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Igel-Retterin aus PulheimNach 49 Jahren ist Schluss: „Das wird ein Befreiungsschlag“

Karin Oehl in ihrem Keller mit einem verletzten Igel.

Igel-Retterin Karin Oehl muss demnächst aufhören. Hier ein Foto von ihr und einem verletzten Igel vom 16. Dezember 2021.

49 Jahre lang rettete Karin Oehl (77) Igel, päppelte die süßen Stacheltiere auf, pflegte sie gesund. Doch jetzt macht die Pulheimerin Schluss damit. 

Karin Oehl (77) pflegt seit Ewigkeiten Igel, die Hilfe brauchen. Die 77-Jährige will aber auf gar keinen Fall „Igel-Omi“ oder „Igel-Mutti“ genannt werden. „Ich bin auch keine frustrierte Hausfrau, die das hier zu ihrer Selbstbestätigung braucht“, stellt sie klar. Sie war immer berufstätig, erst als Arzthelferin, dann als Krankenpflegehelferin.

Viel besser passt die Bezeichnung „Igel-Helferin“. Als solche hat sie es unter Tierfreunden zu bundesweiter Bekanntheit gebracht. „Das geht von Schleswig-Holstein bis zum Bodensee“, sagt sie nicht ohne Stolz. Ihre Fachkenntnisse hat sie sich in 49-jähriger Arbeit angeeignet. Einmal waren es sogar 435 in einem einzigen Jahr. Jetzt allerdings soll Schluss sein. Die Igel, die sie derzeit noch im Keller ihres Hauses in Pulheim bei Köln hat, sollen die letzten sein.

Karin Oehl pflegt seit 49 Jahren kranke Igel – jetzt hört sie damit auf

Begonnen hat alles Anfang der 1970er Jahre. Einer der Auslöser war nach ihrer Erinnerung ein Aufruf von Professor Bernhard Grzimek im Fernsehen. Der Igel war sein Wappentier, er trug ihn eingestickt in die Krawatte und pflegte zu sagen, dass er selbst auch Stacheln habe. Die 77-Jährige könnte das ebenfalls von sich behaupten. Über den falschen Umgang mit kranken Igeln kann sie sich richtig aufregen.

Noch immer ist der größte Raum im Keller in Pulheim ganz mit Käfigen zugestellt. Einmal hat sie 60 Tiere zugleich versorgt. „Das war schon sehr heftig.“ Auf jedem Käfig liegt eine eigene Karteikarte, auf der sie über die Entwicklung des Igels Buch führt. Die Regale sind vollgestopft mit Futterkonserven, Schautafeln und Transportkisten. 

Insgesamt stehe es um die Igel nicht gut. Die Lebenserwartung sei gesunken, sie bekomme so gut wie keine Alttiere mehr in die Station. Gründe dafür sind unter anderem die hohe Besiedlung, Versiegelung und Belastung der Böden oder das Insektensterben. Dadurch fänden die Igel, die sich eigentlich vor allem von Käfern, Raupen und Spinnen ernährten, fast nur noch Würmer und Schnecken zum Fressen. 

Im Frühjahr geht die 77-jährige Igelhelferin in Rente

Natürlich liebt sie die Tiere. Aber sie wird dabei nie sentimental. „Prämisse meiner Arbeit ist immer gewesen, das in Freiheit überlebensfähige Tier der Natur zurückzugeben. Und wenn das nicht möglich ist, dann wird das Tier vom Tierarzt erlöst.“ Deshalb gibt sie den Igeln auch keine Namen sondern Nummern. „Man muss da professionell rangehen. Herz und Verstand, man braucht beides.“ In einem Nebenraum hat sie außerdem eine richtige kleine Krankenstation eingerichtet. Dort untersucht sie mit einem Mikroskop viele Dinger – sogar Igelkot.

Im Frühjahr soll nun aber Schluss sein. Ihre Gesundheit spielt nicht mehr mit. „Es ist für mich nur noch Quälerei.“ Der Abschied wird sicher sehr emotional, oder? „Das wird nicht sehr emotional. Das wird ein Befreiungsschlag.“ (dpa)