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Nach Schicksalsschlag108-Kilo-Schildkröte Helmuth sorgt für Staunen in NRW-Zoo

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Mit dem neuen Rollbrett krabbelt die 108-Kilo-Schildkröte Helmuth nun wieder fröhlich durchs Gehege in der „Zoom-Erlebniswelt“.

Gelsenkirchen – Gute Nachrichten zur schulterkranken 108-Kilogramm-Spornschildkröte Helmuth aus dem Gelsenkirchener Zoo. Ihr Schicksal hatte viele Menschen über die Region hinweg bewegt.

  1. „Zoom-Erlebniswelt": Schildkröte Helmuth leidet an Schulterarthritis
  2. Orthopädietechniker hatte die Idee zum Rollbrett
  3. Gelsenkirchen: 108-Kilo-Schildkröte wird immer stärker

Spornschildkröte Helmuth ist wieder mobil: Dank eines kevlarverstärkten Spezial-Rollbretts krabbelt das 24 Jahre alte Tier wieder durch sein Außengehege in der „Zoom-Erlebniswelt".

Zoo Gelsenkirchen ließ nichts Unversucht für Schildkröte

Physiotherapie, eine Gehhilfe und ein Trainingsplan mit regelmäßigen Übungen: Der Gelsenkirchener Zoo lässt nichts unversucht, um seiner 108 Kilogramm schweren Spornschildkröte Helmuth wieder auf die Beine zu helfen.

Das Tier leidet an Schulterarthritis am rechten Gelenk - anfangs brauchte die Schildkröte sogar Schmerzspritzen und konnte sich nicht mehr aus eigener Kraft hochstemmen. Jetzt krabbelt das 24 Jahre alte Tier wieder mit beachtlichem Tempo durch sein Außengehege - unterstützt von einem orangenen Kunststoffbrett mit vier flexiblen Rollen.

Am Dienstagmorgen (1. Juni) präsentierte die „Zoom Erlebniswelt" erstmals die neue Gehhilfe. Frühe Besucher verfolgten das Schauspiel mit großen Augen: Helmuth hat das Zeug, zum neuen Publikumsliebling des Ruhrgebietszoos zu werden.

Sorge um Schildkröte im Zoo Gelsenkirchen

Ende Januar 2021 hatte das Tier nicht mehr richtig gefressen und sich zunehmend zurückgezogen. Tierärztin Judith Wabnitz ließ die Schildkröte in einer Tierklinik im Münsterland im Computertomografen untersuchen. So konnten die Ärzte den dicken Panzer durchleuchten.

Nach der Diagnose begann das Training für Helmuth, um mit gekräftigten Muskeln das Gelenk zu entlasten - zunächst nur auf einem starren Rollbrett auf glattem Untergrund in der Schildkrötenanlage. Für das Außengehege gab es anfangs keine Lösung.

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Der Orthopädietechniker Dennis Tiedtke (links) und Tierpfleger Pascal Fehlandt (rechts) mit der 108-Kilo-Schildkröte im Freigehege der „Zoom-Erlebniswelt".

Dann las der Bochumer Orthopädietechniker Ulrich Schade (66) von dem Fall. „Ich bin tierlieb und hab auch schon mal für meinen Hund, der ein Bein verloren hatte, ein Kunstbein gemacht", erzählt Schade.

Skateboard aus Kevlargewebe für Schildkröte im Zoo Gelsenkirchen

Schade beauftragte seinen Mitarbeiter Dennis Tiedtke (38). Der lud die Schildkröte auf eine Motorradhebebühne und fertigte erst mal einen Gipsabdruck vom Bauch des Tieres an.

Nach diesem Abdruck und den Anweisungen der Tierärztin baute Tiedtke das passgenaue Kunststoffboard mit zwei Befestigungsgurten - verstärkt mit Kevlargewebe, das auch für schusssichere Westen benutzt wird. Schließlich ist Helmuth kein Leichtgewicht.

Gelsenkirchen: Schildkröte Helmuth auf dem Weg der Besserung

Als sie Helmuth das erste Mal auf das neue Brett mit beweglichen Rollen gesetzt hätten, sei er sofort losgelaufen, berichtet Schade. Die Muskulatur an der rechten Schulter sei schon kräftig gewachsen - auch dank regelmäßiger Physiotherapie und Kräftigungsübungen, berichtet Tierärztin Wabnitz.

Die Weseler Tierphysiotherapeutin Doris Grütjen habe dafür Anfang April einen Trainingsplan erarbeitet. „Sie hat den Tierpflegern von Helmuth zum Beispiel spezielle Massagetechniken gezeigt", berichtet Wabnitz. Die Pfleger üben täglich mit dem Tier. „Helmuth wird immer stärker", sagt Grütjen.

Die Schmerzmittel konnte die Tierärztin längst absetzen. „Und vielleicht kann Helmuth irgendwann ganz auf die Gehhilfe verzichten", sagt Wabnitz. (dpa)