Nach FlugzeugabsturzVier Kinder überleben zwei Wochen alleine im Regenwald – oder etwa doch nicht?

Ein Rettungsfahrzeug ist auf dem Weg zur Mine „La Mestiza“ in Kolumbien. Das Foto wurde am 2. Juni 2022 aufgenommen.

Ein Rettungsfahrzeug ist auf dem Weg zur Mine „La Mestiza“ in Kolumbien. Das Foto wurde am 2. Juni 2022 aufgenommen. 

Es klang wie ein wahres Wunder, das sich nun im Amazonas-Regenwald ereignet haben soll. Nach einem Flugzeugabsturz wurden vier Kinder zwei Wochen lang vermisst – und lebend gefunden.

War das glückliche Ende der „Operation Hoffnung“ etwa keines? Am Mittwoch (17. Mai 2022) hieß es noch: Vier Kinder, darunter ein elf Monate altes Baby, sind mehr als zwei Wochen nach einem Flugzeugabsturz lebend im dichten kolumbianischen Amazonas-Regenwald gefunden worden. „Freude für das Land“, erklärte Kolumbiens Präsident Gustavo Petro im Kurzbotschaftendienst Twitter. Die Kinder vom indigenen Volk der Huitoto seien „nach mühsamer Suche durch unsere Streitkräfte“ wiedergefunden worden.

Doch dann am Donnerstag die peinliche Kehrtwende: Petro zog seine Angaben plötzlich zurück, wonach die vier im Dschungel vermisste Kinder gefunden worden seien. Die Suche nach den seit zwei Wochen vermissten Kindern vom indigenen Volk der Huitoto dauere an, schrieb Petro am Donnerstag im Kurzbotschaftendienst Twitter. Er löschte seinen Tweet vom Mittwoch und entschuldigte sich für seine vorherigen Angaben

Kolumbien: Leben die vier Kinder nach Flugzeugabsturz noch?

Die Behörden hatten mehr als hundert Soldaten mit Spürhunden entsandt, um nach den Minderjährigen zu suchen, die in einer Cessna 206 saßen, die am 1. Mai abgestürzt war. Drei erwachsene Insassen waren bei dem Absturz ums Leben gekommen, unter ihnen die Mutter der vier Kinder.

Die Rettungskräfte gehen davon aus, dass die vier, neun und 13 Jahre alten Kinder mit dem elf Monate alten Baby seit dem Unglück durch den Dschungel im südlichen Departement Caqueta ziehen. Nach Angaben der Armee wurde am Mittwochmorgen die Suche noch einmal intensiviert, nachdem die Helfer „einen improvisierten Unterstand aus Stöcken und Zweigen“ entdeckten, was auf mindestens einen Überlebenden hindeutete.

Auf Fotos, die von den Streitkräften veröffentlichten wurden, waren eine Schere und ein Haarband auf dem Boden des Urwaldes zu sehen. Zuvor hatten sie bereits ein Fläschchen und eine halb gegessene Frucht gefunden.

Am Montag und Dienstag hatten Soldaten die Leichen des Piloten und von zwei weiteren Erwachsenen gefunden. Sie waren mit dem Flugzeug aus San José del Guaviare gekommen, einer der größeren Städte im kolumbianischen Amazonas-Regenwald.

„Operation Hoffnung“: Suche nach vermissten Kindern endet mit vermeintlichem Wunder

Riesige Bäume, die bis zu 40 Meter hoch werden können, wilde Tiere und starke Regenfälle erschweren die Suchaktion mit dem Namen „Operation Hoffnung“. Drei Hubschrauber werden eingesetzt - einer davon spielt per Lautsprecher eine von der Großmutter der Kinder in der Sprache der Huitoto gesprochene Botschaft ab: Sie forderte sie auf, sich nicht mehr von der Stelle zu bewegen, da nach ihnen gesucht werde.

Die indigene Volksgruppe der Huitoto ist dafür bekannt, dass sie in Harmonie mit dem Urwald lebt, sowie für ihre Fähigkeiten bei der Jagd, beim Fischen und beim Sammeln wilder Früchte. Dies könnte den Kindern dabei helfen, seit mehr als zwei Wochen allein zu überleben. Durch Ausbeutung, Krankheiten und Assimilation hat sich die Population der Huitoto über viele Jahrzehnte stark verringert.

Die Ursache für den Flugzeugabsturz ist weiter unklar. Der Pilot hatte Probleme mit dem Motor gemeldet, bevor sein Flugzeug vom Radar verschwand, wie die kolumbianische Katastrophenschutzbehörde mitteilte. In der Region gibt es nur wenige Straßen und auch der Zugang über Flüsse ist schwierig, weshalb Flugzeuge das Verkehrsmittel der Wahl sind. (afp)