Vier Jahre nach der verheerenden Flut-Katastrophe ist im Ahr-Dorf Schuld die Hoffnung dem Frust gewichen. Bürgermeister Helmut Lussi kämpft gegen den Bürokratie-Wahnsinn.
Vier Jahre nach der FlutBürgermeister kann über Politik-Versprechen nur noch bitter lachen

Copyright: Martina Goyert
Helmut Lussi, Bürgermeister des Ahr-Örtchens Schuld
Ein Tag hat alles verändert. Seit der verheerenden Flut-Katastrophe im Juli 2021 ist im Ahr-Dorf Schuld nichts mehr, wie es mal war. Dabei gab es nach dem Schock durchaus Hoffnungsschimmer.
„Schnelle und unbürokratische Hilfe“, versprach die damalige Kanzlerin Angela Merkel. Vier Jahre später lacht Bürgermeister Helmut Lussi (69) nur noch bitter darüber. „Die gibt es nicht“, sagt er dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Im Gegenteil: „Die Verwaltungsvorschriften fressen mich auf.“ Im kleinen Ort Schuld, der von der Flut so brutal getroffen wurde, herrscht Stillstand.
Ob eine neue Brücke, ein Gemeinschaftshaus oder der Uferpark – alles wird vom Bürokratie-Irrsinn ausgebremst. Für eine Brücke braucht es etwa Geologen-Gutachten, den Kampfmittelräumdienst und eine europaweite Ausschreibung. Das Ergebnis: Der billigste Anbieter – der genommen werden musste – meldete Insolvenz an, alles verzögert sich weiter. Ein endloses Klein-Klein, das an den Nerven zerrt.
Doch der Frust richtet sich nicht nur nach außen. Die Flut zehrt auch am Zusammenhalt der Dorfgemeinschaft. Der Zusammenhalt der ersten Wochen ist verflogen. Während viele ihre Häuser wieder aufgebaut haben, würden andere nichts tun. „Die meisten sitzen das immer noch aus“, schimpft Lussi. „Die suhlen sich im Selbstmitleid.“
Bürgermeister Lussi hat dazu eine klare Meinung. „Ich weiß, wie die Häuser vor der Flut teilweise aussahen. Wenn ich mir die heute ansehe, frisch saniert und auf dem neuesten Stand, kann ich nur sagen: Bei uns gibt es keine Verlierer.“ Zumindest, was das Finanzielle angeht. Auf anderen Ebenen haben viele hart gelitten. (red)