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„Krasse Provokation“Lützerath vor der großen Schlacht: Ton wird immer schärfer

Blick auf Barrikaden vor dem Braunkohledorf Lützerath.

Vor der erwarteten Räumung des Braunkohledorfes Lützerath sitzen Aktivistinnen und Aktivisten am Freitag (6. Januar 2023) auf Barrikaden.

Ein Bündnis, das eine große Demonstration am besetzten Braunkohledorf Lützerath plant, hofft auf einen Erhalt der Siedlung in letzter Minute. Die Stimmung wird immer aggressiver.

von Marcel Schwamborn (msw)

Der Ton wird schärfer. In diesem Monat will der Energiekonzern RWE mithilfe der NRW-Landesregierung das Dorf Lützerath vollständig räumen, um an die Braunkohle darunter zu gelangen.

Im Dorf ist ein vielfältiger Widerstand gewachsen: Es gibt ein Protestcamp und zahlreiche Baumhäuser. Am Sonntag (8. Januar 2023) findet ein sogenannter Dorfspaziergang statt, an dem auch Klimaaktivistin Luisa Neubauer (26) teilnehmen will.

Lützerath: Dorfspaziergang und Groß-Demonstration der Initiativen

Für den 14. Januar ruft ein breites Bündnis aus Umweltverbänden, Klimagruppen und lokalen Initiativen ab 12 Uhr zudem zu einer großen Demonstration auf. Erwartet werden mehrere Tausend Teilnehmende. Mit einem Versuch, das Dorf zu räumen, wird aber schon ab dem 10. Januar gerechnet. Die große Schlacht kann jederzeit beginnen.

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„Die Demonstration wird auf jeden Fall stattfinden. Wo genau, dazu laufen Kooperationsgespräche mit der Polizei“, sagte Linda Kastrup von „Fridays for Future“ auf EXPRESS.de-Nachfrage. „Wir werden viele, wir werden laut. Es liegt an uns, die Abrissbirnen und Kohlebagger zu stoppen.“

Eine Verfügung des Kreises Heinsberg bietet den Behörden ab Dienstag die rechtliche Grundlage, den Ort zu räumen. Mit einem Eilantrag gegen die Verfügung scheiterten die Klimaaktivistinnen und Klimaaktivisten vor dem Aachener Verwaltungsgericht. Am Freitag lag der Fall nun beim NRW-Oberverwaltungsgericht in Münster.

Seit Montag gab es immer wieder Zusammenstöße vor Ort. „Wir sind umrundet von Vorbereitungen durch RWE und der Polizei“, sagte Ronni Zepplin von der Initiative „Lützerath lebt“ am Freitag (6. Januar 2023).

Aktuell sollen sich etwa 300 Menschen dort aufhalten, um die Bauarbeiten zu stoppen „Wir haben den Tag X ausgerufen. Unser Staat schützt hier mit viel Geld und Einsatz die Gewinne von RWE. Wir sind hier, um das Leben zu schützen. Wir verteidigen Lützerath, weil wir es lieben.“

Ronni Zepplin von der Initiative „Lützerath lebt“ bei einer Pressekonferenz.

Ronni Zepplin von der Initiative „Lützerath lebt“ äußerte sich am Freitag (6. Januar 2023) zu den Zuständen im Braunkohle-Ort.

Die Aktivistin kündigt einen langen Widerstand an: „Indem wir uns mit unseren Körpern den Baggern und der Polizei in den Weg stellen, wiederholen wir das, was längst klar ist: Die Braunkohle muss im Boden bleiben. Sie ist die dreckigste aller Energien in unserem Stromnetz. Das Rheinische Braunkohlerevier bleibt die größte CO₂-Quelle in Europa. Zweieinhalb Jahre haben wir das Dorf Lützerath vor dem Abriss bewahrt und dem Tagebau damit Einhalt geboten. Jetzt geben wir es nicht mehr her. Wir werden um jeden Meter kämpfen.“

Dabei reagieren die Aktivistinnen und Aktivisten immer gereizter. Dass der große RWE-Bagger ausgerechnet am Ortseingang von Lützerath positioniert wurde, empfindet Zepplin als „krasse Provokation. Das macht die Menschen wütend“. Christoph Bautz vom Kampagnennetzwerk Campact hat dennoch einen klaren Wunsch: „Es ist zentral, dass die Proteste friedlich und gewaltfrei bleiben. Lützerath ist der neue Hotspot der Klimabewegung.“ Man sei optimistisch, dass die Proteste es erhalten könnten.

Lützerath: Initiativen hoffen auf gewaltfreien Protest

„Ich denke, in Lützerath verdichtet sich der Protest gegen eine mutlose und viel zu unambitionierte Klimapolitik wie nirgendwo sonst. Wir fordern einen Last-Minute-Stopp. Die Landesregierung muss die Notbremse ziehen.“

Die Breite der Gesellschaft werde laut Bautz auf den Beinen sein. „Nicht nur die ‚Letzte Generation‘ wird sich rund um Lützerath auf den Straßen festkleben, sondern alle Generationen protestieren gemeinsam gegen den Kohle-Wahnsinn. Dies schließt ausdrücklich auch Aktionen zivilen Ungehorsams mit ein, wenn sie friedlich und gewaltfrei bleiben“.

Ähnlich denkt Karsten Smid, der Energieexperte von Greenpeace: „Die Räumung von Lützerath ist eine politische Entscheidung. Und wir sind der festen Überzeugung, dass sie noch in letzter Minute rückgängig gemacht werden kann. Ich hoffe, dass in den nächsten Tagen die Emotionen nicht zu hoch schlagen, damit keine unschönen Bilder zu sehen sind. Wir haben das leider am Montag erleben müssen, als es brennende Barrikaden gab.“