Scharfes HobbyGrid Girl Sarah (29) über Gage, Sexismus und Fahrer-Beziehungen

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Sarah (29) ist Grid Girl am Nürburgring.

von Markus Krücken (krue)

Köln – Die hübsche, sich lasziv räkelnde Frau auf der Motorhaube. Im Kopf vieler Fans von „heißen Ofen“ ist dieses Klischee-Bild längst imprägniert.

Und anders als in der Formel 1 kann man in der Deutschen Tourenwagen Meisterschaft (DTM) die Grazien an der Strecke tatsächlich noch als Blickfang erleben.

Zum Beispiel Sarah aus Troisdorf.

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,,Ich bin ein Grid Girl!", sagt die Bürokauffrau. Der Begriff bezeichnet traditionell seit den 60er Jahren eine Hostess an der Rennstrecke.

Die Mädels polarisieren seit eh und je. Für die einen sind sie nur abwertend gesprochen „Boxenluder“, speziell in Japan dagegen sind sie als „Race Queens“ hoch angesehene Helferinnen der Rennveranstalter.

Wie wird man Grid Girl?

Sarah Halx weiß es. Sie ist seit drei Jahren für Rennsorg Sport am Nürburgring am Start. Verteilt Flyer und Werbegeschenke, posiert mit Fans als Blickfang, zeigt die Startnummern vor dem Rennen und sorgt für gute Laune auf der Piste.

Grid Girl bekommt Gage von bis zu 300 Euro

„Normalerweise bewirbt man sich bei einem Rennteam. Allerdings bin ich mehr oder weniger da rein gerutscht. Mich schrieb eine gute Freundin an, ob ich nicht Lust hätte beim 24 Stunden-Rennen als Grid Girl mitzumachen. Natürlich sagte ich Ja“, beginnt die alleinerziehende Mutter zu erzählen.

Zwischen 150 und 300 Euro – das Ganze ist von Team zu Team verschieden und Verhandlungssache – können Mädels wie Sarah an einem Rennwochenende schnappen.

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Schnappschuss an der Strecke: Sarah ist schon seit drei Jahren dabei.

Sie reisen nach Hockenheim, an den Lausitzring, nach Spa. Kontakt zu den Fahrern gebe es, freundschaftlich. Doch mehr als die Kohle reize sie das Flair der PS-Atmosphäre.

„Das ist wie in einer großen Familie. Es ist nicht ein Job, es ist Leidenschaft für mich“, schwärmt Sarah: „Wenn ich dort bin, kann ich meinen Kopf ausschalten. Es ist mein Seelenort. Es fühlt sich an, wie nach Hause zu kommen.“

Der Tag eines Grid Girls beginnt um 8 Uhr im Hotel nahe des Rennzirkus. „Als erstes mache ich mich fertig und gehe frühstücken. Nach dem Frühstück geht's ab zur Strecke, ins Fahrerlager zum Team-Zelt. Dort gibt es eine kleine Besprechung und der Ablauf wird festgelegt.

Grid Girls werden auch mal sexistisch angemacht

Meistens geht es damit los, Give Aways zu verteilen und Fotos zu machen, Präsenz zu zeigen. Am Renntag geht es vom Teamzelt zur Startaufstellung.“

Wird man als Grid Girl sexistisch oft belästigt? Gibt es derbe Sprüche und Anmachen?

„Geiler Arsch“, das habe sie dann und wann durchaus schon mal gehört, aber prinzipiell ist noch nichts Aufdringliches geschehen, ist Sarah froh: „Belästigung fängt da an, wo man sich belästigen lässt. Ich hatte bis jetzt alles immer unter Kontrolle.“

Startaufstellung

Startaufstellung bei einem DTM-Rennen.

Dass es Eifersüchteleien und Konkurrenzdenken untereinander sowie Vorurteile gibt, leugnet das Hobby-Model gar nicht erst: „Sicher gibt es Leute, die sagen, dass Grid Girls billig sind. Aber die Mehrheit gibt positives Feedback. Meine persönliche Meinung ist, dass Grid Girls zum Motorsport gehören.“

Auch Bernie Ecclestone (88) sieht das so. „Diese Mädchen waren doch Teil der Show. Die Fans lieben den Glamour“, beschwerte sich der damalige, milliardenschwere Formel-1-Boss einst über die Abschaffung der Grid Girls, „Ich kann nicht erkennen, wie ein gut aussehendes Mädchen, das mit einem Fahrer und einer Nummer vor einem Formel-1-Auto steht, jemanden stören kann.“

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Die alleinerziehende Mutter jobbt nebenbei auch als Model.

Grid Girl Sarah Halx: der Partner zieht mit

In der DTM dagegen denkt man nicht daran, auf Grazien wie Sarah zu verzichten.

Wichtig: Ihre Familie und ihr Partner fahren ebenfalls auf ihr Hobby ab, betont die 29-Jährige: „Sie unterstützen mich zu tausend Prozent. Wenn es zeitlich passt, kommt mein Partner sogar mit an die Strecke.“

Das nächste Rennen steht schon im Kalender. „Ich habe Benzin im Blut“, so Sarahs Credo.