Drogen im AbwasserDas sind die Koks-Hauptstädte Deutschlands – „weit verbreitetes Problem“

Symbolfoto. Ein Pressesprecher des Zolls Hamburg präsentiert auf einem Medientermin im Hafen einen kleinen Teil eines Kokain-Funds.

Symbolfoto. Ein Pressesprecher des Zolls Hamburg präsentiert auf einem Medientermin im Hafen einen kleinen Teil eines Kokain-Funds.

Drogen im Abwasser? Was für viele nur eine stinkende Brühe ist, bietet spannende Erkenntnisse für Forschende. Anhand der Rückstände im Abwasser lässt sich zeigen, welche Städte die Kokain-Hochburgen Deutschlands sind.

von Annabelle Cohnen (ac)

Diese Statistik will keine Stadt oben anführen. Die Ergebnisse einer Studie des „European Monitoring Centre for Drugs and Drug Addiction“ aus den Jahren 2017 bis 2021 zeigen, in welchen deutschen Städten am meisten Kokain konsumiert wird. 

In diesen deutschen Städten schwimmt das meiste Koks im Abwasser

Laut Abwasser-Monitoring der EU ist Dortmund die Stadt mit dem höchsten Koks-Gehalt im Abwasser. Satte 477 Milligramm kommen hier umgerechnet auf 1000 Personen pro Tag. 

Platz zwei und drei der Liste belegen die Großstädte Hamburg und Frankfurt als Drogenhotspots in Deutschland. Berlin, Hannover, München, Magdeburg und Stuttgart sind ebenfalls in der Top acht der deutschen Kokain-Hochburgen zu finden.

Die Daten entstammen dem größten europäischen Projekt im Bereich der Abwasseranalyse. Die Studie wird von der europaweiten SCORE-Gruppe in Zusammenarbeit mit der europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMCDDA) veröffentlicht. In insgesamt 75 europäischen Städten aus 25 Ländern wurden die Abwasserdaten der Einwohnenden analysiert, um Aufschluss über das Drogenverhalten zu gewinnen.

Alexis Goosdeel, Direktor der EMCDDA, erklärt: „Die Ergebnisse liefern uns eine wertvolle Momentaufnahme des Drogenkonsums in 75 Städten und bieten wertvolle Einblicke in neue Trends. Die Ergebnisse zeigen sowohl einen Anstieg als auch eine Ausbreitung der meisten untersuchten Substanzen, was auf ein weit verbreitetes und komplexes Drogenproblem zurückzuführen ist.“

Studie zeigt: Kokain-Konsum auf Höchstniveau

Die Ergebnisse der Studie deuten außerdem darauf hin, dass die Verfügbarkeit und der Konsum von Kokain im historischen Vergleich nach wie vor auf einem Höchstniveau ist. Insbesondere im Jahr 2020 wurde ein Rekordhoch von 213 Tonnen Kokain innerhalb der EU-Mitgliedsstaaten sichergestellt. Der Anstieg der Anzahl der im Jahr 2020 ausgehobenen Kokain-Labore zeigt ebenso, dass in Deutschland und Europa im großen Stil Kokain verarbeitet wird.

Insbesondere bei Erstkonsumenten und -konsumentinnen scheint Kokain eine besonders beliebte Droge zu sein. Das Durchschnittsalter des ersten Konsums liegt bei 23 Jahren, wobei 85 % der Konsumierenden männlich sind.

Auch wenn die Bemühungen seitens der Politik und vor allem der Polizei groß zu sein scheinen, wird deutlich, dass das weiße Pulver in immer größeren Mengen nach Europa und Deutschland gelangt.

Obwohl immer mehr Kokain durch Beamte und Beamtinnen sichergestellt wird, machen diese Funde nur einen Bruchteil der Mengen aus, welche nach Deutschland geschleust werden. Kartelle und Händler haben heutzutage eine komplexe Logistik und ausgeklügelte Lieferketten aufgebaut und bedienen sich immer raffinierteren Schmuggelmethoden, die weit über die klassische Sporttasche hinausgehen.