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Willicher empört über Gesetzespläne des LandesDie Wut des Schlangen-Mannes

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Schlangenbesitzer Thomas Mumm zeigt in seinem besonders gesicherten Kellerraum die Terrarien. Der Schlangenfachmann hält in seinem extra gesicherten Raum bis zu 30 Giftschlangen.

von Michael Kerst (mik)

Willich – Thomas Mumm lebt mit seiner Familie in einem Neubaugebiet in Willich und hält mehr als ein Dutzend Giftschlangen. Dass die Landesregierung die Haltung mit einem Gesetz beschränken und neue Tiere verbieten will, versteht er nicht. Die Gefahr hält er für aufgebauscht.

Andere Menschen gehen erst mal zum Kühlschrank, wenn sie nach Hause kommen. Thomas Mumm geht lieber in den Keller - um nach den Tieren zu sehen. In mehr als 15 Terrarien leben 30 Schlangen, die längsten knapp 1,50 Meter lang.

Zu den Tieren gehören auch 13 Giftschlangen. Das wird voraussichtlich noch in diesem Jahr zum Problem für Mumm.

Schlangenhalter in Willich: Vom Gesetzentwurf hält er gar nichts

Im November hat die NRW-Landesregierung einen Entwurf für ein Gifttiergesetz vorgelegt, das zurzeit in der Beratung ist.

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 Zwei europäische Eidechsennattern beobachten aus einem Terrarium von Schlangenbesitzer Thomas Mumm heraus die Umgebung.

„Das wurde aus der Hüfte geschossen“, sagt Mumm, es habe kein Rücksprache mit Fachleuten gegeben: „Ich fühle mich entmündigt.“

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Mumm hält und züchtet ausschließlich europäische Arten. Meist rühren sie sich nicht. Schon Schlangen dabei zuzusehen, wie sie in der Sonne liegen, fasziniert den 60-jährigen Architekten aus Willich (Kreis Viersen).

Schlangenhalter in Willich: So wuchs seine spektakuläre Sammlung

Bereits als Zehnjähriger hielt Mumm eine Schlingnatter, danach kaufte er sich weitere Tiere und verbrachte viel Zeit mit den Schlangen.

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Zwei Ringelnattern liegen in einem Terrarium von Schlangenbesitzer Thomas Mumm ineinandergedreht zusammen.

Als zweifacher Familienvater fehlte ihm irgendwann die Zeit für sein Hobby, doch als die Kinder alt genug waren, räumte er das Spielzimmer im Keller aus und stellte seine selbstgebauten Terrarien hinein, die er nach und nach mit Schlangen füllte.

Das Haus der Familie steht in einem Neubaugebiet. Im Raum befindet sich auch ein Kühlschrank. Darin liegen gefrorene Ratten und Mäuse. Mumm füttert aber auch mit lebendigen Insekten, die in Plastikschachteln auf dem Schreibtisch stehen.

Schlangenhalter in Willich: Er bräuchte eine Haftpflichtversicherung

Mumm darf - sobald das neue Gesetz in Kraft tritt - keine neuen Gifttiere kaufen. Die Schlangen, die er schon hat und deren Nachkommen dürfte er zwar behalten - er müsste aber den Behörden ein Führungszeugnis und eine Haftpflichtversicherung vorlegen.

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Zwei Ringelnattern liegen in einem Terrarium von Schlangenbesitzer Thomas Mumm ineinandergedreht zusammen.

Die käme zum Beispiel für Feuerwehreinsätze auf, falls eine Schlange entweicht.

Schlangenhalter in Willich: Entflohene Schlangen waren der Anlass für das Gesetz

Eben solch ein Fall war dem Gesetzentwurf von Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) voraus gegangen: In Herne war im August 2019 eine Monokel-Kobra entfleucht, mehrere Häuser wurden geräumt.

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 Zwei Kreuzottern beobachten aus einem Terrarium von Schlangenbesitzer Thomas Mumm heraus die Umgebung.

Die 30 Bewohner mussten ihre Wohnungen verlassen und tagelang abwarten, bis die Schlange eingefangen werden konnte. Um die Kosten gibt es bis heute Streit.

In einem anderen Fall war in Mülheim im März 2010 eine Monokel-Kobra aus dem Terrarium in einem Mehrfamilienhaus geklettert. Auf der Suche nach ihr wurde die Wohnung des Schlangenhalters sogar entkernt. Das Tier verendete auf einem ausgebrachten Klebestreifen.

