Shitstorm nach Frauen-BeschlussJetzt wehrt sich der Neusser Schützen-Chef

Schützen in Uniformen marschieren beim Neusser Schützenfest.

Bisher mar­schie­ren bei den Neusser Schützen während ihres großen Schüt­zen­fes­tes nur die Männer. Frauen wollen sie nach einem aktuellen Beschluss nicht aufnehmen – auch nicht als passive Mit­glie­der. Das Foto ist vom 26. August 2019.

Der Beschluss des Neusser Bürger-Schützen-Vereins, keine Frauen (auch nicht als passive Mitglieder) aufzunehmen, hat zu einer riesigen Kontroverse geführt. Jetzt meldet sich der Präsident der Schützen zu Wort.

von Michael Kerst (mik)

Der Neusser Schützenchef Martin Flecken tritt dem Shitstorm, der nach dem Beschluss über seinen Verein hereingebrochen ist, vehement entgegen.

„Irgendwann ist es mal gut!“, sagt er und nennt nur einige der heftigen Kommentare: „Ihr seid ein Scheiß-Verein“, „In Deutschland regt man sich über andere Länder auf, in denen die Rechte von Frauen unterdrückt werden … Aber im eigenen Land ist das wohl so!“ oder „Hinterwäldler mit Waffe … ganz schlechte Kombi“.

Neuss: Ärger um Beschluss von Bürger-Schützen-Verein

Die Bürgerschützen stellten sich jeder Diskussion, betont Flecken, aber „bei Beleidigungen, Halbwahrheiten und indirekten oder direkten Drohungen gegen den Verein oder seine Mitglieder muss und werde ich eingreifen und sage: ‚Stop!‘“. Insbesondere die Ankündigung, „zu Geldgebern zu laufen, um sie zu veranlassen, kein Geld mehr zu geben“, regt die Schützen und ihren Chef auf.

Flecken verweist noch einmal darauf, dass das Komitee des Schützen-Vereins, an dessen Spitze er sitzt, ebenso für die passive Mitgliedschaft von Frauen gewesen sei wie die Korpsführer der verschiedenen Untergruppen. Das sei aber „in einem demokratischen Prozess abgelehnt worden“, so Flecken. „Eine Entscheidung, die jeder und jede zu respektieren hat. Die Abstimmung war frei und offen für alle anwesenden Mitglieder am vergangenen Donnerstag.“

Das „Nein“ zu dem konkreten Antrag sei allerdings nicht als „Nein“ zur Bereitschaft für Reformen und Modernisierung zu verstehen. „Der Neusser Bürger-Schützen-Verein wird mithilfe einer Satzungskommission Ungenauigkeiten verbessern und noch nicht geklärte Fragen in unserer Satzung beantworten und festschreiben.“

Als Vorgabe für eine solche Diskussion formuliert Martin Flecken: „Als Verein aus Neuss und für Neuss wünschen wir uns einen breiten Konsens unter unseren Mitgliedern und auch in der Stadt für unsere Satzung, unsere Werte und natürlich auch für unser geliebtes Bürger-Schützenfest.“

Bisher marschieren bei den Neusser Schützen während ihres großen Schützenfestes nur die Männer. Frauen wollen sie nach einem aktuellen Beschluss nicht aufnehmen – auch nicht als passive Mitglieder.