Sie waren schon ausgestorbenWelche Wildtiere gerade nach NRW zurückkehren

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Bei uns in NRW werden immer wieder Wölfe gesichtet. (Symbolbild)

Düsseldorf – Kaum zu glauben: Selbst der Papst wollte dem Biber im Mittelalter an den Kragen. Er hielt zwar an dem Edikt fest, dass in der Fastenzeit kein Fleisch gegessen werden durfte, gestattete aber eine Ausnahme: Biber.

So kam es, dass das mopsige Kerlchen mit den scharfen Zähnen im 19. Jahrhundert quasi ausgerottet worden war – nach 15 Millionen Jahren! Doch jetzt meldet sich der Nager mit Biss zurück!

Biber siedeln wieder in NRW

Rund 1000 Biber haben sich laut Landesumweltamt in NRW wieder angesiedelt. Es gibt hierzulande 340 Biberreviere – leicht zu erkennen an den abgenagten Bäumen.

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Ein erwachsener Biber frisst im Winter am Tag etwa fünf Kilogramm Rinde.

Gartenbesitzer ärgern sich natürlich über die Baumfäller, aber für Biber ist die Rinde so schmackhaft wie für uns Menschen Schokolade. Und wenn sie sich einen Tunnel unter Deichen und Straßen graben, haben sie damit schon so manches Feld geflutet. Klar, dass das Landwirten gar nicht schmeckt.

Biber sind „natürliche Wasserbauingenieure“

Umweltschützer sehen das anders: „Der Biber ist so eine Art natürlicher Wasserbauingenieur“, erklärte Holger Sticht (BUND). Das Tier sorge mit seinen Dämmen dafür, dass Flächen unter Wasser stehen. Und davon profitieren andere Arten wie z.B. Libellen. 

Auch Klimaschützer haben den Nager ins Herz geschlossen. Wasser werde durch seine Dämme an vielen Stellen zurückgehalten, statt schnell und gefährlich von den Flächen abzufließen. Zudem könnten sich Moore und Sümpfe entwickeln. Und die speichern wiederum CO2.

Viele Tier- und Pflanzenarten in NRW sind vom Aussterben bedroht

In NRW leben über 43.000 verschiedene Tier-, Pilz- und Pflanzenarten in rund 70 verschiedenen Lebensräumen. Doch trotz diverser Fortschritte im Naturschutz stehen nach wie vor rund 45 Prozent der bewerteten Arten auf der Roten Liste.

Aktuell besonders betroffen sind viele Tiere in Feld und Flur wie Feldhase, Rebhuhn, Feldlerche, Kiebitz und Feldhamster, zahlreiche Insektenarten, zum Beispiel Wildbienen.

Tiere haben ihre alte Heimat zurückerobert

„Will man vermeiden, dass sie gänzlich aussterben, müssen jetzt spezielle Schutzprogramme aufgelegt werden und eine Wende in der Agrarwirtschaft hin zu einer naturverträglichen Landwirtschaft erfolgen“, fordert NABU-NRW-Sprecherin Birgit Königs.

Doch auch einige andere Tiere haben sich NRW zurückerobert. Birgit Königs verriet unserer Zeitung die Aufenthaltsorte der einst verschwundenen Tiere.

Der Uhu steht auf Mettmann

Im Mittelalter nagelte man den armen Kerl sogar an Häusern fest, um böse Geister und Blitzschläge abzuwehren. Bis ins 20. Jahrhundert hinein galt der Uhu im Volksglauben als Unglücksbringer.

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Uhus galten früher als Unglücksbringer.

Der Mensch rottete den Vogel aus. Ab 1965 haben gezielte Schutzmaßnahmen dazu geführt, dass der Uhu sich wieder erfolgreich ansiedeln konnte. Der Bestand betrug zwischen 2010 und 2013 rund 400 bis 450 Brutpaare.

  1. Aufenthaltsort:

Falken im Siebengebirge

In den 70er Jahren galt der Wanderfalke als ausgestorben in NRW. Das lag vor allem an Insektenvernichtungsmitteln wie DDT, das sich fatal auf die Dicke der Eierschale auswirkte.

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Falken findet man in der Eifel und dem Siebengebirge.

Seit über 30 Jahren setzt sich die AG Wanderfalkenschutz mit Erfolg für den Raubvogel ein. Mit 230 Revierpaaren und 403 flüggen Jungfalken im Jahr 2018 hat die Wanderfalkenpopulation in NRW das Vorjahresergebnis erneut übertroffen, doch Jäger, Windkraftanlagen und das Sprengen alter Industrieanlagen machen dem Falken das Leben schwer.

  1. Aufenthaltsort:

Seeadler in Xanten

Er ist der größte Adler, der bei uns durch die Lüfte kreist: Der Seeadler. Im Osten sieht man ihn häufig, in NRW seltener.

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Der Seeadler ist der größte Adler, der hierzulande durch die Lüfte kreist.

Der Vogel gehört wie der Halsbandsittich (allein 1000 Vögel zählt man in Düsseldorf) oder die Feuerlibelle zu den Tieren, die mit NRW ursprünglich nichts am Hut hatten, aber durch klimatische Veränderungen oder Aussetzung hier hängenblieben sind.

  1. Aufenthaltsort:

Schwarzstorch im Sauerland

Der weiße Storch steht für Glück und Kindersegen, doch sein schwarzer Gegenspieler soll angeblich das Unglück anziehen. Auch aus diesem Grund wurde der Schwarzstorch mit seinem dunklen, metallisch schimmernden Gefieder im 19. Jahrhundert noch gejagt.

