Rodeln trotz Corona?NRW-Touristen fluten Winterberg und bekommen deutliche Ansage

Winterberg

Tagestouristen, vor allem aus dem Ruhrgebiet, rodeln in Winterberg am Sonntag (27.12.20) trotz der Corona-Pandemie.

von Julia Bauer (jba)

Winterberg – An den meisten Orten in NRW gab es keine weiße Weihnacht. Folglich wollten wohl einige Menschen zumindest an ihren freien Tagen zwischen den Weihnachtstagen und Silvester noch ein bisschen Winter-Stimmung in der Umgebung schnuppern.

So zog es am Sonntag (27. Dezember 2020) zahlreiche Besucher ins verschneite Winterberg im Sauerland

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 Ein LED-Hinweis-Schild mit der Aufschrift „Alle Parkplätze belegt!“ steht am Montag (28.12.20) an einer Kreuzung in der Nähe des Kahlen Astens.

Und das, obwohl die Pisten wegen Corona geschlossen sind und eine Sturmwarnung bestand. Es wurde auch am Montag (28. Dezember 2020) nochmal darauf hingewiesen, dass alle Gastronomien, Toiletten, Skilifte und Pisten geschlossen sind.

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Das in Schneeflocken gehüllte Örtchen Winterberg hat nach Polizeiangaben am Sonntag (27. Dezember) einen Besucheransturm mit Staus und einer Reihe von Verkehrsunfällen erlebt.

Winterberg ist eine Kleinstadt im Rothaargebirge mit rund 13.000 Einwohnern. Der Ort im Hochsauerlandkreis ist als Austragungsort von Weltcuprennen des Bob- und Rennrodelsports sowie als Wintersportort bekannt.

Winterberg: Besucheransturm und Verkehrsunfälle

Ein Polizeisprecher des Hochsauerlandkreises berichtete am Sonntagabend (27.12.) von extrem vielen Besuchern und Verkehrsbehinderungen. „Viele Leute und wenig Erfahrung im Umgang mit der weißen Pracht auf der Fahrbahn“, sagte er. Es gebe immer noch Autofahrer, die nicht unbedingt mit der richtigen Bereifung unterwegs seien bei Schneefall und überfrierender Nässe.

Es habe eine Reihe von Verkehrsunfällen eher kleinerer Art und auch Leichtverletzte gegeben.

Stadt Winterberg warnte auf Facebook vor Besuch

Die Stadt Winterberg hatte am Sonntagnachmittag sogar auf ihrer Facebook-Seite darum gebeten, nicht mehr in das Gebiet zu reisen.

Es bildeten sich lange Staus und die Parkplätze seien voll.

Trotzdem ging es am Montag ähnlich weiter: Der WDR-Verkehrsfunk meldete am Montagmittag auf der Bundesstraße 480 zwischen Olsberg und Winterberg drei Kilometer Stau.

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Ein Sessellift am Skihang Postwiese steht still. Im Sauerland hat es geschneit. Aufgrund der Corona-Regelungen ist im Jahr 2020 kein Wintersport im Sauerland möglich. Das Foto wurde am 4. Dezember 2020 in Winterberg aufgenommen.

Auch auf Twitter fanden sich am Sonntag zahlreiche Posts zum Winter-Chaos in Winterberg. So schreibt eine Userin: „Wer sich über Ischgl und Verbier echauffiert: Wir in NRW haben auch genug Tagestouris in Winterberg.“

Ein anderer Kommentator schreibt: „Was die Zustände in Winterberg (und auch anderenorts) zeigen: Das Setzen auf Vernunft und Eigenverantwortung ist pure Illusion. Selbst unser als ‚hart‘ titulierter Lockdown ist ohne eine Ausgangssperre reine Zeitverschwendung.“

Laut WDR kamen die meisten Tagestouristen am Sonntag aus dem Ruhrgebiet. Auf der Bundesstraße Richtung A46 standen die Besucher mehrere Kilometer im Stau, laut Schätzung der Stadt Winterberg waren es insgesamt 45 Kilometer Stau am Sonntag.

„Verkehrs-Chaos, aber kein Corona-Chaos“

Bei den meisten Besuchern am Sonntag handelte es sich laut Susanne Schulten von der Wintersport-Arena Sauerland/Siegerland-Wittgenstein um Wanderer und Spaziergänger. Manche hätten auch einen Schlitten mitgebracht.

„Man kann den Leuten nicht verbieten, in der Landschaft zu laufen und sich auch mal ein Stück zu suchen, wo man mit einem Rodel runterrutschen kann“, so die Sprecherin zur Deutschen Presse-Agentur.

An die Coronaregeln hätten sich die meisten Besucher gehalten. Rückblickend könne man von einem Verkehrschaos, „aber nicht von einem Skigebiet-Chaos, oder Corona-Chaos sprechen“. Schulten rechnete damit, dass sich die Situation erst beruhigen wird, „wenn die Ferien zu Ende sind und die konstant winterliche Lage“.

Nach Stau-Chaos: Stadt Winterberg denkt über weitere Maßnahmen nach

Die Stadt Winterberg wolle nun trotzdem am Montag mit Polizei und Straßenbehörden über weitere Maßnahmen beraten. Auf seiner Website hatte Winterberg erneut an Besucher appelliert, auch am Dienstag nicht in die Stadt zu kommen: „Tu Dir den Stress nicht an!“, hieß es.

Auch die Polizei äußerte sich nun auf Twitter.

Das Skigebiet in Sundern wurde bereits vom Ordnungsamt gesperrt, ob das auch in Winterberg passiert, ist offen.

Schon an den vergangenen Wochenenden seien viele Menschen für einen Tagesausflug nach Winterberg gefahren. 

Auch in Österreich gab es am Wochenende  (26./27. Dezember 2020) teilweise so große Verkehrsstaus, dass einige Orte die Notbremse zogen und den Zutritt zum Skigebiet sperrten, hier werden nun die Regeln verschärft. (dpa/jba)