Es könnte ein starkes Signal sein: die Europride in Belgrad. Ein Zeichen für den Wandel der serbischen Hauptstadt hin zu einer modernen, weltoffenen Stadt. Doch die Parade ist in Gefahr. Deshalb wendet sich jetzt auch ein deutscher Politiker an die serbische Regierung.
Europride in BelgradWie groß ist die Gefahr? „Ganz Europa schaut gerade auf Serbien“

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Bei einem Protest gegen das Stattfinden der Europride in Belgrad werden von den Protestierenden Bilder des russischen Präsidenten Wladimir Putin und Draža Mihailović, einem serbischen Kriegsverbrecher aus dem Zweiten Weltkrieg gezeigt.
Der Queer-Beauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann, hat an Serbien appelliert, die für Samstag geplante Europride-Parade in der Hauptstadt Belgrad stattfinden zu lassen und entsprechend zu schützen.
„Ganz Europa schaut gerade auf Serbien. Menschen aus vielen Ländern Europas werden in Belgrad zu Gast sein“, schrieb der Grünen-Politiker in einem Brief an Präsident Aleksandar Vucic und Premierministerin Ana Brnabic.
Die Begründung der Absage erscheint vielen Beobachtern fadenscheinig
„Es wäre ein fatales Signal und ein enormer Rückschritt, wenn ausgerechnet der Höhepunkt der Europride 2022 nicht stattfinden könnte oder nur unzureichend geschützt wird.“ Das Schreiben lag der Deutschen Presse-Agentur vor.
Serbiens Regierung hatte im August die für den 17. September geplante Parade, bei der für die Rechte Nicht-Heterosexueller demonstriert werden soll, abgesagt. Begründet wurde der Beschluss mit aktuellen Krisen im Land, darunter der Streit mit dem Nachbarland Kosovo. Es gehe darum, alle Kapazitäten der Sicherheitskräfte bereitzuhalten. Für die Sicherung der Europride-Parade blieben nicht genügend Polizeikräfte übrig.
Die Organisatoren hatten anschließend erklärt, dass die Parade dennoch stattfinden werde, weil die Regierung kein Recht habe, diese zu verbieten. Zuvor hatten rechtsradikale Organisationen sowie Vertreter der Serbisch-Orthodoxen Kirche Stimmung gegen die Veranstaltung gemacht. Die Europride wird seit 1992 abwechselnd in verschiedenen europäischen Hauptstädten organisiert, Serbien soll die erste Station in Südosteuropa sein.
„Die serbische Regierung und ihre Sicherheitsbehörden müssen sich gerade in diesen kritischen Momenten hinter die LGBTQI+-Community stellen und dafür sorgen, dass dieser Pride Marsch friedlich und sicher stattfinden kann“, schrieb Lehmann, der selbst an der Parade teilnehmen will, an Vucic und Brnabic. (dpa)