Friedhof voll„Für Frieden auf der Welt“? Russische Demo in Bonn sorgt für hitzige Diskussionen

Das war mal ein unerwartetes Statement in Sachen Ukraine-Krieg: Am Sonntag haben sich hunderte Menschen mit ihren Autos von Köln aus auf den Weg nach Bonn gemacht. Das Ziel: der Friedhof in Lessenich!

Kurzfristig angemeldet, kurzfristig umgesetzt: Erst am Sonntagmittag (27. März) informierte die Bonner Polizei, dass sich hunderte Autos auf den Weg von Köln nach Bonn gemacht hätten, um dort den Friedhof in Bonn-Lessenich anzusteuern.

Und tatsächlich: Gegen 13.35 Uhr fuhren die ersten Autos über den Bertha-von-Suttner-Platz in der ehemaligen Hauptstadt, viele davon mit russischen Fahnen. Frauen und Männer riefen lautstark aus den Autos raus. Kaum zu überhören: Hier handelt es sich um eine pro-russische Demo!

Pro-russische Demo in Köln: Teilnehmende steuern Friedhof Lessenich an

Vorher hatte es nur geheißen, der Korso stehe „in Zusammenhang” mit dem Angriffskrieg Russlands in der Ukraine.

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Von Passantinnen und Passanten erhielten die Demo-Teilnehmenden Daumen nach unten und viele böse Blicke. Ein Mann trat sogar an einen Pkw heran und riss einem Insassen die Fahne aus der Hand.

Korso von Köln nach Bonn: Polizei auch mit Hubschrauber im Einsatz

Wie ein Sprecher der Polizei Bonn gegenüber EXPRESS.de erklärte, ist der Autokorso kurzfristig angemeldet und genehmigt worden. Hinter der Aktion stehe keine Organisation, sondern eine Privatperson. An der Versammlung nehmen auch zahlreiche Motorradfahrerinnen und Motorradfahrer teil.

Die Teilnehmenden haben von Köln aus die B56 (Autobahn ist bei einer Demo nicht erlaubt) genommen und waren durch die Bonner Innenstadt bis nach Duisdorf unterwegs. Dort befindet sich der Friedhof Lessenich, das eigentliche Ziel des Korsos.

Und warum der Friedhof im Bonner Stadtteil Lessenich? Am dortigen sowjetischen Ehrenmal legten die Menschen Kränze und Blumen ab. Menschen halten Schilder hoch, auf denen „Für Frieden auf der ganzen Welt” steht. Etwa 500 Menschen waren insgesamt vor Ort.

Demo in Bonn sorgt für hitzige Diskussionen in den sozialen Netzwerken

Vor Ort wurden auch Reden gehalten, vor allem in russischer Sprache. Laut Polizei soll aber alles friedlich geblieben sein. Nach der Demo verließen die Menschen die Stadt, allerdings nicht mehr in der großen Menge, sondern unabhängig voneinander.

Die Demonstration hat in den sozialen Netzwerken für reichlich Diskussionen gesorgt: „Die warten jetzt darauf, dass es zu Auseinandersetzungen kommt, damit die russische Propaganda das nutzen kann“, vermutet ein Facebook-Nutzer unter einem Post der Bonner Polizei. Andere fordern, eine solche Demo dürfe, trotz Meinungsfreiheit, nicht erlaubt werden. (tw, iri)