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„Kreislauf des Lebens“NRW-Zoo verfüttert Hirsch vor Augen der Besucher

Ein Löwe nagt einem Stück Fleisch.

Ein Asiatischer Löwe im Zoo Wilhelma bei der Fütterung (Symbolfoto)

Viele Besucher und Besucherinnen werden bei dem Anblick entsetzt sein. Der Grüne Zoo Wuppertal hat Fotos veröffentlicht, die eine ganz besondere Fütterung zeigen.

Es sind Fotos, die nicht jeder ansehen mag. Ein Löwe zerreißt in seinem Gehege einen Waldrentier-Hirsch. Und das vor den Augen der Zoo-Besucher und Besucherinnen.

Viele werden sich fragen, warum der Grüne Zoo Wuppertal diese Fotos auf seinen Social-Media-Kanälen wie Facebook und Instagram zeigt. Die Erklärung liefert der Zoo gleich mit, betitelt die Fotostrecke als Kreislauf des Lebens.

Tierschutzgerecht getötet und anschließend verfüttert

Manchmal würden Zootiere aus dem eigenen Bestand verfüttert. „Dabei handelt es sich beispielsweise um überzählige Zootiere, für die kein geeigneter Platz in einer anderen zoologischen Einrichtung vorhanden ist oder aber um stark verletzte Tiere, die nicht mehr geheilt werden können (...) Diese werden dann tierschutzgerecht getötet und anschließend an unsere fleischfressenden Tiere verfüttert“, heißt es in dem ausführlichen Post.

Das Schicksal traf nun auch einen jungen Waldrentier-Hirsch, der im vergangenen Jahr im Grünen Zoo geboren wurde. „Er zog sich kürzlich einen so komplizierten Bruch des Hinterbeines zu, dass eine Behandlung leider nicht möglich war“, teilt der Zoo mit.

Unter dem Facebookpost gibt es dazu zahlreiche Kommentare – und das Gros steht tatsächlich hinter der Zoo-Entscheidung. „Das ist eine sinnvolle Weise, die toten Tiere zu verwenden, ... Wichtig ist dabei Transparenz, ... dass alles seine Richtigkeit hat, wie hier“, heißt es da unter anderem. „Vollkommen in Ordnung“, schreibt eine andere Userin kurz und knapp. „Sehr vernünftig. Findet meine volle Zustimmung“, lautet eine weitere Nachricht.

Natürlich gibt es auch kritische Stimmen. „Naja, ob Tiere töten per Genickbruch Tierschutzgerecht ist ...ich weiß ja nicht..... Aber die Fütterung ist legitim“, so ein Follower.  Drastischer sieht es ein Tierfreund: „Diese verlogene Welt der Zoos. Einfach nur abartig. Hoffentlich erlebe ich das Ende der Zootierhaltung noch.“

Zoo verteidigt die Tötung und Verfütterung

Der Zoo verteidigt die Maßnahme: „Anders als in der konventionellen Nutztierhaltung wurde das Futtertier vor Ort in seiner gewohnten Umgebung getötet. Ein stressiger Transport zum Schlachthof war nicht nötig.“

Bis zu seinem tragischen Tod habe der junge Hirsch ein gutes Zoo-Leben gehabt. Das Waldrentier wurde laut Zoo-Informationen nur mit bestem Futter versorgt und wuchs tiergerecht in seiner Herde auf. „Durch die Tötung vor Ort, konnte das Waldrentier im Ganzen und unmittelbar nach seinem Tod verfüttert werden. Unsere Löwen erhielten dadurch eine frische, qualitativ sehr hochwertige Mahlzeit... Bei einer Ganzkörperfütterung mit Fell, Knochen und inneren Organen nehmen die Raubtiere alle wichtigen Nährstoffe in idealer Zusammensetzung auf. Das Reißen, Zerlegen und Fressen eines ganzen Beutetieres fordert Geschicklichkeit, Kraft und Zeit und bietet wertvolle Beschäftigung. Der noch warme Tierkörper regt zusätzlich die Sinne an“, so die Erläuterung.

Derartige Räuber-Beute-Beziehungen sind in der Natur ein grundlegender Bestandteil des Ökosystems, wird in dem Post erklärt. Doch warum fand die Fütterung öffentlich statt? Dazu schreibt der Grüne Zoo Wuppertal: „Auch im Zoo möchten wir unsere Tiere so naturnah wie möglich halten. Die Ganzkörperfütterung ermöglicht unseren Raubtieren, ihr natürliches Verhalten auszuleben. Gleichzeitig möchten wir unseren Besucherinnen und Besuchern den Kreislauf des Lebens näher bringen und der Entfremdung von der Natur entgegenwirken. Deshalb finden Ganzkörperfütterungen im Grünen Zoo sichtbar für die Besucherinnen und Besucher statt.“ (susa)