Nun auch bei uns verfügbarHype-Mittel könnte krank machen – Betroffene über gefährliche Folgen

Verschiedene Packungen des Abnehmmittels „Wegovy“ des Pharmakonzerns Novo Nordisk liegen in einer Apotheke auf dem Verkaufstresen, hier im Juni 2023 in Kopenhagen.

Konsumentinnen und Konsumenten des Abnehmmittels „Wegovy“ berichten von Suizidgedanken.

„Wegovy“ – eine Spritze zum Abnehmen. Seit Kurzem ist das Medikament auch in Deutschland auf dem Markt. Doch Berichte über extreme Nebenwirkungen häufen sich.

von Jana Steger (JS)

Gedämpfter Appetit, keine Heißhungerattacken mehr und in der Folge auch noch ein paar Kilo weniger. Viele Promis schwören auf die gehypte Abnehmspritze. So erwähnte Tech-Milliardär Elon Musk auf die Frage nach dem Geheimnis seines Aussehens neben dem Fasten den Namen der angeblichen Wunderwaffe.

Die Rede ist von „Wegovy“, ein Schlankheitsmittel, welches eigentlich für Menschen mit Adipositas vorgesehen ist. Gedacht ist das Präparat für Erwachsene mit einem Body-Mass-Index (BMI) ab 30. Der darin enthaltene Wirkstoff Semaglutid soll zusammen mit einer Diät und Bewegung bei Gewichtsverlust und -kontrolle unterstützen.  

Hype um die Abnehmspritze „Wegovy“: Betroffene berichten von gefährlichen Nebenwirkungen

Bisher war das Mittel nur in den USA, Dänemark und Norwegen zu bekommen. Seit Juli ist das Medikament nun auch in Deutschland erhältlich. Wer sich hierzulande dafür entscheidet, muss allerdings mit größeren Ausgaben rechen. Trotz Rezept vom Arzt müssen Patientinnen und Patienten für „Wegovy“ nämlich selbst blechen. Bei regelmäßiger Verwendung belaufen sich die Kosten auf 170 bis 300 Euro pro Monat.

Doch sorgt das Mittel tatsächlich für dauerhafte Schlankheit? „Der Haupteffekt ist meistens nach neun bis zwölf Monaten erreicht“, erklärte Experte Jens Aberle, der ärztliche Leiter des Adipositas-Centrums am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), „n-tv“. Wer die Spritze absetze, leide jedoch meist unter dem Jojo-Effekt. „Einige Patienten können das Gewicht halten. Bei anderen kommt es zu einer Zunahme des Körpergewichts und dann wäre es tatsächlich eher eine dauerhafte Behandlung.“

In den USA ist das Medikament bereits seit 2001 auf dem Markt. Dort scheinen allerdings immer mehr Patienten und Patientinnen unter den Nebenwirkungen zu leiden. Berichte über anhaltendes Erbrechen, Magenlähmungen seien dort keine Seltenheit. Auch Niedergeschlagenheit und depressive Stimmung seien negative Auswirkungen des Konsums von „Wegovy“.

Wie „NBC News“ berichtete, fühlte sich eine 53-jährige Frau nach einer nur zweiwöchiger Einnahme „total depressiv“. Sie berichtet dem US-Fernsehsender, dass es langsam begonnen habe. „Und dann Bam! Auf einmal hatte ich Suizidgedanken, dachte darüber nach, mit dem Auto über eine Klippe zu fahren“, erinnert sich die Patientin.

Betroffene berichten: Abnahmspritze führte zu Suizidgedanken

Die Beobachtung sei jedoch nicht die einzige dieser Art. So bestätigte auch die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) immer mehr Fälle von Suizidgedanken von Betroffenen nach der Einnahme der Abnehmspritze. In Europa seien bisher 150 gemeldete Fälle dieser Art bekannt. 

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Das Problem an der ganzen Sache: Im deutschen Beipackzettel des Medikaments gibt es (noch) keinerlei Hinweise auf mögliche Selbstmordgedanken nach Konsum der Abnehmspritze. Lediglich Müdigkeit sowie ein leichtes Schwächegefühl werden als Nebenwirkungen aufgezählt. 

Der Hype um diese Art von Abnehmprodukten ist trotz negativer Erfahrungsberichte jedoch noch nicht vorbei. Spätestens Anfang 2024 soll das Typ-2-Diabetes-Medikament „Mounjaro“ auch für Übergewichtige zugelassen werden. Dieses verspricht noch wirksamer zu sein als „Wegovy“.


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