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Schwarzstörchen wurde nachgesagt, dass sie Unglück bringen würden.

Dies führte mancherorts zur Ausrottung. In NRW tritt er seit 1978 wieder als Brutvogel auf, es gibt circa 100 Paare.

  1. Aufenthaltsort:

Wisenten: Sanfte Riesen am Rothaarsteig

Der Streit dauerte Jahre: Die Waldbesitzer gingen auf die Barrikaden, weil die Wisente viel Schaden in ihren Wäldern anrichteten.

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Viele Waldbesitzer waren gegen das Artenschutzprojekt für die Wisenten.

Doch ein Kompromiss rettete 2019 das Artenschutzprojekt: Statt 10.000 Hektar stehen den Kolossen noch 1000 Hektar in den Wittgensteiner Wäldern zur Verfügung.

  1. Aufenthaltsort:

Luchs in der Nordeifel

Der Luchs wurde schon im frühen 18. Jahrhundert in ganz Mitteleuropa ausgerottet. Seit den 70er Jahren versucht die Raubkatze, sich ihr Terrain zurückzuerobern.

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Der Luchs galt seit dem frühen 18. Jahrhundert als ausgerottet.

Doch eine geringe Fortpflanzungsrate bei hoher Jungensterblichkeit, Autoverkehr und illegale Jagd erschweren den Aufbau neuer Populationen. Der BUND fordert deshalb mehr Tierquerungshilfen auf Straßen.

  1. Aufenthaltsort:

Wolf im „Hohen Venn“

1904 wurde bei Hoyerswerda der letzte Wolf in Deutschland erschossen. Wenn es nach dem Willen vieler Bauern gehen würde, wäre es dabei auch geblieben. Dabei wird verkannt, welche wichtige Funktion der Wolf im Ökosystem hat.

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In NRW leben bereits über 100 Wölfe.

2000 wurden hierzulande erstmals wieder Welpen von einer in Freiheit lebenden Wölfin geboren. Bis Ende 2019 gab es 111 Wolfsnachweise in NRW.

  1. Aufenthaltsort:

Biber mögen NRW

Der Biber breitet sich glücklicherweise wieder von allein in Nordrhein-Westfalen aus“, sagte der Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz NRW, Holger Sticht.

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Biber fühlen sich bei uns in NRW pudelwohl.

  1. Aufenthaltsort:

Otter am Niederrhein

Sein Fell wäre ihm fast zum Verhängnis geworden. Die einen machten Jagd auf seinen kostbaren Pelz, andere Otter ertranken in Fischreusen. In vielen Teilen Deutschlands, auch in NRW, war der Fischotter (mit Schwanz ca. 130 cm lang) ausgestorben.

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2009 wurden die ersten Fischotter im Münsterland wiederentdeckt.

Doch 2009 wurde eine kleine Population der Marderart im Münsterland wiederentdeckt.

  1. Aufenthaltsort:

Wildtiere, die (noch) direkt vor unserer Haustür leben

Es gibt Tiere, die sind fast ausgestorben, doch einige von ihnen leben noch direkt vor unserer Haustür. Also wirklich nur hier, in kleinen, überschaubaren Parzellen. Die Mauereidechse findet man zum Beispiel nur in Aachen, der Eifel oder dem Siebengebirge, die Grauammer in Zülpich und Jülich. Ein Überblick über unsere Nachbarn!

Der Feuersalamander

Klar, Lurchi kennt jeder – aber der auffällige Feuersalamander ist so selten geworden, dass er weder eingefangen noch getötet werden darf.

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Feuersalamander findet man zum Beispiel in der Eifel.

Aufenthaltsorte: Ennepe-Ruhr-Kreis, Weserbergland, Eifel und Niederrhein.

Der Feldhamster

Früher galt der Feldhamster als Plage, Millionen wurden getötet. Heute ist er vom Aussterben bedroht.

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Die süßen Feldhamster findet man nur noch im Raum Zülpich.

Aufenthaltsort: In NRW ist nur eine einzige Feldhamsterpopulation bekannt – und zwar im Zülpicher Raum (50 Tiere).

Der Eisvogel

Der wunderschöne Eisvogel wird auch „fliegender Edelstein“ genannt. Bis in die 90er Jahre ging der Bestand rapide zurück, jetzt soll es wieder 1000 Brutpaare im Land geben.

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Eisvögel kann man vor allem in Leverkusen und Solingen beobachten.

Aufenthaltsort: Vor allem in Leverkusen und Solingen.

Die Ringelnatter

Sie kann zwar fauchen und die Zähne zeigen, wenn sie sich angegriffen fühlt, aber keine Panik: Die Ringelnatter ist vollkommen harmlos. Doch die Industrialisierung hat den Bestand extrem gefährdet.

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Ringelnattern sind vollkommen ungefährlich.

Aufenthaltsort: Kottenforst Bonn.

Die Gelbbauchunke

Die winzige Gelbbauchunke (nur ca. 4 cm lang) ist eine vom Aussterben bedrohte Art: Im Jahr 2010 waren nur noch etwa 20 Vorkommen bekannt.

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Gelbbauchunken sind nur ca. 4 cm groß.

Aufenthaltsort: Vor allem im Rheinisch-Bergischen-Kreis.