443 Millionen Jahre altWahnsinns-Fund in Deutschland: Rätsel um Mega-Katastrophe geklärt?

Ein Geologe untersucht eine Grabung.

Torsten Hahn, Geologe am Bayerischen Landesamt für Umwelt, untersucht am 1. August 2023 die Grabung am Hang, die mehr von der 443 Millionen Jahre alten Gesteinsschicht aus dem Erdzeitalter Silur freigelegt hat.

In Deutschland sind 443 Millionen Jahre alte Spuren gefunden worden. Diese Spuren könnten das Rätsel um eine Mega-Katastrophe endlich lösen.

von Gianluca Reucher (gr)

Ein irrer Fund aus einer längst vergangenen Zeit: Im oberfränkischen Ludwigsstadt sind 443 Millionen Jahre alte Spuren im Schiefergestein gefunden worden, die das erste Massensterben der Erdgeschichte nachweisen könnten, wie das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) am Dienstag (1. August 2023) mitteilte.

Bei Bauarbeiten in der Stadt an der Grenze zu Thüringen seien Geologen und Geologinnen in einer freigelegten Straßenböschung auf die alten Belege gestoßen.

Das erste Massensterben der Erdgeschichte: Spuren in Deutschland entdeckt

„Damals lag die Gegend um Ludwigsstadt komplett unter Wasser und war Teil eines riesigen Ozeans“, sagte Roland Eichhorn, der Leiter des Geologischen Dienstes am LfU. Eine bis heute rätselhafte Katastrophe habe plötzlich fast alles Leben im Meer ausgelöscht. Jetzt sei es zum ersten Mal gelungen, die Spuren dieses Massensterbens auch in bayerischen Gesteinen nachzuweisen.

Mit einem Bagger wurde das Schiefergestein am Dienstag weiter freigelegt, damit LfU-Geologen und -Geologinnen mit einem speziellen Diamantbohrer Gesteinsproben für weitere Untersuchungen entnehmen konnten. Anhand dieser Proben soll auch geprüft werden, wie die Fundschicht als Geotop für die Öffentlichkeit erhalten werden kann.

„Die Gesteine sind uralt und dennoch brandaktuell“, sagte Geologe Eichhorn. Nun würden sie in Kooperation mit der Uni Freiberg genauer untersucht, um so Rückschlüsse zu gewinnen, wie es zu dem Massensterben kam. „Denn Forscher vermuten, dass damals eine weltweite deutliche Klimaerwärmung der Auslöser dieser Katastrophe war“, sagte Eichhorn.

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Vor 443 Millionen Jahren habe sich alles Leben im Ozean abgespielt. Landbewohner habe es noch keine gegeben, teilte das LfU mit. Jüngste Forschungsergebnisse ließen vermuten, dass gewaltige Vulkanausbrüche Unmengen an klimawirksamen Treibhausgasen in die Atmosphäre schleuderten.

Es sei demnach zur Klima-Erwärmung gekommen, wodurch sich die Ozeane aufgeheizt hätten, der darin gelöste Sauerstoff entwichen sei und die Meeresbewohner im wahrsten Wortsinn erstickt seien. Rund 85 Prozent aller Tierarten, darunter viele Muscheln, Korallen und Stachelhäuter seien damals ausgestorben. (dpa/gr)