Gezielte JagdAngehöriger von „Deutsche Welle“-Journalist aus Bonn von Taliban getötet

Die Taliban (hier bewaffnete Kämpfer am 19. August in Kabul) suchen offenbar gezielt nach Personen für Vergeltungsaktionen.

Die Taliban (hier bewaffnete Kämpfer am 19. August in Kabul) suchen offenbar gezielt nach Personen für Vergeltungsaktionen.

Bewaffnete Kämpfer der Taliban haben in Kabul einen Angehörigen eines Journalisten der Deutschen Welle mit Sitz in Bonn getötet. Die Miliz hatte offenbar gezielt nach dem Journalisten für eine Vergeltungsaktion gesucht.

Kabul/Bonn. Ein Familienangehöriger eines Journalisten des deutschen Auslandssenders Deutsche Welle (DW) ist nach Senderangaben in Afghanistan von Taliban-Kämpfern erschossen worden. Die Deutsche Welle hat ihren Sitz in Bonn.

Taliban suchten gezielt von Haus zu Haus nach DW-Journalist

Die Taliban hätten im Westen des Landes von Haus zu Haus nach dem DW-Journalisten gesucht, der aber inzwischen in Deutschland arbeite, berichtete die Deutsche Welle am Donnerstag (19. August). Ein zweiter Familienangehöriger sei bei dem Angriff schwer verletzt worden. „Weitere Angehörige des Mannes konnten in letzter Sekunde entkommen und sind auf der Flucht“, hieß es in dem Bericht.

Der Intendant des Senders, Peter Limbourg, sagte: „Die Tötung eines nahen Verwandten eines unserer Redakteure durch die Taliban ist unfassbar tragisch und belegt die akute Gefahr, in der sich alle unsere Mitarbeitenden und ihre Familien in Afghanistan befinden. Die Taliban führen in Kabul und auch in den Provinzen offenbar schon eine organisierte Suche nach Journalisten durch. Die Zeit läuft uns davon!“

G7-Staaten besorgt über Vergeltungsmaßnahmen in Afghanistan

Die G7-Staaten zeigen sich besorgt über die Berichte gewaltsamer Vergeltungsmaßnahmen in Teilen Afghanistans nach der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban. Das geht aus einer Mitteilung des Außenministeriums in London nach einer Telefonkonferenz der G7-Außen- und Entwicklungshilfeminister am Donnerstag hervor.

„Die G7-Minister unterstreichen, wie wichtig es ist, dass die Taliban ihre Zusagen zur Sicherheit von Zivilisten einhalten, und sind zutiefst besorgt über Berichte gewaltsamer Vergeltungsakte“, hieß es darin. Auch müsse das freie Geleit ausländischer Staatsangehöriger garantiert werden, die das Land verlassen wollten.

G7 rufen zur Einhaltung des humanitären Völkerrechts auf

Die G7-Minister bekräftigten demnach ihr Bekenntnis zu einem „Ende von Gewalt, Respekt der Menschenrechte, einschließlich für Frauen, Kinder und Minderheiten, sowie zu inklusiven Verhandlungen über die Zukunft von Afghanistan“. Sie riefen alle Seiten zudem zur Einhaltung des humanitären Völkerrechts auf, das dem Schutz von Menschen dient, die nicht an Kampfhandlungen beteiligt sind.

Insbesondere nannten sie dabei „humanitäre Helfer und medizinisches Personal, Übersetzer und internationale Träger anderer Dienste“. Zum Kreis der G7 gehören neben Großbritannien und Deutschland auch die USA, Frankreich, Italien, Kanada und Japan sowie Vertreter der EU. (dpa/jv)