Journalistinnen und Journalisten vor.

„Alle, die nur wegen ihrer Teilnahme an der Pride-Parade festgenommen wurden, müssen sofort und bedingungslos freigelassen werden“, forderte Milena Buyum von Amnesty International. Ab dem frühen Abend kamen die ersten Festgenommenen, die für die Rechte der LGBTQI+-Community demonstrierten, wieder auf freien Fuß. Auch Kilic wurde nach Angaben seines Anwalts freigelassen.

Türkische Behörden verbieten Pride-Parade in Istanbul

Nach einer aufsehenerregenden Pride-Parade in Istanbul im Jahr 2014 mit mehr als 100.000 Teilnehmern hatten die türkischen Behörden die Veranstaltung in den vergangenen Jahren immer wieder verboten, offiziell aus Sicherheitsgründen.

Die Europarats-Kommissarin für Menschenrechte, Dunja Mijatovic, hatte die türkischen Behörden am Freitag aufgerufen, die Parade stattfinden zu lassen. „Die Menschenrechte von LGBTI-Personen in der Türkei müssen wirksam geschützt werden“, erklärte sie. (afp)