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Diskriminierung im AlterImmer mehr Betroffene, Fälle immer drastischer

Immer mehr Senioren und Seniorinnen fühlen sich diskriminiert.

Immer mehr Senioren und Seniorinnen fühlen sich diskriminiert.

Man kann nur den Kopf schütteln: Die Fälle von Altersdiskriminierung häufen sich, EXPRESS.de hat besonders drastische zusammengetragen.

von Andrea Kahlmeier  (ak)

Keine Chance auf dem Arbeitsmarkt, kein Kredit mehr bei der Bank. Nicht mal in der Tanzschule oder bei Interesse an einem Tier aus dem Tierheim bekommen die „Alten“ einen Fuß in die Tür. 45 Prozent der Menschen haben hierzulande schon Altersdiskriminierung erlebt. Schon bei den über 65-Jährigen waren es 35 Prozent, belegt eine aktuelle Umfrage. EXPRESS.de zu den Deutschen Antidiskriminierungstagen (13. und 14. Mai) drastische Fälle gesammelt.

Im vergangenen Jahr waren 24 Prozent der Arbeitslosen älter als 55 Jahre! Und 39 Prozent berichten von Altersdiskriminierungen bei der Jobsuche, die auch Arbeitsgerichte beschäftigen. Denn „Digital-Natives gesucht“, oder „Verstärkung für ein dynamisches junges Team“ liest man häufig. Peter K. (alle Namen geändert) bewirbt sich dennoch und lässt das Alter bei der Bewerbung weg. Er wird häufig eingeladen, denn er ist ein Mann, der sich kontinuierlich weitergebildet hat, weltweit Solar-, Hybrid-, Wasserstoff- und Photovoltaikprojekte realisiert hat, als Geschäftsführer, Dozent und COO (Chief Operating Officer) tätig war. Doch sobald er sein Alter –  60 Jahre – nennt, ist Schluss.

Alt und abgeschrieben? Hier sind viele Lebensjahre offenbar ein Manko

27 Prozent der Befragten erleben Altersdiskriminierung im Gesundheitsbereich. In der Beratung der Antidiskriminierungsstelle des Bundes gingen seit Bestehen mehr als 8600 Beratungsfälle ein.

  1. Wie Margot K. (66), die nach einer Hüft-OP in der Rehaklinik nur langsam Fortschritte machte. Ihr wurde die gewünschte Verlängerungswoche – im Gegensatz zu ihrer deutlich fitteren und jüngeren Tischnachbarin – nicht genehmigt. Kein Wunder: Bei einer Mittfünfzigerin ist die Rentenkasse daran interessiert, sie ins Arbeitsleben zurückzuführen. In Margot zu investieren, lohnt offenbar weniger.
  2. Monika M. (73) hat Brustkrebs und hat einfach Pech gehabt, zu früh zu alt gewesen zu sein. Bisher konnten sich nämlich nur Frauen zwischen dem 50. und 69. Lebensjahr auf Krankenkassenkosten alle zwei Jahre testen lassen. Das Mammographiescreening zur Früherkennung von Brustkrebs ist seit Juli 2024 endlich auch für Frauen zwischen 70 und 75 Jahren möglich. Aber ob der Krebs mit 76 Jahren einen Bogen um Frauen macht?

24 Prozent klagten über Diskriminierung bei Geschäften und Dienstleistungen.

  1. Hermine Sch. (76) bekam zum Beispiel bei der Bank keinen Kredit für eine neue Waschmaschine. Es ging um 700 Euro. Für ihren 57-jährigen Ehemann war das hingegen kein Problem.
  2. Auch die Ärztin Johanna K. wandte sich an die Antidiskriminierungsstelle des Bundes, nachdem ein Kredit für den Kauf einer Eigentumswohnung abgelehnt worden war – mit der Begründung, sie würde ja bald in Rente gehen. Dabei hat sie vor, mindestens bis zum 72. Lebensjahr weiterzuarbeiten ... Interessierte nur keinen.

Nächstes Ärgernis: Kfz-Versicherungen. 80-Jährige zahlen im Schnitt doppelt so viel wie 55-Jährige, berichtet Stiftung Warentest. Und dem Vergleichsportal Verivox zufolge zahlen bereits 65-jährige Versicherte im Vergleich zu zehn Jahre jüngeren Fahrern 16 Prozent höhere Prämien.

  1. „Mein Lebensgefährte hat stets höhere Beiträge zu akzeptieren, nur weil er die 70 überschritten hat. Er fährt aber sicherer als mancher 30-Jährige“, moniert Susanne S. in einer Mail. Und jetzt sei auch das allerletzte Schlupfloch, um die Altersdiskriminierung in der Kfz-Versicherung zu umgehen, von der Versicherung gestopft wurden. Konnte man einem Aufschlag der KFZ-Prämie, der nicht durch einen Schaden, sondern einzig und allein vom Lebensalter abhing, bis vor kurzem dadurch entgehen, dass man das Auto auf einen jüngeren Versicherungsnehmer ummeldete, ist das aktuell nicht mehr möglich.

Es sind aber auch viele kleinere Nadelstiche, die älteren Menschen zusetzen, erleben Verbraucherzentralen oder das Kölner Büro gegen Altersdiskriminierung immer wieder.

  1. So wurde einer Frau, die nach dem Tod ihres Hundes einen Welpen aus Griechenland „adoptieren“ wollte, eine Absage erteilt: „Ich habe im Internet den Fragebogen auf der Webseite des Vereins ausgefüllt und hatte am nächsten Tag einen Anruf“, erzählt die 76-Jährige. „Mir wurde gesagt: Wir vermitteln nur an Senioren bis 62 Jahre.“
  2. Erika M. wollte sich für einen Single-Tanzkurs anmelden. Dies wurde ihr schlichtweg verweigert. Als sie nach einer Begründung fragte, bekam sie den Spruch„Sie glauben nicht wirklich, dass ein 27-Jähriger mit Ihnen tanzen möchte“ zu hören.
  3. Zwei Frauen mit Gehhilfen wurden die Eintrittskarten für den Berliner Fernsehturm wieder aus der Hand gerissen. Sie bekamen später nach ihrer Beschwerde eine lange Erklärung seitens des Berliner Fernsehturms, was Fluchtwege/Brandschutzbestimmungen angeht.

Unbefriedigend? Ja. Aber Reden kann Brücken bauen – auch und vor allem zwischen Alt und Jung. Denn eins ist sicher: Voneinander lernen kann man immer, wenn man will!