Schlangenhalter in Willich: Kein Verständnis für die Ministerin

Bei der Vorstellung des Entwurfs sagte Heinen-Esser: „Immer wieder entwischen Tiere und werden damit zu einer Gefahr für Menschen. In der Folge müssen die zuständigen Behörden aufwendige Maßnahmen zur Gefahrenabwehr durchführen, die Tiere finden und oftmals auf Kosten der Allgemeinheit bergen.“

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Eine europäische Eidechsennatter beobachtet aus einem Terrarium von Schlangenbesitzer Thomas Mumm heraus seine Umgebung.

Mumm hat für den Entwurf kein Verständnis. „Das trifft die Vernünftigen“, sagt er: „Die Unvernünftigen werden sich nicht abhalten lassen.“ Die von Giftschlangen ausgehende Gefahr werde aufgebauscht.

Schlangenhalter in Willich: Seine Tiere können nicht abhauen

Selbst in der Begründung zum Entwurf stehe, die Zahl der Fälle sei überschaubar, in denen giftige Tiere ausbrechen.

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Eine europäische Eidechsennatter beobachtet aus einem Terrarium von Schlangenbesitzer Thomas Mumm heraus seine Umgebung.

Mumm ist überzeugt, dass eine Schlange nicht abhauen kann, wenn der Halter Fürsorge trägt. In seinem Keller sind die Fenster vergittert, die Türen fallen von selbst zu und sind abgesenkt, damit Tiere nicht durch den Türspalt entkommen können. Die Terrarien lassen sich abschließen.

Schlangenhalter in Willich: Nachbarn wissen von seinem Hobby

Auf dem Schreibtisch im Raum liegt ein Notfallordner mit allen Informationen über die Tiere. Sollte er gebissen werden, nähme er den mit in die Uniklinik Düsseldorf, wo für den Fall der Fälle auch ein Gegengift vorgehalten werde.

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Zwei Kreuzottern beobachten aus einem Terrarium von Schlangenbesitzer Thomas Mumm heraus die Umgebung.

Die Nachbarn wüssten von seinem Hobby, sagt Mumm - sie machten sich aber keine Sorgen.

Der Schlangenhalter aus Willich ist Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT), die bundesweit knapp 5000 Mitglieder hat - in NRW 870.

Schlangenhalter in Willich: Verband nennt Gesetz „kopflos“

Der DGHT-Präsident Markus Monzel nannte das geplante Gifttiergesetz jüngst „kopflos und unter sachfremden Erwägungen auf den Weg gebracht“.

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Eine europäische Eidechsennatter beobachtet aus einem Terrarium von Schlangenbesitzer Thomas Mumm heraus seine Umgebung.

Das NRW-Umweltministerium verteidigt den Entwurf: „Der Regulierungsvorschlag ist das Ergebnis einer Abwägung zwischen den Interessen von privaten Halterinnen und Haltern von Gifttieren einerseits und dem Schutzbedürfnis der Bevölkerung andererseits“, sagt ein Sprecher.

Schlangenhalter in Willich: Land will Zahl der Gifttiere reduzieren

Dennoch haben DGHT und Umweltministerium grundsätzlich verschiedene Ziele: Die einen wollen Giftschlangen weiter halten - die anderen die Zahl der giftigen Tiere reduzieren.

Durch den neuen Gesetzentwurf sei zu erwarten, „dass sich mit dieser Einschränkung die Anzahl der in privaten Wohnungen gehaltenen sehr giftigen Tieren deutlich senken lässt“.

Wenn ein Tier sterbe und man sich kein neues kaufen dürfe, sinke die Zahl auf natürlichem Wege.

Mumm und sein Verband stellen sich nicht pauschal gegen Regelungen. Sie fordern allerdings, dass es auch privaten Haltern noch möglich sein muss, unter bestimmten Bedingungen Giftschlangen zu halten - und zu erwerben.

Schlangenhalter in Willich: Verweis auf die Schweiz

Eine Meldepflicht und einen Versicherungsschutz halten sie für angemessen, doch wünschen sie sich auch einen Sachkundenachweis. Wer den hat, solle weiter Giftschlangen züchten dürfen. Mumm besitzt so einen Nachweis, die DGHT bietet selbst Prüfungen an.

Der Verband verweist auf die Schweiz. Das Land sieht seit 1981 eine Haltebewilligungspflicht für Gefahrtiere vor. Dazu gehört unter anderem, einen Sachkundekurs absolviert zu haben.

Schlangenhalter in Willich hofft auf langes Leben seiner Tiere

Thomas Mumm wird weiter Schlangen halten, auch wenn er vielleicht schon ab diesem Sommer keine neuen Giftschlangen mehr kaufen darf. Von denen, die er bereits besitzt, wird er vermutlich noch länger etwas haben: „Ich hoffe, dass meine Vipern zehn Jahre alt werden.“